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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Sandwüste und bis Foreverfroze im hohen Norden gezogen waren. Sie hatten sich auf der Straße kennen gelernt, mein Vater war Zureiter, meine Mutter Jongleurin wie ich.
    Sie ließen sich erst in Pless nieder, als meine Mama Rheuma bekam und nicht mehr jonglieren konnte und mein Vater dort eine Geliebte fand, die er sich bewahren wollte. Er ließ sich als Pferdeausbilder nieder, und es stimmt schon, es gibt kaum ein Pferd, dem mein Papa nicht Manieren beibringen könnte.
    Wir beide wollten nicht sesshaft werden, und sie ließen uns gehen. Aber sie brachten uns bei, wie man Probleme frühzeitig erkennt, und meine Mama zeigte uns ein paar gewiefte Tricks mit dem Messer. Seit dieser Zeit waren wir jedes Jahr einmal zurückgekommen, hatten etwa eine Woche bei ihnen verbracht und waren dann wieder losgezogen. Immer hatte es so viel Lächeln und Umarmungen gegeben, dass es für das ganze Jahr reichte.
    Dieses Mal war es anders. Es herrschte bereits schneidender, kalter Herbst, und es stand noch Schlimmeres bevor. Die Alten sagten, es würde ein mörderischer Winter werden, der die Grabhöhlen füllen würde. Ich dachte, wir könnten den Winter bei Mama und Papa überdauern, an einer neuen Nummer arbeiten, Flax ein bisschen mehr Jonglieren beibringen, vielleicht auch Akrobatik oder eine Nummer mit Gedankenlesen. Ich konnte singen, allerdings nicht so wie Flax, nicht mit diesem klaren, herzerweichenden Klang, der den Leuten das Silber aus der Börse lockte.
    Ich hätte nicht gedacht, dass es sie so sehr störte. Wenn
sie es eingefordert hätten, wäre ich auch für meinen Unterhalt und den von Flax aufgekommen. Ich hatte nicht begriffen, dass sie ehrbar geworden waren. Papa hatte es auf den Posten als Stadtrat abgesehen und versuchte, seine dunkle Vergangenheit zu vergessen, und Mama drängte ihn dabei, so sehr sie konnte. Ich glaube, dass Mama dabei die Geliebte im Sinn hatte; ein Stadtrat muss ja wohl ehrbar sein, und vielleicht würde die Geliebte dann gehen müssen.
    Es war gar nicht das Bumsen, das Mama Sorgen bereitete; es war das Silber, das für diese Frau draufging, damit sie Brot auf dem Tisch und Kleider am Leib hatte. Mama klebte an dem Silber, als hinge ihr Leben daran, und vielleicht war das ja auch einmal so gewesen, damals, auf der Straße.
    Als dann also Flax, der aus seinen Sachen herausgewachsen war, und ich, auch nicht gerade die Sauberste, da der Weg aus Sandalwood nun mal durch Morast führt, unerwartet vor der Tür standen, da freuten sie sich eben nicht so sehr, wie wir gedacht hatten.
    Vielleicht hätten wir auf dem Absatz kehrtmachen und weiterziehen sollen, bevor diese Kränkung uns noch mehr verletzte. Wir hätten das Lebewohl der Wanderer, »Wind in deinem Rücken«, sagen und zum Gasthaus gehen sollen. Dort hätten wir jonglieren und singen sollen, bis wir uns unser Essensgeld und unser Wandergeld verdient hätten, und dann einfach immer so weitermachen sollen. Aber das haben wir nicht. Nein, uns war kalt, wir waren hungrig und hofften darauf, umarmt zu werden, also marschierten wir hinein, setzten uns ans Feuer und hörten, was es Neues gab.
    Das mit dem Stadtrat erzählten sie uns sofort, und wenn ich darauf geachtet hätte, wäre mir dieser neue Ausdruck auf ihren Gesichtern aufgefallen, dieser argwöhnische, nicht einladende Ausdruck. Doch Flax hatte Husten vom Wandern in dem feuchten Morastgebiet, und ich schob ihn dicht ans
Feuer und holte ihm Tee. Ich fasste es als einen Witz auf und lachte; mein Papa, das Ratsmitglied!
    In den folgenden Tagen war ich zu sehr damit beschäftigt, mich um Flax zu kümmern, und hatte wenig Zeit zum Nachdenken. Ständig kamen und gingen Leute, und Mama servierte ihnen immer Glühwein und Gewürzkekse, und der Geruch drang zu uns hoch, und mein Magen knurrte wie ein Bär. Flax hingegen war so krank, dass er es gar nicht mitbekam. Er hatte schlimmes Fieber und spuckte Blut.
    Die Kräuterfrau meinte, er würde gesund werden, wenn er den Winter über im Bett bliebe. Das waren schlechte Nachrichten für Mama und Papa. Sie hatten keinem davon erzählt, dass wir zurückgekehrt waren, und mir fiel im Nachhinein auf, dass wir während unserer letzten Besuche überwiegend zuhause geblieben waren und niemanden besucht hatten oder ausgegangen waren. Ich begriff, dass hier kaum jemand wusste, dass Mama und Papa überhaupt Kinder hatten, geschweige denn Wandererkinder - und das war ihnen auch lieb so.
    Daher erzählten sie der Kräuterfrau, Flax sei der Stalljunge, und mir

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