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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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so ist.« Rik konnte Elaries’ Zuversicht nicht teilen. Corneus wirkte für ihn nicht wie jemand, der seine Pläne aufgegeben hatte. Zu aufgesetzt erschien seine Freundlichkeit, zu hinterhältig der Blick, mit dem er jede Bewegung im Saal beobachtete.
    Als ob er auf etwas wartet … Rik überlief es eiskalt.
    Corneus war unmittelbar vor der Erfüllung seiner W ünsche gewesen. Da hatte der Rat ihm erneut untersagt, seine Macht anzuwenden. Rik konnte sich nicht vorstellen, dass Corneus das widerspruchslos hinnehmen würde. Der Meistermagier war machtbesessen und gefährlich. Rik war sicher, dass er, ohne mit der W imper zu zucken, gemordet hätte, um seine Ziele zu erreichen. Hinter der Maske aus Freundlichkeit wirkte Corneus wie ein hungriger W olf, der Blut geleckt hatte, ohne dabei seinen Hunger stillen zu können. Immer wieder tauschte er bedeutungsvolle Blicke mit dem Zeremonienmeister oder beugte sich zu ihm hinüber und sprach leise mit ihm wie mit einem V ertrauten. Die anderen Magier beachtete er nur selten. Rik hätte zu gern gewusst, worüber Corneus und Ulves sprachen, aber er saß zu weit weg.
    Während Rik noch überlegte, wie er unauffällig näher an die beiden herankommen sollte, bemerkte er einen Pagen, der aus dem Schatten trat und den Magiern W ein nachschenkte. V ier weitere halbwüchsige Knaben in den langen, hellen Kutten der Pagen warteten unauffällig an der W and hinter dem T isch der Magier, zwischen den langen samtenen V orhängen, die die kalten Mauern verdeckten. Rik beobachtete das Geschehen einige Zeit. Dann fasste er einen Entschluss.

    Es war spät geworden.
    Das Festmahl war beendet, die Gäste hatten sich zerstreut, und auch die jungen Hüter hatten sich in ihre Räume zurückgezogen. Nur hier und da standen noch vereinzelt kleine Gruppen mit Magiern und Präparanden in dem großen Saal beisammen und führten leise Gespräche. Drei weitere Magier hatte der W einrausch auf ihren Stühlen zusammensinken lassen. Ungeachtet der schmutzigen T eller lagen sie vornübergebeugt auf den T ischen und schnarchten, während die Bediensteten bereits mit dem A ufräumen begannen.
    Nur an einem der langen T ische waren noch alle Stühle besetzt. Hier wurde eifrig geredet und gelacht und dem W ein zugesprochen, der auf den geröteten W angen und Nasen schon deutliche Spuren hinterlassen hatte. Die Ratsmitglieder und hochgestellten Magier der Kaste hatten allen Grund zum Feiern. Die schlimmste aller Bedrohungen war im letzten A ugenblick abgewendet worden; nun schauten sie der Zukunft wieder voller Zuversicht entgegen. Selbst Pretonias, der nie müde wurde, zu mahnen und Zweifel zu äußern, schien alle Bedenken verworfen zu haben und prahlte so überschwänglich mit seinen T alenten, als wäre es allein sein V erdienst, dass die Magie des Schattenbergs gerettet werden konnte.
    Corneus beobachtete die Feiernden genau. W ann immer sich die Gelegenheit bot, ließ er den Magiern neuen W ein einschenken, um mit ihnen anzustoßen, ohne dabei selbst auch nur einen Schluck zu trinken. Sein Plan schien aufzugehen. Mittlerweile konnte sich kaum einer der Magier mehr sicher auf den Beinen halten.
    Als draußen auf den Zinnen das Hornsignal zur Mitternacht ertönte, hielt Corneus die Zeit für gekommen, seinen Plan zu vollenden. Er schob seinen Stuhl geräuschvoll zurück während er sich erhob, bat durch eine übertrieben ausschweifende Geste um Ruhe und rief mit gespielt weinschwerer Stimme: »Meine Freunde!«
    Als er sich der A ufmerksamkeit aller sicher sein konnte, fuhr er fort: »Ein besonderer T ag geht zu Ende. Einer, der an Bedeutung wohl nur von dem T ag übertroffen wird, an dem unser hochverehrter Großmeister Orekh seinen überragenden Schattenzauber wob.«
    Vereinzelte Hochrufe waren zu hören, aber Corneus war noch nicht fertig: »Besondere T age sollten mit einem ganz besonderen W ein beschlossen werden …« Diesmal taten die Zuhörer ihre Zustimmung noch etwas lauter kund. Einige Magier prosteten Corneus unter Jubelrufen zu, andere klopften mit der Faust auf den T isch.
    Corneus lächelte wohlwollend und nickte ihnen zu, hob dann aber um Ruhe bittend die Hand. »Ich … ich habe daher beschlossen«, sagte er mit wohlbemessen schwankender Stimme, »euch, meinen hochgeschätzten Freunden, zur Feier des T ages einen edlen T ropfen zu kredenzen. Lasst uns diesen denkwürdigen T ag mit dem kostbarsten W ein Selketiens beenden: mit einem Schluck des seltenen blauen W eines, dessen T rauben nur an

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