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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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die freie Hand vor den Mund geschlagen, die A ugen vor Entsetzen und A bscheu weit aufgerissen. »Was … was ist das?«
    »Wenn ich mich nicht irre, ist das einer der Letzten, die in der Hohen Feste ihr Glück versucht haben«, antwortete Salvias ungerührt und spie auf den Boden. »Er hieß Menas und galt seit knapp zwei Monaten als vermisst. Damit wäre sein Schicksal dann wohl geklärt.«
    Jemina sagte nichts. Mehr denn je wünschte sie sich fort von diesem furchtbaren Ort, dessen Düsternis weit mehr Schrecken zu verbergen schien, als der Fackelschein offenbarte. Der Nachhall, den Salvias Stimme erzeugte, ließ erahnen, dass sie sich in einer gewaltigen Höhle oder einem von Menschenhand erschaffenen Raum befanden. Sie verfluchte ihre A ugen, die sich immer noch nicht an das spärliche Licht gewöhnt hatten und ihr grünliche Schatten vorgaukelten.
    »Was ist mit ihm geschehen?« Rik sprach beherrscht, aber Jemina spürte, dass der A nblick des T oten auch ihn erschreckte.
    »Abgestürzt, nehme ich an.« Salvias zog die Schultern in die Höhe. »War wohl zu übereifrig und unvorsichtig.« Er senkte die Fackel. »Folgt mir, aber vorsichtig. Sonst leistet ihr dem Dummkopf bald Gesellschaft.« Er drehte sich um, ging weiter in die Höhle hinein und nahm das Licht mit sich fort.
    Jemina war froh, als die Dunkelheit gnädig den Mantel über den T oten breitete. A ufatmen konnte sie nicht. Der Gestank haftete an ihr wie ein lebendiges Ding und ließ sich nicht abschütteln.
    Noch ganz in Gedanken wäre sie in der Dunkelheit fast über eine Erhebung gestolpert, die völlig überraschend vor ihr aus dem Boden aufragte.
    »Vorsicht!« Rik, der hinter ihr ging, fasste sie am A rm, um sie zu stützen.
    »Was ist das?«, fragte Jemina.
    »Eine T reppe«, erklärte Salvias. »Früher, als der A ufzug an der Felswand noch intakt war, diente sie als Fluchtweg. Jetzt ist sie die einzige Möglichkeit, die Hohe Feste zu erreichen.« Um seine W orte zu unterstreichen, stieg er die T reppe ein paar Stufen empor. »Haltet euch dicht an der W and«, mahnte er. »Von jetzt an müssen wir achtsam sein. Einige der Stufen sind beschädigt Sie könnten nachgeben und euch in die T iefe reißen.«
    Jemina nickte. Um besser sehen zu können, senkte sie die Fackel und beleuchtete den V erlauf der T reppe vor ihren Füßen. Die Stufen waren fast eine A rmlänge breit und schienen direkt aus dem Fels herausgearbeitet zu sein. A n der rechten Seite wurden sie von der Felswand auf natürliche W eise begrenzt. A uf der linken Seite war – nichts.
    Jemina stockte der A tem. W enn die T reppe jemals ein Geländer besessen hatte, war es aus Holz gewesen und längst verrottet.
    Vorsichtig erklomm sie die ersten Stufen, immer darauf bedacht, nicht auf feuchtem Moos oder losem Geröll auszurutschen. Nach etwa zwanzig Stufen wurde ihr klar, dass sie sich auf einer W endeltreppe befand, die sich an der Innenseite eines senkrechten Schachts in die Höhe wand. Das Ende der T reppe konnte sie nicht ausmachen. Es musste sich irgendwo weit über ihr in schwindelerregender Höhe befinden. Das Einzige, was sie in der Dunkelheit über sich erkennen konnte, war der Schein von Salvias’ Fackel. Der Drachenreiter schien es eilig zu haben, denn er bewegte sich fast doppelt so schnell wie sie und wartete nicht auf seine Begleiter.
    Jemina lehnte den Rücken an die Felswand, schloss kurz die A ugen und atmete flach gegen den Druck des eisernen Rings an, den die Furcht um ihre Brust gelegt hatte. Sie hatte A ngst, entsetzliche A ngst, und wünschte, sie hätte sich nie auf dieses A benteuer eingelassen. Dann setzte sie den W eg fort.
    Eins … zwei … drei … In Gedanken zählte sie die Stufen unter ihren Füßen mit. Nach einhundertfünfzig Stufen hörte sie auf zu zählen und konzentrierte sich nur noch auf die Treppe, die immer brüchiger wurde.
    Mit jedem Schritt wurde sie sich mehr und mehr der Gefahr bewusst, die von dem fehlenden Geländer ausging, denn in der Mitte des Schachts tat sich ein kreisrunder A bgrund von mehr als fünf Schritten Durchmesser auf. Jetzt erst verstand sie wirklich, was Salvias’ W arnung zu bedeuten hatte.
    »Wir müssen weiter, Jemina.«
    Riks Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie öffnete die A ugen, senkte die Fackel, um die nächste Stufe besser sehen zu können und versuchte, einen Schritt zu tun – doch vergeblich. Etwas, was stärker war, als das W issen darum, weitergehen zu müssen, hielt sie zurück. Ihre schwächlichen

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