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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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einer flachen Flussbiegung lagen, unberührt, ruhig, makellos. Nur dass keine Menschen da waren.
    Acton, Baluch und Asgarn warteten, während ihre Männer in die Häuser gingen und diese durchsuchten. Einer nach dem anderen kam heraus und zuckte mit den Schultern.
    »Niemand. Keine Menschenseele«, sagte Red. »Sie sind alle fort.«
    Asgarn lachte aus vollem Herzen. »Sie müssen von River Bluff gehört haben«, sagte er.
    Die Männer fingen an zu grinsen und lachten dann. »Sie haben von unserem Kriegsherrn gehört!«, sagte einer. »Von Acton, dem Unbesiegbaren!«
    Acton lächelte widerstrebend, und Baluch grinste.
    »Hoffen wir, dass sich diese Nachricht bis nach T’vit verbreitet«, sagte Acton. »Ich hätte nichts dagegen, auch den Hafen auf diese Weise einzunehmen!«
    Seine Männer verhielten sich so, als hätten sie noch nie etwas Lustigeres gehört. Vielleicht war es Erleichterung darüber, dass sie nicht hatten kämpfen müssen. Vielleicht Enttäuschung. Jedenfalls brachen sie in Gelächter aus, während Acton und Baluch lächelnd warteten.
    Außer Asgarn. Er lächelte auch, aber seine Augen wirkten dabei kalt.
    So kalt wie das Wasser, das nun als Flut auf Bramble niederging.

Ash
    Tierkehlen konnten keine menschlichen Laute hervorbringen, aber Ohren konnten hören, und menschliche Geister konnten begreifen. Ash beschloss, mit seinem Vater über die Lieder, die er benötigte, erst dann zu sprechen, wenn er ihm bei Tageslicht, von Mann zu Mann gegenüberstand. Immerhin konnte er Flax noch den Weg weisen, den dieser einschlagen musste. Er trat einen Schritt zurück und schob Flax nach vorn.
    »Das ist Flax, dessen Vater Rowan von seiner Mutter großgezogen wurde und der nie in der Tiefe war. Wirst du ihn lehren, was er wissen muss?« Er zögerte, doch es musste ausgesprochen werden, sonst würde Flax nicht angenommen werden. »Er ist Sänger.«
    Die Männer nickten. Zwei von ihnen, ein Hirsch mit breitem Geweih und ein Eichhörnchen, dessen Kopf auf seinem massigen Körper sonderbar wirkte, traten vor und begannen damit, Flax zu entkleiden. Er schrie auf und schaute Ash Hilfe suchend an. Der grinste ihn nur an und begann selbst damit, sich auszuziehen.
    »In der Tiefe zeigen wir unsere wahre Gestalt.« Das stimmte auf eine Art und Weise, für die Flax noch nicht bereit war. Aber bald würde er so weit sein.
    Der Dachs, sein Vater Rowan in seiner Verkleidung, legte Ash eine Hand auf den Arm und führte ihn in die Höhle,
genauer gesagt in die Höhlen. Die Feuerhöhle war lediglich die erste in einer Abfolge von mehreren. Sie war offen für alle, deren Blut das Wasser besänftigte. Jahr für Jahr wurden die Jungen weiter hineingeführt, weiter hinab in die Tiefe. Man hatte Ash erzählt, dass vor Actons Ankunft Jahr für Jahr dem Körper eines Jungen eine neue Narbe hinzugefügt wurde, bis er formell als Mann gekennzeichnet war. Heute war dem nicht mehr so.
    »Wanderer müssen unauffällig reisen. Narben zeigen sich früher oder später und rufen Fragen hervor. Es dürfen aber keine Fragen über die Tiefe aufkommen«, hatte man ihm gesagt.
    In den alten Zeiten trugen die Männer die Masken ihrer Tiere während aller Zeremonien, sobald ihnen dies von dem Wasser signalisiert worden war. Nachdem Acton gekommen war, hatte der Fluss ihnen jedoch ihr wahres Wesen gezeigt, das sie innerhalb der Tiefe nach außen darstellen konnten, außerhalb dieser jedoch verbargen.
    »Das ist das Geschenk des Flusses. Auf diese Weise bleiben Wanderer Männer«, hatte sein Großvater ihm im ersten Jahr gesagt. »Die Hellhaarigen schauen uns mit verächtlichen Blicken an, und mit der Zeit kann ein Mann zu dem Glauben kommen, er habe es verdient, verachtet zu werden. Wir wissen jedoch, dass sie nicht das sehen, was wir wirklich sind. Ein Mann, der weiß, was er wirklich ist, und dies annimmt, kann nicht vom Blick eines anderen entwürdigt werden. Das ist das Geschenk des Flusses: Wenn sie dich mit Hass und Geringschätzung anschauen, dann wirst du denken: Du kennst mich nicht, du kennst gar nichts. Dann wirst du dich, auch wenn du den Blick senkst und Unterlegenheit vortäuschst, um nicht geschlagen zu werden, in deinem Herzen nicht gedemütigt fühlen, weil du weißt, wer du bist.«

    Ash hatte immer das Gefühl gehabt, dass dies ein großes Geschenk war, auch wenn er, als er nach Turvite gegangen war, sich dazu gezwungen hatte, jeden Gedanken an die Tiefe zu verbannen. Das war reiner Aberglaube gewesen. Er hatte damals Angst gehabt,

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