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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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hatte sich wie ein kleiner Igel zusammengerollt und den Daumen in den Mund geschoben, und Godfrey, fünf Monate alt, gab in seiner Wiege leise Schnarchgeräusche von sich. Seine Kinderfrau Sarah schaukelte ihn sacht und spann dabei Wolle, eine Arbeit, die sich auch bei schwachem Licht verrichten ließ. Beim Anblick der unschuldigen, verletzlichen Wesen traten Adeliza die Tränen in die Augen. Es bekümmerte sie, dass viele Kinder nicht friedlich und sicher in ihren Betten schlummerten, weil so viel Zwietracht auf der Welt herrschte.
    Nach einer Weile ging sie hinaus und setzte sich in nachdenklicher Stimmung an das offene Fenster in ihrer Kammer, um im letzten Licht eine einfache Näharbeit zu beenden. Ihr Blick fiel auf ein über zwei Tische drapiertes Laken. Vor einigen Stunden hatte Wilkin für sich und ein paar Spielkamera den ein provisorisches Zelt gebaut, und sie hatten so getan, als wären sie Soldaten auf einem Feldzug. Dem Kampfgeschrei kleiner Jungen zuhören zu müssen, die noch am Rockzipfel der Mutter hingen und sich schon in ihre zukünftigen Rollen einlebten, hatte Adeliza tieftraurig gestimmt. Natürlich mussten sie lernen, sich als Krieger zu behaupten, wenn sie überleben wollten, aber es kam ihr so vor, als gäbe es auf der Welt nur noch Gewalt, und selbst ihre Kammer wurde nicht verschont.
    Als auf der Mauer ein Schrei erscholl, und sie hörte, wie die Tore geöffnet wurden, legte sie ihre Näherei beiseite, erhob sich und blickte aus dem Fenster.
    Melisande gesellte sich zu ihr.
    »Wer ist da gekommen?«
    Die Diener entzündeten Fackeln, in deren Schein sie mehrere Reiter erkennen konnte. »Der Earl!«, entfuhr es Adeliza verblüfft. »Will ist wieder zu Hause!« Sie klatschte in die Hände und trug ihren Zofen auf, einen Imbiss herzurichten und ein Bad vorzubereiten. Da ihr Wilkins morgendliches Gebet in der Kapelle einfiel, dankte sie Gott für seine schnelle Hilfe, zugleich wurde sie von einer seltsamen Unruhe erfasst. Dass er zu dieser späten Stunde zurückkehrte und sie die Pferde nicht geschont hatten, konnte sowohl ein gutes als auch ein schlechtes Zeichen sein.
    Als sie die große Halle betrat, um die Männer zu begrüßen, wich sie vor dem beißenden Gestank nach Schweiß, Blut und scharfem Ritt zurück, der ihr entgegenschlug. Will, der noch sein Kettenhemd trug, schwankte vor Müdigkeit. Eine schorfige Schnittwunde verlief über eine Wange, und er hatte glasige Augen.
    »Wir haben Verwundete bei uns«, krächzte er. »Kümmere dich um sie.«
    »Verwundete?« Sie starrte ihn verwirrt und bestürzt an.
    »Robert of Gloucester hat uns überrumpelt«, sagte er. »Wir sind nur um Haaresbreite entkommen.« Er wich ihrem Blick aus, als könne er den Augenkontakt nicht ertragen. »Stephen ist frei und unversehrt, dem Himmel sei Dank, aber andere hatten nicht so viel Glück …« Er brach ab und rieb sich mit dem Ärmelaufschlag über die Stirn, der eine schwarze Schmierspur hinterließ. »Martel wurde von Gloucester gefangen genommen …« Wieder schwankte er. Voller Angst befahl Adeliza zwei stämmigen Dienern, ihn zu stützen und in ihre Kammer zu führen, aber er schob sie unwillig zur Seite. »Nein. Ich muss mich erst um meine Männer kümmern.«
    Sie nickte leicht, denn sie wusste, was Pflichten und Verantwortung bedeuteten. Dennoch bat sie die Diener, in der Nähe zu bleiben, und begleitete ihn, um zu sehen, was sie für die Verwundeten tun konnte. Bei den meisten Verletzungen handelte es sich um Schnitte, Quetschungen und kleine Brüche. Sie brauchten hauptsächlich sauberes Wasser, Verbandsmaterial, eine Mahlzeit und Ruhe. Nachdem dafür gesorgt war und Adeliza jedem ein paar tröstende Worte gesagt hatte, gelang es ihr endlich, Will zu überreden, mit in ihre Kammer zu kommen. Etwas zu essen und Wein standen schon bereit, und die Diener hatten über dem Feuer in zwei Kesseln Wasser erhitzt, das sie jetzt in eine Wanne gossen und aus einem Krug kaltes hinzufügten, bis das Bad die richtige Temperatur hatte. Wills Knappe half ihm, seine Rüstung abzulegen. Will sog zischend den Atem ein, als er sich vorbeugte, damit der Junge ihm das Kettenhemd über den Kopf ziehen konnte.
    »Du bist ja verletzt!«, entfuhr es Adeliza entsetzt.
    »Angebrochene Rippen«, keuchte er. »Als wir uns den Weg freikämpften, wurde ich von einem Morgenstern getroffen.«
    Nachdem er sich von seiner Rüstung befreit hatte, entließ er den Knappen und ließ sich von Adeliza beim Ablegen seiner restlichen

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