Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
Signalhorn.
    Jordi besah es sich von allen Seiten. »Du weißt doch gar nicht, wo die Insel ist.«
    »Nicht genau, das stimmt.« Rik nickte. »Aber Galdez hat mir einmal verraten, dass man eigentlich nur geradeaus fahren muss. W enn ich das Hornsignal regelmäßig von dir bekomme, weiß ich immer, wohin ich mich wenden muss.«
    Jordi starrte Rik mit großen A ugen an. Dem wurde die Ehrfurcht des Jungen etwas unangenehm. »Also, was ist? Hilfst du mir?«
    »Ja.«
    Das klang lange nicht so entschlossen, wie Rik es sich gewünscht hätte. »Angst?«, fragte er.
    »Ja … nein … doch … irgendwie schon.« Es war nicht zu übersehen, wie Jordi mit sich rang. »Das Horn ist bestimmt sehr laut. W er weiß, welche Geschöpfe ich damit anlocke.Die Nerbuks zum Beispiel.«
    »Die Nerbuks können die Insel nicht verlassen«, erklärte Rik. »Und ich bin sicher, dass die da«, er deutete auf die sieben Eleven am Feuer, »dir ganz schnell Gesellschaft leisten werden, sobald sie das erste Signal gehört haben.«
    »Was soll ich ihnen sagen, wenn sie fragen, was ich da mache?«, wollte Jordi wissen.
    »Sag ihnen einfach die W ahrheit.« Rik grinste. »Dann können sie mich ja nicht mehr zurückholen.«
    Jordi schwieg einige A temzüge lang. Dann nickte er und sagte: »Also gut, ich helfe dir.«
    Das kleine Ruderboot, mit dem Rik und Galdez zum Lagerplatz gekommen waren, war schnell ins W asser geschoben. W ährend Jordi seinen Platz am Ufer bezog, ruderte Rik so weit auf den See hinaus, dass er das Ufer gerade noch sehen konnte. Inzwischen war es dunkel geworden, aber das kümmerte Rik nicht. Er hätte auch bei T ageslicht keine zwei Mannlängen weit über den See blicken können.
    »Zähl immer bis zwanzig«, wies er Jordi an. »Dann blase in das Horn.«
    »Warte!« Jordi schwenkte das Horn mit dem ausgestreckten A rm über dem Kopf, um seinen W orten Nachdruck zu verleihen.
    »Was ist?«
    »Wie lange soll ich das machen?«
    Was für eine Frage. Rik seufzte. »Natürlich so lange, bis ich zurück bin. Das Signal ist mein einziger A nhaltspunkt. Ohne dich bin ich verloren.«
    »Oh.« Jordi ließ das Horn sinken. »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Hoffentlich.« Rik sagte das so leise, dass Jordi es nicht hören konnte. Dann tauchte er die Ruder ins W asser und fuhr los.
    Rings um Rik war alles in ein düsteres Grau gehüllt, das den V ollmond jenseits des Nebels vermuten ließ. Mehr denn je wurde Rik bewusst, wie aberwitzig sein Plan war und er schalt sich einen T oren, sich in eine solche Gefahr zu begeben. Den Gedanken umzukehren, schob er dennoch weit von sich. Es war nicht seine A rt aufzugeben.
    Wwuuuu – wwuuu!
    Jordis erstes Hornsignal erklang aus Richtung des Lagers und bestärkte Rik in seinem V orhaben. Die Ruderschläge wurden immer kräftiger und ließen das Boot rasch auf den See hinausgleiten. Nun gab es kein Zurück mehr. Sein Leben lag in den Händen der Götter und er konnte nur hoffen, dass diese ihm wohlgesonnen waren.

    Wwuuuu – wwuuu!
    Jemina hob den Kopf und lauschte. W as war das für ein seltsames Geräusch? Die Knie dicht an den Körper gezogen, kauerte sie noch immer, mit dem Rücken an den Baumstamm gelehnt, auf dem Boden.
    Die Nacht war hereingebrochen. Unendlich viel Zeit war vergangen, seit sie diese Haltung eingenommen hatte, und es gab nichts, was sie hätte tun können, um ihre ausweglose Lage zu verbessern. V on den Hütern fehlte nach wie vor jede Spur und auch die Nerbuks hatten sich nicht mehr gezeigt. In der lastenden Stille war ihre Einsamkeit vollkommen und sie fühlte sich so verloren wie noch nie in ihrem Leben.
    Der merkwürdige T on brach die Stille und ließ ihr Herz höher schlagen. Gespannt hielt sie den A tem an, doch vergeblich – der T on wiederholte sich nicht. Erst als sie glaubte, es nicht mehr auszuhalten und nach Luft schnappend den Mund öffnete, hörte sie ihn erneut.
    Wwuuuu – wwuuu!
    Ein Hornsignal! Jemina war sicher, dass es vom Lagerplatz am Seeufer stammte, wagte aber nicht, mit lauten Rufen darauf zu antworten. Die Insel war ein geweihter Ort, dessen Stille sicher nicht gebrochen werden durfte. A uf keinen Fall wollte sie sich den Zorn der Nerbuks zuziehen.
    Unschlüssig, was sie tun sollte, horchte sie weiter – und wurde nicht enttäuscht. Nur wenige Herzschläge später schallte erneut das Wwuuuu – wwuuu! zu ihr herüber. W er immer das Hornsignal gab, schien damit einen ganz bestimmten Zweck zu verfolgen.
    Jemina nahm allen Mut zusammen. Ungeachtet

Weitere Kostenlose Bücher