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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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verfügt. Von den Dingen, die ihr besonders am Herzen lagen und die ihr dieser kleine Giftzwerg genommen hatte, schmerzte der Verlust der Abtei Waltham am meisten. Maheut war jetzt die Patronin der Abtei, wie es ihr als herrschender Königin zustand, und Adeliza besaß nicht mehr genug Einfluss, um dagegen vorzugehen.
    Weitere Leute wechselten ein paar höfliche Worte mit ihr, und sie lächelte, bis ihre Wangen schmerzten, und sie meinte, dieses starre Lächeln falle jeden Moment wie eine Maske von ihrem Gesicht ab und werde auf dem Boden zertrampelt.
    Brian FitzCount legte ihr gegenüber eine ungezwungene Freundlichkeit an den Tag und gehörte zu den wenigen, die verstanden, wie schwer es ihr gefallen war, Wilton zu verlassen und in die Welt zurückzukehren.
    »Ich denke oft, ich hätte auch Gefallen an dem Klosterleben gefunden«, sagte er. »Als ich ein Junge war, rang mein Vater mit sich, ob er mich der Kirche überlassen sollte, aber dann nahm mich der König in seinen Haushalt auf, weil er wollte, dass sein Sohn mit gleichaltrigen Gefährten am Hof aufwächst. Hätte er das nicht getan …« Er spreizte die Hände.
    Diesmal wirkte ihr Lächeln weniger gezwungen. »Dann wärt Ihr heute zweifellos ein Abt oder ein Bischof.«
    Er schüttelte den Kopf. Ein nachdenklicher Ausdruck trat in seine torfbraunen Augen. »Ich weiß nicht, ob ich würdig wäre, solche Roben zu tragen.«
    »Allein dass Ihr so denkt ist der beste Beweis dafür.«
    Er verzog das Gesicht. »Madam, Ihr denkt von allen Menschen nur das Beste.« Er dämpfte seine Stimme ein wenig. »Ich freue mich, dass Ihr in Arundel leben werdet. Wenn Ihr immer noch Interesse an den schönen Künsten habt, werdet Ihr mir vielleicht erlauben, Euch gelegentlich zu schreiben?«
    Adeliza senkte den Blick. Sie wusste, worauf er anspielte, und er meinte nicht die Schriftsteller und Poeten, die sie in ihrer Vergangenheit als Königin von England gefördert hatte. Brian war ein begabter Lyriker und Verfasser von Geschichten, die abends bei Hof vorgelesen worden waren, aber er hatte zweifellos nicht die Absicht, sie von nun an mit seinen Werken zu beglücken. »Vorausgesetzt, dass sich der Inhalt Eurer Schreiben im Rahmen der Schicklichkeit bewegt«, erwiderte sie.
    »Ich würde Euch nie etwas schicken, das die Missbilligung anderer erregen könnte.« Er neigte den Kopf und fragte noch leiser: »Erhaltet Ihr je Nachrichten von der Kaiserin?«
    Adeliza spähte vorsichtig zu ihm empor. Die Qual in seinen Augen entging ihr nicht. »Gelegentlich. Sie gehört ja immer noch zu meiner Familie.« Sie legte Brian mitfühlend eine Hand auf den Arm. »Ich weiß, wie ergeben Ihr ihr seid, aber lasst Euch davon nicht den Blick trüben.«
    »Madam.« Er verbeugte sich mit hochroten Wangen vor ihr.
    Seine Frau, die sich mit Waleran de Meulan angeregt über Jagdhunde unterhalten hatte, gesellte sich zu ihnen. Ihr Gesicht glänzte wie ein frischer Apfel, und graue Haarsträhnen lugten unter ihrem verrutschten Schleier hervor.
    »Lord de Meulan sagt, er hat einen schönen schwarzen Rüden, den er uns leihen will, damit wir mehr Größe und Kraft in unsere Meute zuhause hineinzüchten können«, verkündete sie mit lautstarker Begeisterung. »Zwei der Hündinnen müssten jeden Tag in Hitze kommen.«
    Brian schien sich vor Verlegenheit zu winden, was seiner Frau entging. Ohne Scheu wandte sie sich an Adeliza. »Jagt Ihr auch mit Hunden, Madam?«
    Adeliza schüttelte den Kopf. »Ich besitze keine Meute«, entgegnete sie schwach. »Aber mein Mann schon, glaube ich.«
    »Nun, wenn er in Zuchtfragen Rat braucht, kann er sich jederzeit an mich wenden.«
    Adeliza versprach, dies auszurichten, und machte, dass sie davonkam. Brian FitzCounts Bitte hatte sie verwirrt. Sie wusste, dass sie sie für sich behalten musste, bis sie Zeit gehabt hatte, Will dementsprechend zu bearbeiten. Und dann ergab sich da noch das Problem der vorrangigen Verpflichtungen. Sie hatte Will als ihrem Ehemann Loyalität gelobt, aber davor hatte diese Loyalität Henry gegolten, und sie hatte vor Gott geschworen, immer zu seiner Tochter zu stehen.
    Während und nach dem Hochzeitsbankett gab es Musik und andere Unterhaltung. Akrobaten, Jongleure, Sänger und Geschichtenerzähler traten auf, und es wurde getanzt. Adeliza kam sich wie an den Hof zurückversetzt vor, und doch war alles so anders. Fast meinte sie zu spüren, dass Henry außerhalb des Lichtkreises der Feuer und Kerzen stand. Unbehagen stieg in ihr auf, als sie sich

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