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Die Hüterin des Evangeliums

Die Hüterin des Evangeliums

Titel: Die Hüterin des Evangeliums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Galvani
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herum.
    Lässig gegen die Wand gelehnt, stand Georg Imhoff am Eingang des Weinkellers. Im Halbdunkel der Ölfunzel, die sie bei den Vorbereitungen für die Gesellschaft im Keller entzündet hatte, erkannte Christiane ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen.
    »Ich ... ich habe Euch nicht kommen hören«, stammelte sie.
    »Nein, natürlich nicht, denn Ihr ward ja gerade dabei, Euch zu betrinken.«
    »Versprecht mir, dass Ihr meinem Mann nichts von meinem Geheimnis verratet.«
    »Vor allem werde ich ihm nicht sagen, was Euer Anblick bei mir angerichtet hat.«
    Langsam, als müsste er jeden Schritt überdenken, trat er vor sie hin. Seine Augen ließen ihr Gesicht nicht los, wanderten über ihre Züge, tauchten ein in ihre Blicke.
    Ihr Herz veranstaltete einen Trommelwirbel, das Blut rauschte ihr in den Adern, und durch ihren Kopf stob ein Vogelschwarm. Hatte sie etwa zu viel des Weins gekostet? Unmöglich, es waren nur ein paar Tropfen gewesen. Verlegen wischte sie ihre von ihrem Speichel und dem Riesling feuchte Hand an ihrem Rock ab.
    »Nicht ...!« Blitzschnell fuhr sein Arm vor, seine Finger umschlossen die ihren. »Lasst noch ein wenig übrig für mich«, er senkte seinen Kopf, drehte ihre Hand um und berührte die Innenfläche mit seinen Lippen.
    Es war ein Kuss, nur so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, doch durch Christianes Körper schien ein Blitz zu fahren.
    »Das dürft Ihr nicht«, wisperte sie kaum hörbar, während sie innerlich danach verlangte, seinen Mund überall auf ihrer Haut zu spüren.
    »Ich weiß. Aber Ihr wollt es genauso wie ich – und auch das weiß ich«, in einer raschen Bewegung umfasste er mit dem freien Arm ihre Taille. Sein Atem streifte ihr Ohr, als er flüsterte: »Severin Meitinger ist nichts für eine so junge, schöne Frau. Er macht Euch nicht glücklich. Das sehe ich, und es zerreißt mir das Herz, dem zuschauen zu müssen.«
    Darauf gab es nichts zu sagen – nur zu handeln. Sie legte ihren Kopf in den Nacken. Nicht, um Georg anzusehen, sondern um ihre Lider zu senken und ihre Lippen zu öffnen.
    »Ich wünschte, Ehebruch wäre keine Sünde«, raunte er.
    Im nächsten Moment ließ er sie los.
    Christiane riss verstört die Augen auf, taumelte. »Ich ... ich weiß nicht ...«, haspelte sie, brach dann aber hilflos ab, weil sie wirklich nichts wusste. Weder, was sie eigentlich hattesagen wollen – noch, was sie fühlen, denken und von der Situation halten sollte.
    Er schien in ihr Innerstes blicken zu können: »Geht besser in Eure Kammer, meine Liebste, bevor Severin das Leuchten in Euch bemerkt. Es scheint mir, als hätte ich eine Kerze entzündet, die aus Euch herausstrahlt.«
    Meine Liebste ... das Leuchten in Euch ... Kerze, die aus Euch herausstrahlt ...
    Christiane saugte die Worte in sich auf wie ein Schwamm das Wasser. Nie zuvor war Severin eingefallen, so mit ihr zu sprechen. In ihrer Jungmädchenzeit hatte es einen Nachbarsjungen gegeben, mit dem sie ein wenig getändelt und sich heimlich in der Scheune getroffen hatte, aber auch er war nicht so phantasiebegabt gewesen wie Georg Imhoff. Ihre Jugendliebe hatte wohl im Gegensatz zu ihrem Gatten – ihren Körper in Wallungen versetzt, nicht aber ihren Verstand mit Zärtlichkeiten überhäuft.
    »Der Wein ...«, hob sie an.
    »Ich kümmere mich darum und werde Severin sagen, dass ich Euch zufällig begegnet bin und Ihr Euch mit einem Unwohlsein entschuldigt. Es ist besser, Ihr fasst Euch, bevor Ihr wieder zu der Gesellschaft stoßt.«
    Erst auf der Treppe fiel ihr ein, dass Georg ein begnadeter Schriftsteller war. Natürlich konnte ausgerechnet der mit Worten umgehen. Sie sehnte sich jedoch nach mehr. Nicht zu lesen, sondern aus seinem Mund zu hören. Verbale Verlockungen, die eines Tages in der Vereinigung ihrer Leidenschaft münden würden. Seine Lippen auf ihrer Haut ...
    Christiane starrte auf ihre Handinnenfläche und benetzte sie zaghaft mit ihrer Zunge, als könne sie auf diese Weise von dem Mann kosten, der ihre Leidenschaft entfacht hatte.
8
    Sebastians Finger umschlossen Marthas Hand. »Martin Luther meinte, Augsburg sei ein Sündenbabel. Er hatte recht.«
    »I wo«, wehrte Martha leichthin ab. »Es ist bloß eine Stadt mit vielen reichen Menschen, die es verstehen, ihr Geld zu ihrem eigenen Nutzen auszugeben. Kann man ihnen das verdenken?«
    Er versuchte, den Kopf zu schütteln, doch er konnte sich kaum rühren. Die Schmerzen waren zu stark. Sein Körper schien nach dieser kleinen Kraftanstrengung

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