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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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und zum Ausdruck bringen wollen, dass diese Begabung nichts Besonderes sei, nur das Ergebnis einer Ausbildung. Doch Flax verstand es anders. Er nickte feierlich und war nur noch mehr beeindruckt.
    »Kannst du es mir beibringen?«
    Konnte er Flax ausbilden? Nun, das konnte er wohl - aber ob er es tun sollte, war eine andere Frage.
    »Wir müssen noch weit reiten, und du hast viele andere Dinge zu lernen, wenn wir dort sind«, sagte er, da er nicht direkt ablehnen wollte. »Später vielleicht.«
    »Ist es noch weit?«, fragte Flax enttäuscht.
    »Ein paar Tagesritte.«
    »Zel hat mir gesagt, ich soll nicht für mein Abendessen singen«, sagte er. »Was essen wir dann?«
    »Erzähl mir nicht, du tust immer das, was Zel dir aufträgt«, sagte Ash.
    Flax grinste und stand auf. »Nicht immer«, sagte er. Sein Lächeln war eine Einladung, Geheimnisse auszutauschen, aber Ash war dazu nicht in der Stimmung.
    »Gehen wir schlafen«, sagte Ash.
    Flax nickte und machte Anstalten, die Lasche seines Zelts zu öffnen. Doch auf halbem Weg hielt er inne. »Du könntest mit mir singen«, sagte er. »Es gibt da ein paar gute Trinklieder, die zwei Stimmen benötigen.«

    Bei den Göttern, konnte dieser Junge einen nerven. »Ich singe nicht.«
    Flax zuckte die Achseln und schlüpfte in sein Zelt. Ash lag in seinem offenen Zelt und zwang sich dazu, nicht über das Steinedeuten, das er nicht beherrschte und das ihnen ihre Mahlzeiten eingebracht hätte, nachzudenken. Stattdessen richtete er seine Gedanken auf Bramble. Heute Abend war die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche; ganz gleich auf welche Reise sie gehen würde, heute Abend würde sie bestimmt damit beginnen.
    »Götter des Felds und des Stroms, wachet über eure Tochter«, flüsterte er in die Nacht hinein und fühlte sich danach besser.

Martine
    »Sie sieht aus, als fühle sie sich nicht wohl«, sagte Martine.
    »Sie fühlt sich ganz sicher nicht wohl«, erwiderte Safred und strich dabei über eine von Brambles Haarlocken.
    Bramble lag zusammengerollt auf der Seite und zuckte leicht. Ihr schwarzes Haar glänzte in der frühmorgendlichen Sonne, ihre Haut war blass, der Schweiß stand ihr auf der Stirn, lief ihr über den Rücken und bildete dunkle Flecken auf der Kleidung. Wo immer sie gerade war und was immer sie gerade tat, es war eine große Anstrengung für sie.
    In kurzen Abständen stützten sie ihr den Kopf und gaben ihr zu trinken. Sie schluckte reflexartig, hielt die Augen jedoch geschlossen. Sie gab keinerlei Geräusche von sich, obwohl sie zuweilen Worte zu formen schien. Manchmal lächelte sie. Sie sah nicht aus, als schliefe sie, weil ihre Muskeln nicht entspannt waren. Irgendetwas sorgte dafür, dass sie verkrampft blieb.
    Ganz gleich was mit ihr geschah, es musste furchtbar sein. Bei Tageslicht wirkte sie noch mitgenommener.
    »Sie hat es freiwillig getan«, erinnerte Safred Martine, nachdem sie wie so häufig deren Gedanken gelesen hatte. »Dies war ihre Aufgabe, und das wusste sie auch.«
    »Deswegen muss es nicht unbedingt richtig sein«, gab Martine zurück.
    Cael und Zel waren in den Wald gegangen, um dort zu
jagen, Essbares zu suchen oder einfach nur spazieren zu gehen. Bestimmt wollte Zel auch einen neuen Feuerstein suchen. Sie waren eine sonderbare Freundschaft miteinander eingegangen, sprachen nur wenig, kümmerten sich aber entschlossen um all die praktischen Dinge, die zu erledigen waren: Zelte aufschlagen, die Pferde versorgen, kochen. Martine merkte, dass etwas Tröstliches darin lag, alltägliche, notwendige Aufgaben zu erfüllen, doch es gelang ihr nicht, Bramble aus ihren Gedanken zu verdrängen. Sie schwebte in Gefahr, davon war sie überzeugt. Diese Überzeugung spürte sie tief in ihrem Inneren, obwohl sie keine Ahnung hatte, was es war, das Bramble bedrohte. Sie hatte das vage Gefühl, dies Ash zu verdanken, der selbst sein Leben riskiert hatte, um Brambles zu retten und um sicherzustellen, dass es dem Mädchen gut ging.
    »Besteht Gefahr?«, fragte sie Safred abrupt. Es ging ihr zwar gegen den Strich, jemand anderen statt der Steine zu befragen, aber wenn man schon einen Propheten an der Hand hatte, konnte man sich seiner ruhig bedienen.
    »Gefahr besteht immer.«
    »Von was geht sie aus?«, wollte sie wissen. Als sie sich an den Geist und die Warnung des Mädchens erinnerte, das Ash in Turvite getötet hatte, fügte sie hinzu: »Von wem?«
    Safred breitete ratlos die Hände aus. »Ich weiß es nicht.« Sie war verlegen. »Aber der Wald hat gesagt,

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