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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Altar, der nach wie vor eine erschreckende Hitze ausstrahlte, nicht allzu nahe.
    Bevor sie sich in Bewegung setzte, zwang sich Martine dazu, noch einen Moment abzuwarten, obwohl ihr Instinkt ihr deutlich riet, sie solle weglaufen. Sie nahm Zels Hand und drückte sie fest.
    »Das Feuer …«, lieferte sie das Stichwort und wartete darauf, dass Zel mit einstimmte. Zels Augen waren geweitet, doch dann räusperte sie sich mit Mühe.
    »Das Feuer«, sagte sie, und nun vervollständigten sie beide den Satz, wie es sein musste, »wird niemals erlöschen.«
    Martine spürte, wie das eiserne Band, das ihr die Brust eingeschnürt hatte, sich ein wenig lockerte, als habe das Feuer ihren Treueeid gehört. Sie schauderte. Hatten sie den See beleidigt? Aber das Ritual musste doch zu Ende gebracht werden, sonst konnte das Feuer zurückkehren, wann immer
er wollte. Das gehörte zum Ritual. Vielleicht wusste der See das, denn nach einer Atem raubenden Pause erlaubte er es dem Wasser, sich weiter zu beruhigen.
    Als das Wasser wieder klar und flach war und den Himmel reflektierte, kehrten sie zurück, wobei sie zitterten und einander an der Hand hielten. Sie rechneten damit, dass Safred und Cael ihnen lauter Fragen stellen und vor Erstaunen laut ausrufen würden.
    Doch das Lager war ruhig, Cael und Safred schliefen. Martine und Zel setzten sich Schulter an Schulter in sicherer Entfernung vom Lagerfeuer.
    »Der Boden war trocken«, sagte Zel schließlich, als klammere sie sich an etwas Reales.
    »Was?«, fragte Martine. Sie fühlte sich überfordert, kam sich vor wie ein Mühlgraben, durch den zu viel Wasser strömte. Sie konnte an nichts anderes denken als an ihn.
    »Auf der Insel war der Boden trocken. Als hätten die Wellen sie nicht erreicht. Wir sind trocken. Meine Haut - das Wasser fühlte sich an, als brenne es … aber ich habe keine Narben zurückbehalten.« Sie legte eine Pause ein, während der sie auf Cael in seiner Decke und auf Safreds Zelt deutete. »Sie haben nichts gehört. Ist es … war es real?«
    In ihrer Stimme schwang Wehmut mit. Dies ließ Martine schlagartig aufmerksam werden.
    »Wenn du wissen willst, ob du, wenn du in das Feuer gegangen wärst, völlig verbrutzelt wärst: Ja, das wärst du«, sagte sie mit scharfer Zunge.
    Zel biss sich auf die Lippe. Tränen traten ihr in die Augen. »Er wird mir niemals vergeben«, sagte sie.
    »Nein. Er vergibt nie.«
    »Ich werde dem Ritual nie wieder beiwohnen können.«
    Martine nickte und dachte darüber nach. »Du wärst ein zu großes Risiko für andere, die dich begleiten.«

    Zel ließ den Kopf hängen und schaute zu Boden. »Aber wir haben ihn gesehen«, flüsterte sie.
    Martine spürte das Triumphgefühl, von ihm auserwählt worden zu sein. Sie lächelte leise. »Ja. Wir haben ihn gesehen. Denk daran«, sie berührte Zels Schulter, »du warst es, die er wollte.«
    Neugierig wandte sich Zel ihr zu. »Hat dir das nichts ausgemacht?«
    Sollte sie ehrlich darauf antworten? Erneut spürte Martine die Höllenqual, als sie erkannt hatte, dass es Zel war, die er anstarrte, durchlebte noch einmal den Neid, die Verzweiflung, die Sehnsucht.
    »Doch, das hat es«, sagte sie. »Aber jetzt, da er fort ist, weiß ich, dass er Recht hatte. Von uns beiden wärst du die richtige Wahl. Ich trage nicht genug Leidenschaft für ihn in mir.«
    Sie glaubte an das, was sie sagte, doch kaum waren ihr die Worte über die Lippen gekommen, wusste sie, dass es eine Lüge war. Jeder Atemzug, den sie bei der Erinnerung an ihn tat, verriet ihr, dass sie so sehr vor Leidenschaft brannte wie er selbst. Sie hatte es verdrängt, aber nun erinnerte sich ihr Körper, und sie und Zel lagen weinend einander in den Armen, weil sie lebten, jedoch ohne ihn.

Ash
    Ash saß über eine Stunde lang in dem dunklen Stall, ließ die Steine durch die Finger gleiten und lauschte, während sie ihre Namen flüsterten: Liebe, Chaos, Mord, Rache, Kind, Frau, Tod, Gleichmäßigkeit …
    Jeder Stein war anders, doch jeder passte in seine Hand und zu seinem Geist, als sei er genau für ihn hergestellt worden. Er wusste, dass sich die Steine und die Seele eines Steinedeuters miteinander verflochten, und er spürte, wie dies allmählich geschah, wie die Steine seine wurden, nur seine. Dieser Vorgang war erschreckend und beschwingend zugleich, Furcht erregend und zutiefst beruhigend. Es gab sonst nichts, das sein war. Er verstand nun allmählich, warum Steinedeuter eine unerschütterliche Ruhe ausstrahlten. Der Mittelpunkt

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