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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Riks Bett unberührt. Er war allein. So allein wie noch niemals in seinem Leben. Daheim hatte er gemeinsam mit seinen Eltern und Geschwistern in einem winzigen Raum auf dem Boden geschlafen und später, im Haus der alten Hüterin, hatte es auch nur einen einzigen Raum zum W ohnen und Schlafen gegeben. Nun hatte er einen Raum, der mindestens doppelt so groß war, für sich allein.
    Die Decke bis zum Kinn hochgezogen, die A ugen weit geöffnet, lag Jordi da, starrte in die Dunkelheit und lauschte auf die Geräusche rings um ihn herum. Im Nachhinein ärgerte er sich über sich selbst. Er hatte vor den anderen nicht ängstlich erscheinen wollen und sich für das eigene Zimmer entschieden, obwohl man ihm ein Bett in einem der anderen Schlafräume angeboten hatte.
    Vielleicht schlafen die anderen noch nicht, dachte er bei sich. Ihre Zimmer sind nicht weit von hier. Ich könnte noch ein wenig zu ihnen gehen.
    Nachdem die Eleven am Nachmittag in die Feste gekommen waren, hatte Corneus sie herzlich empfangen und sie ebenso fürstlich bewirten lassen, wie er es mit Rik, Jemina und Jordi am V ortag getan hatte. Man hatte ihnen Schlafgemächer zugewiesen und neue Kleidung für die Nacht gegeben, während die abgelegten Sachen gesäubert wurden.
    Die Eleven waren von dem Prunk in der Feste beeindruckt gewesen. Nach der Begrüßung hatte Corneus sich bald verabschiedet und es Jordi überlassen, den anderen zu erzählen, zu welch gefährlichem A benteuer Rik und Jemina aufgebrochen waren.
    Vermutlich lagen die anderen jetzt in ihren Betten und überlegten gemeinsam, wie es wohl sein würde, wenn man sie in wenigen Tagen zu Hütern ernannte … Jordi seufzte. Er hatte das A lleinsein satt. Entschlossen schlug er die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett, tappte im Dunkeln zur T ür und griff nach der Klinke. Die Scharniere knarrten leise, als er die T ür öffnete und auf den Gang hinaustrat, wo dieprachtvollen Leuchter, die von der gewölbten Decke herabhingen, ein mildes Licht verströmten.
    Barfuß schlich er den Gang entlang. Die Zimmer der anderen befanden sich nahe den Schlafräumen der Bediensteten. W enn er sich beeilte, würde er sie erreichen, ehe er jemandem begegnete. Natürlich war es ihm nicht verboten, seine Freunde mitten in der Nacht zu besuchen, aber er wollte die nächtliche W anderung niemandem erklären müssen und zog es vor, unentdeckt zu bleiben.
    Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als er hinter sich Schritte und Stimmen hörte, die rasch näher kamen. Jemand kicherte; ein anderer brachte ihn mit einem scharfen Zischlaut zum Schweigen.
    Jordi erschrak und schaute sich nach einem V ersteck um. Ein wuchtiger Sessel mit Polstern aus rotem Samt stand ganz in der Nähe in einer Nische an der W and. Mit wenigen Schritten hatte Jordi den Sessel erreicht und kauerte sich in dessen Schatten hinter der hohen Lehne. Keinen A ugenblick zu früh. Zwei Jungen in Dienstbotenkleidung kamen um die Ecke. Sie stecken die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander.
    »Das nenn ich Glück«, hörte Jordi den einen sagen, als sie kaum eine Handbreit entfernt vom Sessel stehen blieben. »Mit dem Braten können wir heute Nacht speisen wie sonst nur die Magier.« Der Junge griff mit der Hand in den Sack, den er über die Schulter trug, und zog ein gebratenes Stück Fleisch daraus hervor. »Und die alte Köchin wird glauben, dass der Hund ihn sich geholt hat.« Beide kicherten erneut.
    »Der Köter wird bestimmt Ärger bekommen.«
    »Dieser dicke Knochen zwischen seinen Pfoten ist aber auch zu verräterisch.« Der Dienstbote ließ den Braten wieder in dem Sack verschwinden. »Der ist viel zu schade für das stinkende Pack aus dem Dorf.«
    Das stinkende Pack aus dem Dorf? Jordi runzelte verwundert die Stirn.
    »Diese Dummköpfe werden den Braten bei der Morgenmahlzeit ganz sicher nicht vermissen, schließlich fressen die sonst auch nur Hirsebrei. Da wird ihnen das Essen auch ohne Fleisch wie ein Festmahl vorkommen.«
    »Sie würden sich sowieso nie beklagen. Die Reinen sind ja sooo gut und sooo genügsam, die würden dir auch noch danken, wenn du ihnen frischen Rinderdung auftischst.« Die beiden kicherten glucksend. Jordi war verblüfft. Sprachen die beiden etwa über die Eleven?
    »Stimmt, sie beklagen sich nie«, pflichtete der andere seinem Gefährten bei. »Einmal hat Corneus einem Bauern seine einzige Kuh und alle vier Ziegen genommen, um daraus ein Festmahl für die Magier herzurichten. Der Bauer hatte kaum noch

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