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Die Hüterin des Evangeliums

Die Hüterin des Evangeliums

Titel: Die Hüterin des Evangeliums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Galvani
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geblieben. Ein wenig Zurückhaltung wäre rückblickend angemessen gewesen, obwohl er ihr höchst willkommene Avancen gemacht hatte.
    Sie wollte gerade einen Schritt in Richtung Tür gehen und sich so aus Georgs physischer Nähe entfernen, als er plötzlich vor ihr stand. Sie fühlte seinen heißen Atem auf ihrer Wange, sein Duft stieg ihr in die Nase. Ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte, schlang er seine Arme um ihre Taille, und bevor sie ihn abzuwehren imstande war, lag sein Mund auf ihren Lippen. Wie von selbst umfassten ihre Hände seinen Nacken, und sie erwiderte seinen Kuss mit einer Leidenschaft, die ihr irgendwann später, wenn sie darüber nachzudenken willens war, die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Ihre begehrliche Hingabe war ihr zwar bewusst, aber statt einen letzten Rest Anstand zu wahren, stöhnte sie leise und presste ihre in das Korsett eingeschlossenen Brüste gegen seinen Körper. Vergessen waren ihre Befürchtungen, ihm neulich im Weinkeller zu entgegenkommend erschienen zu sein.
    Die Perlen fielen wieder herab und rollten über den Boden.
    Keuchend hob Georg den Kopf. »Ich wünschte, Ihr würdet Eure Röcke heben und mir Einlass gewähren in Eure Pforte«, flüsterte er rau.
    Eine verlassene Wohnung, in die keine Menschenseele zurückkehren würde. Niemand hier als sie beide, ein Liebespaar, das vor Sehnsucht fast verging. Es war die perfekte Gelegenheit. Jeder Nerv in Christianes Körper schien in Flammen aufzugehen und sich danach zu verzehren, Erfüllung zu finden. In wie vielen Nächten hatte sie davon geträumt, von Georg Imhoff genommen zu werden? Jetzt war der Augenblick gekommen, in dem sie sich lustvoll unter ihm wälzen und Dinge erleben würde, die ihr in ihrer Ehe versagt blieben – und ihr fiel plötzlich ein, dass es gerade keine Möglichkeit gab, ein Essigschwämmchen aufzutreiben.
    Zögernd versuchte sie, sich aus seiner Umarmung zu lösen, doch er hielt sie umschlossen wie ein Schraubstock. »Wir dürfendas nicht«, sagte sie leise. Sie ärgerte sich, weil ihre Stimme vor Verlangen zitterte und genau das Gegenteil dessen ausdrückte, was sie meinte. Auch brachte sie nicht die Kraft auf, sich gegen seine Umklammerung zu wehren.
    Er antwortete ihrem Tonfall und nicht ihren Worten, indem er zarte Küsse auf ihren Hals hauchte, die kleine Schauer über ihren Rücken rieseln ließen. »Wir werden nichts tun, was Severin verärgern könnte«, raunte er, und seine Hand glitt ihre Hüften hinab. »Das verspreche ich. Allein meine Finger werden dich glücklicher machen, als er es je mit seinem Pfriem zu tun in der Lage war, der alte Mann.«
    Die Derbheit, mit der er über ihren Gatten, seinen Druckerverleger und Freund, sprach, ernüchterte sie. Ehebruch war eine Sache, die sie vor Gott zu verantworten hatte, aber sie würde den arglosen Meitinger nicht ausgerechnet von ihrem Liebhaber beleidigen lassen.
    Imhoff war damit beschäftigt, nach der Stelle zu nesteln, wo die Stoffbahnen ihres Rocks lose übereinander fielen. Dabei tastete er über die Rundung ihres Hinterteils. Durch diese aufreizenden Berührungen abgelenkt, bemerkte er zu spät, wie sich Christiane ihm entwand. Als sie ihn von sich stieß, taumelte er verwirrt.
    »Ich möchte nicht von Euch glücklich gemacht werden, Herr Imhoff«, sagte sie mit klarer, fester Stimme. Dass ihr bei dieser Lüge das Herz zerriss, ließ sie sich nicht anmerken.
    Seine Augen verengten sich. Die Leidenschaft in seinen Zügen wich blanker Wut, sein Lachen klang brutal und zynisch. »Das Kätzchen zeigt also die Krallen. Das gehört sich so für eine verheiratete Frau, nicht wahr? Dabei bist du wollüstig wie eine läufige Hündin, Meitingerin«, in einer raschen Bewegung umschloss er ihr Handgelenk mit den Fingern.
    Sein Griff fühlte sich an wie eine eiserne Fessel. Nicht nur der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen. Sie biss die Zähnezusammen und bemühte sich tapfer, seinem Blick standzuhalten.
    »Sei froh, dass ich deine Muschel nur anfassen will. Deine Tugend bleibt erhalten, wenn dir das Sorge bereitet.«
    Gelähmt vor Entsetzen, ließ Christiane geschehen, dass er mit der freien Hand zielstrebig in ihren Rock griff. Wieso wusste er plötzlich, wo die Stoffbahnen zu teilen waren? Seine Finger bohrten sich schonungslos in ihr feuchtes Fleisch. Dieser Mann war nicht der zärtliche Dichter, den sie sich in ihr Bett gewünscht hatte. Georg Imhoff gab sich roh und primitiv. Sein Atem ging stoßweise, während er sich auf

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