Die Hueterin der Krone
Hof zurückkehrte, regnete es in Strömen.
»Die letzten Meilen hätte man meinen können, durch eine dicke Suppe zu reiten«, berichtete er Adeliza, während er sich wie ein nasser Hund schüttelte. »Gut, dass wir keinen Gepäckkarren dabeihatten, er wäre mit Sicherheit im Schlamm stecken geblieben.«
Sie trieb die Dienstboten zur Eile an und sorgte dafür, dass er seine nassen Kleider mit trockenen vertauschte. Dann forderte sie ihn auf, sich vor das Feuer zu setzen, und holte ein Handtuch, um sein Haar trocken zu reiben.
Will lehnte sich zurück und schloss die Augen.
»Du wirst nie erraten, welchen Trumpf der Bischof von Winchester im Ärmel hatte«, begann er.
»Vermutlich nicht«, erwiderte sie. »Henry of Blois ist gerissen wie ein Fuchs und weiß, wie man unerwünschte Dinge vor anderen geheim hält.«
»Wie wahr«, sagte Will grimmig. »Du weißt doch noch, wie wütend er war, als er zu Gunsten des Kandidaten der Beaumonts bei der Vergabe des Erzbistums Canterbury übergangen wurde, oder?«
»Ja.« Nachdem sie sein Haar getrocknet hatte, nahm sie einen Kamm und zog ihn durch seine wirren Locken.
»Wir nahmen also alle unsere Plätze ein, um mit der Diskussion zu beginnen, und plötzlich fördert er eine päpstliche Bulle zu Tage, auf der er seit April – stell dir vor! – gesessen hat wie eine Henne auf ihrem Ei und die besagt, dass Innozenz ihm das Amt eines Legaten zugesagt hat. Damit steht er weit über Theobald of Bec.«
Adeliza ließ den Kamm überrascht sinken. »Seit April?«
Er nickte. »Der eigene Bruder des Königs hat vier Monate lang auf Zeit gespielt, und dann rückt er plötzlich mit dieser Bulle heraus wie ein Gaukler, der aus seinen Fingerspitzen Feuer sprühen lässt. Über dem König steht nur Gott und der Stellvertreter Gottes auf Erden, der Papst, und direkt nach dem Papst kommen die Kardinäle und Legaten. Wenn Stephen ein weltlicher König ist, dann hat sein Bruder erfolgreich alles darangesetzt, ihm ebenbürtig zu werden, und zwar auf ziemlich heimtückische Weise. Winchester sagt, Stephen müsse Wiedergutmachung für die Verhaftung der Bischöfe leisten, weil er kein Recht habe, so mit Salisbury, Lincoln und Ely zu verfahren.«
Adeliza holte Will einen Becher heißen Wein und eine Platte mit Waffeln und Pasteten.
»Was sagt Stephen dazu?«
Will zuckte die Achseln. »Er sagt, das sei schon möglich, aber Salisburys Burgen und Schätze seien Sache der Krone, nicht des Kreuzes.«
Adeliza bemühte sich, möglichst beiläufig zu klingen. »Ist es zu einer ernsthaften Entzweiung gekommen?«
»Schwer zu sagen. Wenn Henry of Winchester es fertigbringt, seine Ernennung zum päpstlichen Gesandten vier Monate lang geheim zu halten, was hat er dann noch in der Hinterhand? Die Beaumont-Brüder haben ihn vor den Kopf gestoßen. Sie werden Stephen gefährlich, weil ihre Machtspiele den Hof spalten.«
»Können sie dir auch gefährlich werden?«, fragte sie besorgt.
Will nahm sich eine Pastete und biss hinein. Honig sickerte heraus, er leckte sich den klebrigen goldenen Sirup von den Fingern und griff nach der Serviette, die Adeliza ihm reichte. »Sie haben kein Interesse an mir, weil ich darauf achte, Distanz zu wahren und nicht den Wunsch verspüre, den König zu beeinflussen, um mir Macht zu verschaffen. Das Auge der Beaumonts ist auf Männer gerichtet, die größere Rivalen darstellen, den Erzbischof unterstützen und Robert of Gloucester folgen würden, wenn er im Land wäre. Die Beaumonts denken, dass ich nicht schlau genug bin, um einen Aufruhr anzuzetteln. Es amüsiert sie, dass du meine Frau bist – als wäre ich ein Schoßhund, der einen saftigen Markknochen gestohlen hat. Für sie bin ich ein Nichts. Hauptsache, ich bin loyal und beständig und wedle wie ein braver Hund mit dem Schwanz.« Er sah sie an. »Die Beaumonts schenken mir keine Beachtung, da ich dafür sorge, keine Bedrohung für sie zu werden. Aber andere schweben in großer Gefahr, und das ist eine Schande, weil Stephen diese Männer in seinen Diensten behalten sollte, statt sie durch seine Untätigkeit dazu zu bringen, ihre Schwerter anderswo einzusetzen. FitzCount in Wallingford hat sich mehr oder weniger offen für die Kaiserin ausgesprochen, und jetzt sieht es so aus, als rebelliere auch Marschall John. Die Beaumonts neiden ihm Marlborough und Ludgershall und finden, dass Stephen ihn zu sehr schätzt. Wenn sie ihm weiter zusetzen, wird er sich auflehnen und großen Schaden anrichten. Genauso verfahren
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