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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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ganzes Leben erschien ihr wie ein einziger Kampf, und sie hätte am liebsten eine Woche am Stück geschlafen. Sie zwang sich, sich auf die Korrespondenz zu konzentrieren. Ein Brief stammte von Adeliza, die schrieb, dass ihr Mann auf seinem Landsitz weile und sich von den Ereignissen in Lincoln erhole, die ihm schwer zugesetzt hätten. Er war nicht aufgebrochen, um sich Stephens Frau anzuschließen, war aber auch nicht gewillt, sich auf Matildas Seite zu schlagen, obwohl Adeliza glaubte, dass er im Laufe der Zeit seine Meinung noch änderte. Im Moment widmeten sich die beiden ihrer Familie und ihren religiösen Stiftungen, denn in diesen schlechten Zeiten bestand ein erhöhter Bedarf an Wohltätigkeit und Mitgefühl mit den Not leidenden Menschen.
    Matilda verzog das Gesicht, als sie den Brief beiseitelegte. Adeliza tat ihr Bestes, aber von ihrer Seite war außer Gebeten keine Hilfe zu erwarten, und sie hatte sich so viel mehr erhofft. Da ihr selbst der Sinn nach Beten stand, rief sie ihre Zofen und begab sich in der Hoffnung, Gott möge ein offenes Ohr für ihre Bitten haben, in die Burgkapelle.
    Brian FitzCount war schon dort und kniete vor dem Altar. Sein Kopf ruhte auf seinen gefalteten Händen, und seine Lippen bewegten sich in einem leidenschaftlichen Flüstern. Sie zögerte, überlegte, ob sie sich taktvoll zurückziehen sollte, aber er hob den Kopf, als habe er ihre Gegenwart gespürt. »Her rin.« Seine Stimme klang heiser, seine Augen schimmerten verdächtig feucht. »Ich sollte jetzt besser gehen.«
    »Nein.« Sie hielt ihn mit einer raschen Geste zurück. »Ich habe Euch im Gebet gestört, und das Haus Gottes steht allen offen.« Sie berührte ihn leicht am Arm. Er sah sie einen Moment lang unschlüssig an, doch als sie neben ihm vor dem Altar auf die Knie sank, senkte er erneut den Kopf. Sie fragte sich, was ihn so aufgewühlt hatte, wusste aber, dass sie nicht fragen durfte, und sie bezweifelte, dass er es ihr von sich aus sagte.
    Endlich erhob sie sich, um eine Kerze zu entzünden. Er folgte ihrem Beispiel. Einen Augenblick lang standen sie nebeneinander, durch die Flammen verbunden, als er seine Kerze an die ihre hielt. Seine Hand zitterte leicht. Wachs tropfte in kleinen klaren Kreisen auf die eiserne Oberfläche des Halters, kühlte dort ab und wurde matt.
    »Ich habe von Adeliza gehört«, sagte sie. »D’Albini weigert sich, zu uns überzulaufen, aber sie meint, sie könnte ihn vorerst noch dazu bringen, sich neutral zu verhalten.«
    Brian schnitt eine Grimasse. »Ich hätte ihn gefangen nehmen können, aber ich habe ihn nicht als Bedrohung betrachtet.«
    »Die Lösegeldsumme für ihn wäre uns sehr gelegen gekommen«, erwiderte sie stirnrunzelnd.
    »Mag sein, aber damals ist genug gekämpft und genug Blut vergossen worden.« Sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Ich …«
    Beide drehten sich um, als rasche Schritte erklangen. Kurz darauf kam Robert, gefolgt von Miles FitzWalter und John FitzGilbert, in die Kapelle. Ihr Herz begann zu hämmern, denn noch bevor einer der Männer das Wort ergriff, wusste sie schon, dass sie schlechte Nachrichten brachten.
    »Es geht um Winchester«, verkündete Miles grimmig. »Der Bischof hat sich gegen uns gewandt und belagert die Burg.«
    Sie starrte ihn entgeistert an, und als die Bedeutung der Worte in ihr Bewusstsein drang, flammte Zorn in ihr auf. Vor nicht ganz drei Monaten hatte der Bischof von Winchester ihr die Burg übergeben, ihr seine loyale Unterstützung zugesichert und ihr versprochen, dass sie Königin werde. »Wie kann er es wagen!«
    »Er hatte nie die Absicht, sich auf deine Seite zu schlagen, wenn du ihm keine Macht gibst«, knurrte Robert. »Ich weiß, was er vorhat. Er versucht, die Burg einzunehmen, um die Gunst von Stephens Frau zurückzugewinnen!«
    »Dann müssen wir nach Winchester reiten und ihn aufhalten.« Sie musste sofort aufbrechen. »Geh und zieh so viele Männer zusammen, wie du kannst. Und zwar so schnell wie möglich.«
    Robert wandte sich ab, um seinen Leuten die entsprechenden Befehle zu erteilen. Brian verneigte sich vor Matilda, bevor er mit dem Marschall gleichfalls die Kapelle verließ, und Matilda kehrte in die Halle zurück, wo die Vorkehrungen für den Ritt in die Stadt und die Abrechnung mit dem treulosen Bischof getroffen wurden.
    In Winchester angekommen stellte Matilda fest, dass die Truppen des Bischofs abgezogen waren und sich im Palast neben der Kathedrale verschanzt hatten. Sie hoffte, Bischof Henry vorzufinden,

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