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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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vermutete aber, dass er sich an einen sichereren Ort zurückgezogen hatte. Nicht zu übersehen war jedoch, dass er den Palast seit März in eine Festung verwandelt hatte. Robert machte sich mit grimmiger Entschlossenheit daran, dieses neue Bollwerk zu belagern, und Matilda richtete sich die Burg als Residenz ein.
    Am Morgen des dritten Tages stürmte Brian herein, um ihr mitzuteilen, dass die Soldaten, die den Bischofspalast verteidigten, mit Katapulten brennende Kugeln aus Pech über die Mauern schossen und die angrenzende Benediktinerabtei Hyde und das Nonnenkloster St. Mary’s in Brand gesteckt hatten. »Unsere Kundschafter berichten, dass Stephens Frau und William D’Ypres eine Armee von Kent hierherführen und uns wahrscheinlich umzingeln und belagern«, sagte er keuchend.
    Matilda eilte mit ihm zur Brustwehr und blickte entsetzt zu den Rauchschwaden und Flammen hinüber, die sich vom Kloster in die Vororte ausbreiteten, als die Strohdächer der von der Sommerhitze ausgetrockneten Holzhäuser Feuer fingen. Überall herrschte Chaos; Mönche, Nonnen und Bürger der Stadt versuchten verzweifelt, die Flammen zu ersticken, und noch immer gingen Feuerbälle auf sie nieder, um die Verwirrung zu steigern und das Werk der Zerstörung zu vollenden.
    »Ich musste London aufgeben.« Matilda ballte die Fäuste. »Winchester überlasse ich ihnen nicht auch noch.«
    Brian schüttelte den Kopf. »Dazu muss es auch nicht kommen, aber wir sollten t rotzdem vorsichtshalber unsere Sachen packen. Da die Brände die Häuser zerstören, verfügen wir bald weder über Unterkünfte noch über ausreichend Vorräte, und je näher D’Ypres und die Gräfin von Boulogne vorrücken, desto größer wird dieses Problem. Wir müssen immer mehr hungrige Mäuler stopfen, und Heimatlose finden kein Obdach mehr.«
    »Solange Stephen in Bristol in Ketten liegt, haben wir die Oberhand«, erwiderte sie knapp, aber ihr Herz wurde schwer, weil jedem Sieg ein Rückschlag zu folgen schien. Im Sommer war sie kurz davor gewesen, den Thron von England zu besteigen. Seitdem waren Monate vergangen, und die Aussicht, Königin zu werden, schien im Dunkel zu verschwinden und sich in Nichts aufzulösen.
    Sie diktierte gerade einem Schreiber in ihrer Kammer Briefe, als Brian ihr die Nachricht überbrachte, dass die von Stephens Frau zusammengezogenen Truppen Winchester von der Straße von London aus angriffen, während Söldner unter dem Befehl von William D’Ypres von Andover her, das sie eingenommen hatten, im Anmarsch waren.
    »Wir müssen augenblicklich aufbrechen«, drängte er. »Wenn es D’Ypres gelingt, am Außenposten des Marschalls bei Wherwell vorbeizukommen, sitzen wir in der Falle. Die Londoner sind schon bis in die Vororte vorgerückt. Robert wird sie ab lenken, aber Reynald und ich müssen Euch hier herausschaffen.« Er atmete schwer. »Wir gehen nach Ludgershall und von dort aus nach Devizes, aber wir müssen bei Stockbridge den Test überqueren, und zwar, ehe die Falle zuschnappt. Ihr braucht warme Kleider und feste Schuhe, es wird ein harter Ritt.«
    Er blickte sie bekümmert an, und Matilda zuckte zusammen. Es war eine bittere Erfahrung gewesen, aus Westminster vertrieben zu werden, und sie wusste, dass sie nicht bleiben konnte. Wortlos eilte sie in ihre Kammer, um sich umzuziehen. Als sie in den Hof kam, stand ihr Pferd gesattelt bereit, und Brian wartete in seinem schwarzen Kettenhemd auf sie.
    Robert trat zu ihr, als sie die Zügel ihrer Stute ergriff. »Reite, so schnell du kannst, Schwester«, sagte er. »Miles und ich geben dir Rückendeckung. Wir treffen uns in Ludgershall und reiten dann nach Devizes weiter.«
    Sie beugte sich zu ihm hinunter, sie reichten sich die Hände und tauschten einen raschen Kuss. Dann stieß sie ihrer Stute die Fersen in die Flanken. Brian hatte Soldaten vorausgeschickt, um das Gelände zu erkunden und sie rechtzeitig vor Gefahren zu warnen. Er schlug einen scharfen Trab an, presste aber die Lippen zusammen, weil sie trotzdem nicht schnell genug vorankamen. Wenn sie den direkten Weg aus der Stadt durch das Nordtor nähmen, würden sie in die Fänge der feindlichen Truppen geraten, die über die Straße von Andover kamen – wenn der Marschall sie nicht bei Wherwell aufgehalten hatte. Doch das bezweifelte er, denn John FitzGilbert war zwar ein exzellenter Kämpfer, verfügte aber nicht über genug Männer, um eine ganze Flamen-Armee zurückzutreiben.
    Sie musste den Damm bei Stockbridge vor D’Ypres erreichen

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