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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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sagte den Wanderergruß »Feuer und Wasser«.
    Sie waren zu dritt, eine Mama und zwei Brüder, erwachsene Zwillinge. Sie hatten ein schönes Feuer gemacht und rösteten Rüben und Igel.
    Sie nickten erst Zel zu und dann mir. »Feuer und Wasser und ein Dach im Regen«, sagte die Mutter sehr höflich. »Teilt unser Feuer mit uns.« Und das war nett von ihr, denn man kann sagen, was man will, es gibt Wanderer auf der Straße, in deren Nähe ich nicht schlafen, geschweige denn ihnen einen Platz am Feuer anbieten würde.
    Zel schaute erst sie und dann mich von der Seite an, aber wir setzten uns und breiteten unser Essen aus, Breitwegerich, Trockenäpfel und Schafskäse. Wir teilten alles und aßen mit Appetit, und dann holte Zel ihre kleinen Bälle heraus und jonglierte damit ein- oder zweimal zum Dank.
    Sie seien Kesselflicker, erzählten sie uns. Die Mutter hieß Aldith, und die Zwillinge waren Ber und Eldwin. Sie waren
wie zwei Flügel ein und desselben Vogels, beide dunkelhaarig und dunkeläugig, doch der eine, Eldwin, war ein wenig kräftiger und kümmerte sich um Ber, reichte ihm Essen so wie Zel mir. Auch seine Mutter verhätschelte ihn ein wenig, dabei langte er kräftig zu und lachte eine Menge.
    Wir saßen da und starrten in das Feuer, wie man es nach einem langen Tag und einem anstrengenden Marsch tut. Eine Zeit lang war alles friedlich. Dann durchfuhr mich ein kalter Schauder, und ich schaute auf. Plötzlich war es ganz ruhig. Die Mutter und Eldwin beobachteten Ber mit angehaltenem Atem.
    Ber schüttelte den Kopf, seine Augen wirkten im Schein des Feuers ausdruckslos und waren geweitet. Ich tastete hinter mir nach einem schweren Scheit, denn ich habe solche Augen schon bei Berserkern gesehen. Aber er rührte sich nicht. Das Feuer brannte plötzlich bis zur Glut herunter, als verschlinge etwas das Licht.
    Eldwin sagte: »Oh, schütze uns vor Dämonen.« Die Mutter stöhnte bloß ein wenig und wiegte sich hin und her. Zel saß angespannt neben mir, bereit zur Flucht oder zum Kampf. Dann sprach Ber.
    »An diesem Feuerkreis«, sagte er, »ist kein Platz für Mörder.« Seine Stimme war ruhig und angenehm, so wie man einem Freund einen guten Morgen wünscht. Es war, als wüsste er gar nicht, was er da sagte. »Hier ist ein Mörder«, sagte er. Neben mir hatte Zel die Hand auf ihrem Stiefelmesser und löste es gerade aus seiner Scheide.
    »Ein Elternmörder«, sagte Ber. Vielleicht war es aber auch gar nicht Ber, denn er hatte Schaum an den Mundwinkeln, und die Mutter wiegte sich nun heftig und biss auf ein Tuch, um nicht zu schreien.
    »Warum hast du deine Mama getötet?«, fragte Ber Zel. Zel ließ das Messer los und starrte ihn an, als wäre er die Pforte
der kalten Hölle. Mir hatte es den Atem verschlagen, und mein Herzschlag dröhnte und hämmerte mir in den Ohren.
    »Warum hast du deine Mama getötet?«, fragte das Wesen in Ber, der den Blick auf Zel geheftet hatte, erneut. Zel wurde heiß und kalt zugleich, während sie diese Worte hörte.
    »Warum hast du deine Mama getötet?«, wiederholte das Wesen, und kein lebender Mensch hätte ihm eine Antwort verwehren können.
    »Sie war im Begriff, Flax zu töten!«, schrie Zel plötzlich. »Sie hatte ihm ein Kissen auf das Gesicht gedrückt und war dabei, ihn zu ersticken. Sie oder er, das war die Frage.« Sie beruhigte sich. »Sie oder ich«, sagte sie. »Sie oder wir beide.«
    »An diesem Feuerkreis ist kein Platz für Mörder«, flüsterte das Wesen.
    Dann verließ das Wesen Ber so schnell, wie es gekommen war, die Wärme kehrte in die Nachtluft zurück, und das Feuer loderte wieder auf. Ber schloss die Augen und kippte zur Seite. Eldwin sprang hinzu, um ihn aufzufangen. Sie legten ihn auf die Wiese, gossen ihm Wasser in den Mund und tätschelten ihm die Wangen, bis er sich zu regen begann.
    Die Mutter schaute Zel und mich an. Wir saßen wie gelähmt an unseren Plätzen.
    »Wind in eurem Rücken«, sagte sie. Der Abschiedsgruß der Wanderer. Also nahmen wir unsere Rucksäcke und gingen, ohne noch ein Wort zu verlieren, aus der Niederung heraus auf die Straße.
    Schweigend gingen wir davon.
    »Es stimmt, Flax«, sagte sie schließlich. »Sie oder wir, so war die Wahl.«
    »Meinetwegen«, entgegnete ich. »Weil du mich nicht im Stich lassen wolltest.«

    »Sie war verrückt nach Silber, das weißt du. Uns beide den ganzen Winter über bei sich zu haben, war zu viel für sie. Sie sagte, wir würden ihnen die Haare vom Kopf fressen.«
    »Weil ich krank war«, sagte

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