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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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– und bevor sie von den Truppen ergriffen wurden, die in Winchester einfielen. Brians Brustkorb war wie zugeschnürt, das Atmen fiel ihm schwer. Panik hatte ihn befallen, und er schämte sich. Der Druck auf der Brust peinigte ihn immer häufiger, da die Kämpfe kein Ende nahmen, ihm immer schwerere Lasten aufgebürdet und höhere Erwartungen an ihn gestellt wurden. Er war nicht der tapfere Soldat und Held, für den die Leute ihn hielten. Er war des Tötens fähig und konnte einem Mann wenn nötig eine Lanze in den Leib rammen, aber es entsprach nicht seinem Naturell. Die Bilder blieben in seinem Gedächtnis haften wie Fischschuppen in einer Abwasserrinne und machten ihn krank.
    Hinter ihnen ertönten Schreie und Kampflärm. Ätzende Säure brannte in seiner Kehle.
    »Wir müssen schneller vorankommen, Herrin«, brüllte er und musste fast würgen. »Setzt Euch an die Spitze der Gruppe!«
    Matilda schlug der Stute mit den Zügeln auf den Hals und begann gefährlich im Sattel zu schwanken, als das Pferd in einen noch schnelleren Galopp fiel. Sie war eine gute Reiterin, kam aber im Damensattel nicht über eine bestimmte Geschwindigkeit hinaus. Wenn die Verfolger sie einholten, war alles verloren. Die Furt lag noch acht Meilen entfernt, und sie konnten leicht von den hinter ihnen galoppierenden Truppen gestellt werden. »Ihr müsst im Herrensitz reiten!«, schrie Brian ihr zu. »Wir verlieren an Boden!«
    Reynald schickte ein paar Männer zurück, um die Straße zu beobachten und Verfolger aufzuhalten. Brian stieg ab und half Matilda auf Sable. Hastig schnallte er der Stute den Damensattel ab und schwang sich auf ihren Rücken. Obwohl er keine Steigbügel hatte, gab ihm die Satteldecke Halt, und er konnte sowohl den Brustriemen als auch die Zügel greifen. »Hah!«, rief er, stieß dem Tier die Fersen in die Flanken, und schon ging es in rasantem Tempo weiter.
    Mit zusammengekniffenen Lippen trieb Matilda Brians großen Schwarzen an. Im Herrensitz war sie tatsächlich schneller; es war wie der Galopp bei einer Jagd, aber ihre Schenkelmuskeln wurden stark beansprucht, und die harten Sattelränder scheuerten ihre Haut auf. Sie wagte nicht, darüber nachzu denken, was sich in Winchester abspielte und wie es Roberts Nachhut ergehen mochte. Sie hatte ihren Bruder ihr Leben lang als selbstverständlich hingenommen, erkannte aber jetzt, dass er und die Handvoll Männer, die ihr den Rücken deckten, ihr Rückgrat waren. Leise begann sie zu beten, bat, dass Gott seine schützende Hand über Robert und die Seinen halten möge und Henry of Winchester von einem Blitz erschlagen wurde. Als Matilda einen kurzen Blick über die Schulter warf, sah sie Rauchwolken über der Stadt, aber niemand verfolgte sie. Sie zügelte Sable und wandte sich an Brian.
    »Wir sollten die Pferde schonen, wir finden auf dem Weg keine Ersatztiere.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir müssen Stockbridge vor den Flamen erreichen, wenn wir entkommen wollen.« Er beugte sich zu Sable, löste das am Sattel hängende Fässchen und zog hinten einen silbernen Becher aus der Gepäckrolle. Matilda erfüllte bittere Belustigung. Sie, eine ungekrönte Königin, trank mitten auf der Straße aus einem Silberbecher Wein, während eine ungewisse Zukunft vor ihr lag, die Feinde ihr im Nacken saßen und der Traum von einer Krönung zu Staub zerfiel. Der Wein war stark und süß und verlieh ihr augenblicklich neue Kräfte. »Eines Tages mache ich Euch zu einem mächtigen Earl«, versprach sie, als sie Brian den Becher zurückgab.
    »Daran liegt mir nichts, Herrin«, erwiderte er mit gepresster Stimme.
    Sie hob die Brauen. »Seid Ihr damit zufrieden, mir zu dienen?«
    »Was soll ich mit einem Titel? Er würde bei anderen nur Neid erwecken. Was nutzt er mir, wo ich doch niemals einen Erben haben werde? Euer Vater hat mich aus der Gosse gezogen, und alles, was ich besitze, gehört seiner Tochter.« Er versetzte der Stute einen leichten Schlag mit den Zügeln, und sie galoppierten weiter auf die Furt zu.
    Einige Male spähten sie über die Schulter und sahen Verfolger in der Ferne. Matilda musste dem Schwarzen die Sporen geben, doch als sie den Damm von Stockbridge erreichten, war der Weg vor ihnen frei, und sie konnten eine Abkürzung durch das Hügelland nehmen, wo sie rasch zwischen den grasbewachsenen Erhebungen verschwanden. Sie hatten acht Meilen in einem mörderischen Tempo zurückgelegt, aber bis zu ihrem vorläufigen Zufluchtsort Ludgershall waren es noch vierzehn, und

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