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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Prior Ralph, darauf bedacht, seine Wohltäter zu erfreuen, einen reichen Tisch gedeckt. Vor kurzem waren die überzähligen Schweine geschlachtet worden, und als Hauptgang gab es Schweinebraten mit Äpfeln aus dem Obstgarten des Priorats. Die Armen bekamen Eintopf, Gerstegrütze und Blutwürste.
    »Es gibt ernste Neuigkeiten aus dem Süden.« Prior Ralph betupfte sich mit seiner Serviette die Lippen. »Die Einnahme von Worcester und die Belagerung von Hereford bestürzen uns alle. Es sind gottlose Zeiten, wenn Männer Friedhöfe entweihen, um ihre Belagerungsgeräte besser in Position zu bringen, und Kirchen in Festungen verwandeln, wenn sie sie nicht gerade niederbrennen.«
    »Es ist wirklich eine Schande«, stimmte Will diplomatisch zu. »Aber ich versichere Euch bei meiner Ehre, dass meine Hand der Kirche niemals Schaden zufügen wird. Vor meiner Abreise werde ich das vor dem Altar schwören.«
    »Ich freue mich, das zu hören. Ihr seid ein guter Mann, Mylord.«
    »O nein«, widersprach Will knapp. »Aber sollte ich ein Kreuz vom Altar reißen oder ein Grab schänden, würde ich Gott entehren und könnte meiner Frau nicht mehr in die Augen sehen oder je wieder Frieden finden.« Er griff nach Adelizas Hand und drückte sie.
    Ein junger Mönch trat an den Tisch und verkündete, dass ein Bote mit wichtigen Neuigkeiten für den Earl of Lincoln eingetroffen war. Adeliza wechselte einen besorgten Blick mit ihrem Mann. Wichtige Neuigkeiten bedeuteten selten etwas Gutes. Will entschuldigte sich bei dem Prior für die Unterbrechung der Mahlzeit und erhob sich. »Ich empfange ihn im Gästehaus«, sagte er, als er Adeliza beim Aufstehen behilflich war.
    Der Bote wartete schon auf sie. Er kniete nieder und nahm seine Kappe ab.
    »Sire, Madam, ich habe schlechte Nachrichten. Der Earl of Chester und sein Halbbruder haben Lincoln Castle eingenommen und erheben Besitzansprüche darauf.«
    Adeliza unterdrückte ein leises Keuchen. Lincoln Castle war Stephens Eigentum, aber Will war der Earl of Lincoln – mit den entsprechenden Verwaltungsrechten und Privilegien.
    »Weiter«, forderte Will den Mann auf.
    »Der Earl und Sire de Roumare haben ihre Frauen in die Burg geschickt, um die Frau des Burgvogts zu besuchen und ein wenig mit ihr zu plaudern. Dann sind er und sein Bruder mit einigen Männern zurückgekehrt, um die Damen nach Hause zu begleiten, aber sowie sie sich innerhalb der Burg befanden, überwältigten sie die Soldaten am Tor und öffneten es für ihre eigenen Truppen.«
    Will hörte den Boten mit zusammengebissenen Zähnen an, dann entließ er ihn und trug ihm auf, sich etwas zu essen und ein frisches Pferd geben zu lassen, damit er baldmöglichst wieder aufbrechen konnte. Er stieß vernehmlich den Atem aus.
    »Nun, das macht meine Grafschaft wohl zum allgemeinen Gespött, oder?«
    Adeliza schüttelte den Kopf. Für sie war dieser Vorfall nur ein weiterer Beweis für Stephens Unfähigkeit, über das Land zu herrschen. Die Männer schikanierten ihn, weil er über keinerlei Autorität verfügte.
    »Stephen muss dieses Verhalten im Keim ersticken«, sagte Will. »Er kann nicht dulden, dass Chester und de Roumare ihm das antun – und mir.«
    »Mir scheint, dafür ist es zu spät«, wandte Adeliza ein. »Wie du selbst sagtest, zieht dieser Vorfall deine Macht in der Graf schaft ins Lächerliche.« Ihr Zorn entlud sich plötzlich. »Als Henry noch König war, wäre so etwas nie vorgekommen. Er hätte Chester und de Roumare längst in ihre Schranken gewiesen!«
    »Mag sein, aber er hat uns ein Chaos hinterlassen, unter dem wir alle leiden«, sagte Will heftig. »Er war kein Heiliger, auch wenn du ihn zu einem machen willst. Er hätte dafür sorgen sollen, dass Matilda in Deutschland bleibt oder einen lothringischen Prinzen heiratet und England Stephen überlässt. Wenn wir jetzt Krieg haben, dann wegen Henrys Entscheidungen und seiner Selbstsucht!«
    Adeliza zuckte zusammen, als habe er sie geschlagen. »Er war mein Mann und ein großer König.« Sie bemühte sich, mit ruhiger Stimme zu sprechen. »Ich werde sein Andenken in Ehren halten, und du solltest nicht schlecht über ihn sprechen.«
    »Aber er hatte Fehler, das musst du zugeben. Hat es dich nie verletzt, dass er direkt vor deiner Nase mit anderen Frauen unzählige Bastarde gezeugt hat? Konntest du ruhig schlafen, obwohl er seinen eigenen Enkel blenden ließ, weil seine Eltern sich gegen ihn aufgelehnt haben? Hat es dich nie gestört, dass er seine Tochter skrupellos

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