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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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den Hängen des A tacam reifen.« Corneus war sicher, dass sich keiner diese Gelegenheit entgehen lassen würde. Die blauen Früchte der wilden Rebstöcke an den Südhängen des A tacam galten als das Köstlichste, was die Natur an W eingenuss hervorbringen konnte. Der W ein war so selten, dass nur wenige in ihrem Leben in den Genuss kamen, davon zu kosten.
    Wieder brandete Jubel auf, in den sich diesmal auch Hochrufe mischten. Corneus lachte und hob beschwichtigend die Hände. »Versteht es als eine kleine Geste des Dankes an euch alle«, sagte er bescheiden, »und als A usdruck meiner Freude über das glückliche Ende einer dramatischen Zeit. Ich bitte nur noch um ein wenig Geduld, damit ich den W ein holen kann.«
    Als er sich anschickte, die T afel zu verlassen, kam ein Page herbeigeeilt. »Meister Corneus, bemüht Euch nicht, ich kann …«
    »Verschwinde.« Corneus schüttelte unwillig den Kopf und versetzte dem Jungen einen Stoß. »Den W ein hole ich selbst.«
    Der Junge, kaum älter als zehn Sommer, verzog das Gesicht und trottete davon, klagte aber nicht. Corneus beachtete ihn nicht und machte sich auf den W eg. Solange er vom Saal aus gesehen werden konnte, täuschte er ein leichtes T orkeln vor, danach schritt er kräftig aus.
    Weit musste er nicht gehen. Der W ein stand schon in einem Nebenraum bereit. Die Phiole mit dem magischen T rank hatte er in der T asche. Ein Hochgefühl durchströmte Corneus, als er die W einflasche öffnete und an seinen bevorstehenden T riumph dachte. Jeder bekommt, was er verdient, dachte er, während er die Gläser füllte und einen T ropfen der magischen Flüssigkeit hinzufügte, die ihm den Rat der Magier für immer gefügig machen würde.
    Was war ich doch für ein Narr, dass ich nicht schon viel früher darauf gekomm … Er stutzte und wirbelte herum. W ar da nicht ein leises Knacken zu hören gewesen, ganz so als ob die T ür hinter ihm leise ins Schloss gezogen wurde? Er stellte die W einflasche ab, huschte lautlos zur T ür, legte die Hand auf die geschmiedete Klinke und riss die T ür dann mit einem plötzlichen Ruck auf. Doch als er hinausspähte, war niemand zu sehen.
    Seltsam. Corneus trat in den Gang und schaute nach links und nach rechts, konnte aber nichts Ungewöhnliche entdecken.
    »Da habe ich mich wohl getäuscht«, murmelte er vor sich hin, während er wieder in die Kammer ging und die T ür sorgfältig hinter sich schloss.
    Im Festsaal ging das ausgelassene Gelage derweil ungestört weiter. Pretonias bemerkte, dass Meister Elaries neben ihm eingeschlafen war. »Wach auf Elaries!«, sagte er und stieß den alten Magier mit dem Ellenbogen an. »Sonst verschläfst du noch den kostbaren Umtrunk.«
    »Umtrunk?« Elaries blinzelte, räusperte sich und setzte sich wieder gerade hin. »Wann und wo?«
    »Gleich hier.« Pretonias lachte. »Corneus öffnet zur Feier des T ages seine private Schatzkammer und gibt einen kostbaren W ein aus dem A tacam aus.«
    »So. Na dann …« Elaries erhob sich schwerfällig.
    »Wo willst du hin?«, fragte Pretonias.
    »Ich gehe dahin, wo Magier in meinem A lter hingehören – ins Bett.« Elaries nickte Pretonias zum A bschied zu.
    »Aber der W ein …«
    »Ich mache mir nichts aus W ein.« Elaries gähnte. »Nicht einmal wenn die Götter selbst ihn gekeltert hätten. Und ich habe auch keinen Bedarf, mit Corneus anzustoßen.« Ohne eine A ntwort abzuwarten, drehte er sich um und verließ den Saal.
    Corneus bemerkte Elaries’ freien Platz sofort, als er mit dem T ablett voller W eingläser zurückkehrte. Der A nblick versetzte ihm einen Stich. Der A lte hatte doch gerade noch am T isch geschlafen. »Wo ist denn der verehrte Meister Elaries?«, fragte er mit einer wohl bemessenen Prise Bedauern, ohne sich seinen Ärger anmerken zu lassen.
    »Er hat sich verabschiedet, weil er müde war«, gab Pretonias A ntwort.
    »Wie schade.« Corneus war froh, dass in diesem A ugenblick niemand seine Gedanken lesen konnte. Mit der freundlichsten Miene, zu der er fähig war, umrundete er den T isch und reichte jedem ein Glas W ein. Dabei achtete er peinlich genau darauf, dass niemand eines der beiden nur halb gefüllten Gläser an sich nahm, die er für Ulves und sich selbst eingeschenkt hatte. A lles verlief so, wie er es geplant hatte, nur dass Elaries fehlte, ärgerte ihn.
    Und wenn schon, versuchte er sich selbst in Gedanken aufzumuntern. Mit dem A lten werde ich auch später noch fertig. Spätestens morgen früh, wenn er sein Glas frische

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