Die Hüterin des Hauses (Romantic-Thriller, Unheimlich) (German Edition)
Damaris` Grab zu finden.
Ein schmiedeeisernes Tor versperrte ihr den Weg. Die junge Frau befürchtete bereits, das es abgeschlossen sein würde, doch es ließ sich ohne Schwierigke i ten öffnen.
Unwillkürlich hielt Janice den Atem an. Mit jedem Schritt schien sie in eine fremde Welt einzudringen. Die alten, verwitte r ten Grabsteine waren zum großen Teil mit Efeu überwuchert, die Gräber wiesen keine Abgrenzungen mehr auf. Selbst die Wege waren kaum noch zu erkennen. Trotzdem fand die junge Frau das Familiengrab der Corbetts sofort. Ein riesiger Stein aus rotem Granit thronte über einem langen Gräberfeld. Der Familienname war tief in den Stein eingemeißelt worden. Unter ihm wurden die einzelnen Toten aufgeführt. Damaris` Namen suchte sie verg e bens.
Janice fiel ein, daß Damaris ja nicht zu den Corbetts gehört ha t te, sondern nur eine angeheiratete Schwester gewesen war. In dem Buch, das sie in Sarahs Zimmer gefunden hatte, war als Familie n n a men Graham angegeben worden.
Die junge Frau ging einige Schritte weiter und fand schließlich einen kleinen Grabstein, der so verwittert war, das er sich rege l recht aufzulösen schien. Trotzdem konnte sie auf ihm noch Dam a ris` Namen entziffern und den Tag, an dem sie gestorben war. Es war der erste August achtzeh n hundertfünfundfünfzig gewesen.
Janice richtete sich auf. Schwindel erfaßte sie. Nur zu gut eri n nerte sie sich daran, was Sarah damals im Garten zu ihr gesagt hatte. Ihre Schwester hatte davon gesprochen, daß Damaris ach t zehnhundertfünfundfünfzig gestorben war. Sie hatte behauptet, Damaris hätte nur auf sie gewartet. Wie hatte sie Damaris g e nannt? Die Hüterin des Hauses. Hing Sarahs tödlicher Unfall etwa damit zusammen. War sie g e storben, um Damaris abzulösen?
"Fühlen Sie sich nicht wohl, Miss Co r bett?"
Janice fuhr herum. "Oh, Sie sind es Reverend", sagte sie. "Nein, es ist alles in Ordnung." Sie wies auf das Grab, sprach von einem Buch, das sie auf M a ryflower gefunden hatte.
"Sie wuchs ohne Eltern auf", bemerkte der Pfarrer. "Ich weiß nicht, wieweit Ihnen die Geschichte Ihrer Familie vertraut ist", fügte er hinzu.
"Ich kenne sie kaum", bekannte die junge Frau.
"Ich habe mich oft mit Ihrem Großonkel unterhalten. Er e r wähnte einmal, daß die kleine Damaris wohl kaum von alleine in den Brunnen gestürzt sei. Er nahm an, daß sie e r mordet wurde."
"Ermordet?"
"Ja, wie er glaubte, von ihrem eigenen Schwager. Die Familie befand sich damals in großen finanziellen Schwierigkeiten. Dam a ris hatte sehr viel Geld von ihrer Großmutter geerbt. Nach ihrem Tod ging es an ihre Halbschwester und damit an die Corbetts."
"Das ist ja eine furchtbare Geschichte", meinte Janice. Sie war sich jetzt ganz sicher, daß auch ihr Großonkel Damaris gekannt hatte. "Wissen Sie, woher die Grahams kamen?"
"Nein, das nicht", erwiderte der Pfarrer. "Ihr Großonkel erzäh l te nur, daß Damaris in Maryflower zur Welt gekommen ist. Die Grahams waren scheinbar mit den Corbetts über einige Ecken verwandt. Kurz vor Damaris` Geburt starb ihr Vater an einer Lu n genentzündung. Elisabeth Corbett nahm die Witwe mit ihrer Toc h ter Abigail auf Maryflower auf. Mary Graham starb bei D a maris` Geburt." Der Pfarrer ging ein paar Schritte weiter und wies auf einen anderen Grabstein. "Hier liegt Damaris` Mutter begr a ben."
"Und Abigail heiratete dann später Elisabeths Sohn, oder irre ich mich?"
"Nein, keineswegs."
"Wieso kümmerte sich die Großmutter nicht um das verwaiste Kind, sondern hat es zusammen mit ihrer Schwester meiner Fam i lie aufwachsen lassen?" fragte J a nice.
Der Pfarrer hob die Schultern. "Ich hatte Ihrem Großonkel di e selbe Frage gestellt. Er konnte sie mir nicht bean t worten."
Janice bedankte sich bei ihm und kehrte zu ihrem Wagen z u rück. Sie verstand jetzt, warum sich Damaris als Hüterin des Ha u ses betrachtet hatte. Immerhin war sie auf Maryflower aufgewac h sen. Sie ...
Die junge Frau blieb stehen. Hatte Damaris etwas mit dem Tod ihres Großonkels zu tun? Aus was für Gründen auch immer, hatte er sich entschlossen gehabt, das Haus abreisen zu lassen. Durch seinen Tod war es nicht mehr daz u gekommen.
Janice verbrachte den größten Teil des Abends im Garten. Sie hatte versucht, an ihrem Buch weiterzuarbeiten, aber ihre Geda n ken waren immer wieder abgeglitten. Sie erwartete die Nacht und hoffte, daß sich ihr Sarah wieder zeigen würde. Vielleicht würde es ihr diesmal möglich sein, mit ihrer
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