Die Hüterin des Hauses (Romantic-Thriller, Unheimlich) (German Edition)
Schwester zu sprechen.
Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch. Rasch drehte sie sich um. Sie hoffte Sarah zu sehen. "Oh, Sie sind es, Mister Alclair", meinte sie enttäuscht. "Ich wollte Sie heute vormittag bes u chen, aber Sie waren nicht zu Hause."
"Ich hatte in London zu tun", erwiderte er. "Mein Auftraggeber wollte sehen, wieweit ich mit meiner Arbeit gekommen bin. Ich weiß nicht recht, ob ich ihn zufriedenstellen konnte. In letzter Zeit fehlt mir die rechte Lust zu meinem Beruf. Jedesmal, wenn ich mich an die Arbeit setzen will, gleiten meine Gedanken ab."
"Mir erging es heute genauso", gestand sie. "Übrigens danke für die wunderschönen Rosen, die Sie Sarah gebracht haben. Sie müssen noch mehr an meiner Schwester gehangen haben, als ich immer glau b te."
"Sarah erinnerte mich an meine kleine Schwester", gestand C o lin. "Ich spreche nur selten von Jenny. Sie wurde auch nur neun Jahre alt. Auf dem Heimweg von der Schule ist sie überfallen und ermordet worden."
"Das tut mir leid", bemerkte Janice betroffen. Es wunderte sie jetzt nicht mehr, daß Colin glaubte, auch Sarah sei ermordet wo r den. Unwillkürlich zog Parallelen zum Tod seiner eigenen Schw e ster. "Wie lange ist das her?"
"Vierzehn Jahre", erwiderte er. "Die Ehe meiner Eltern ist da r über zerbrochen." Colin atmete tief durch. "Weshalb wollten Sie mich sprechen? Gibt es etwas Neues?"
Während sie langsam durch den Garten gingen, erzählte ihm Janice von Sarahs nächtlichem Besuch. "Sie wollte mir etwas s a gen, aber ich konnte es nicht verstehen. Ich hoffe, daß sie heute Nacht wiederkommt. Ich kann es kaum noch erwarten."
"Und in Ihnen war keine Furcht?"
"Nein, nur ein unendlicher Frieden", sagte Janice. "Ich habe *heute Damaris` Grab besucht", fügte sie hinzu. "Unser Pfarrer überraschte mich dabei." Sie berichtete ihm, was sie von ihm über die Grahams und ihre Familie erfahren hatte. "Von wem, außer von Damaris, kann Sarah soviel über diese Geschichte gewußt haben? Und dasselbe gilt für meinen Großonkel. Nach einer Fam i lienchronik habe ich bisher vergeblich gesucht. Scheinbar ex i stiert keine."
"Der Gedanke, daß Sarah sterben mußte, um Damaris als Hüt e rin des Hauses abzulösen, ist zu schrecklich, als daß ich daran glauben kann", meinte Colin erschüttert. "Genauso wenig kann ich mir vorstellen, daß Damaris Schuld am Tod Ihres Großonkels ist."
"Sie glauben also nach wie vor, daß mein Verlobter Sarah e r mordet hat?" Obwohl sie es nicht wollte, klang Janice` Stimme spö t tisch.
"Lachen Sie mich ruhig aus, Miss Corbett", sagte der junge Mann. "Ich traue Mister Partridge nicht über den Weg."
"Dabei vergessen Sie schon wieder, daß mein Verlobter mit mir in London war, als Sarah in die Schlucht stürzte", erinnerte ihn Janice. "Können Sie mir vielleicht verraten, wie er zur selben Zeit an zwei verschiedenen Orten sein konnte?"
"Er könnte Sie zu Ihrem Verleger gebracht haben und ist dann nach Maryflower zurückgefahren", sagte Colin. "Vergessen Sie nicht, daß Willi seinen Wagen auf der Umgehungsstraße gesehen haben will.
"Ein junger Mann, der wie alle Welt weiß, leicht zurückgebli e ben ist."
"Was nicht heißen muß, daß er auch halb blind ist." Colins Stimme hob sich.
Janice sah ihren Nachbarn an. "Sieht aus, als würden Sie es sich sogar wünschen, daß es so gewesen ist", bemerkte sie ärge r lich. "Soll ich Ihnen sagen, was mit Ihnen ist, Mister Alclair? Sie sind ganz einfach nur eifersüchtig, weil mir mein Verlobter soviel b e deutet."
Colin legte seine Hände auf die Schultern der jungen Frau und blickte ihr in die Augen. "Sind Sie dessen wirklich so sicher?" fragte er ernst. "Machen Sie sich in bezug auf Mister Partridge nicht nur etwas vor? Mag sein, daß Sie ihn einmal geliebt haben, doch inzwischen ..."
"Hören Sie auf!" stieß Janice wütend hervor und schlüpfte u n ter seinen Händen hindurch.
"Sieht aus, als hätte ich einen wunden Punkt berührt", bemerkte Colin sarkastisch. "Warum stecken Sie wie Vogel Strauß den Kopf in den Sand? Warum gestehen Sie sich nicht ein, daß Ihnen Mister Pa r tridge nichts mehr bedeutet?"
Janice war nicht bereit, ihm noch länger zuzuhören. Bereits am Vormittag war ihr bewußt geworden, daß sie Roman nicht mehr liebte und daß alles, was sie einst für ihm empfunden hatte, einem Gefühl der tiefen Enttäuschung gewichen war, doch das ging i h rem Nachbarn nichts an. "Kümmern Sie sich bitte um Ihre eigenen Angelegenheiten, Mister Alclair",
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