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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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herausfinden, wenn wir sie nicht beschäftigen.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Ich finde, wir sollten ihnen unter dem V orwand, dass sie bald Hüter sein werden, einige Lehrstunden verpassen«, erwiderte Ulves. »Alchemie, Kräuter- und Himmelskunde irgendetwas, was sie glauben lässt, sich auf ihre künftigen A ufgaben vorzubereiten. Das wird auch im Rat wohlwollend zur Kenntnis genommen werden.«
    »Das ist ein hervorragender Gedanke.« Corneus legte Ulves in einer kameradschaftlichen Geste die Hand auf die Schulter. »Ich schlage vor, du rufst sie sogleich zusammen und beginnst mit dem Unterricht.«

7
    R ik?« Jeminas Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. »Wo bist du?«
    Rik bemühte sich um eine gefasste Stimme. »Immer noch auf der Stufe vor dir.«
    »Warte!« Ihre tastenden Finger berührten seine Schulter. »Es ist so dunkel.«
    »Dieser verdammte W ind.« Rik fluchte leise, als er sich umdrehte und sich an Jemina vorbeizwängte. »Warte hier, ich gehe zurück und öffne die T ür, damit wir wieder Licht haben.« Indem er sich mit einer Hand an der W and entlang tastete, versuchte er, die T ür zu erreichen. Sie musste ganz in der Nähe sein, schließlich waren sie nur wenige Schritte in den T urm hineingegangen.
    »Rik?« Jeminas Stimme bebte vor Furcht.
    »Ich bin hier.« Rik versuchte, ruhig zu bleiben. W ährend er die W and mit den Händen nach der T ür abtastete, huschte sein Blick rastlos durch das Dunkel, in der Hoffnung, irgendwo einen Lichtschein zu entdecken, der ihm einen Hinweis auf eine Lücke im Mauerwerk geben konnte. W eiter und weiter tastete er sich an der W and entlang, bis er schließlich mit den Fuß gegen etwas Hartes stieß: eine T reppenstufe.
    »Verdammt!«
    »Was ist?«
    »Ich bin an der T reppe, die nach oben führt.« Rik bückte sich und ertastete mit den Händen weitere Stufen.
    »Dann bist du zu weit gegangen.«
    »Ich weiß.« Er richtete sich auf, begann den W eg wieder mit der Hand an der W and, zurückzugehen. »Das verstehe ich nicht. Irgendwo muss die T ür doch sein.«
    »Rik?« Die höhere T onlage ließ Rik aufhorchen. »Rik, da ist etwas!« Jemina keuchte.
    »Ich sehe nichts.« Rik starrte angespannt in die Richtung, aus der Jeminas Stimme kam.
    »Rik! Hilf mir! Rik!«
    »Jemina?« Rik schlug das Herz bis zum Hals. Er stolperte ein paar Schritte in die Richtung, wo er Jemina vermutete. »Jemina, was ist los? W o bist du? … A ntworte!«
    Stille.
    »Jemina!« Rik brüllte so laut er konnte.
    … na …na …na . Der W iderhall seiner Stimme schien ihn zu verhöhnen. Rik atmete schnell. Jemina war fort. Einfach so. Hilf mir! Jeminas W orte hallten in seinen Ohren nach und ließen das Gefühl der Machtosigkeit unerträglich werden. Sie hatte es geahnt. Noch bevor sie den T urm betreten hatten, hatte sie hinter der T ür eine Falle vermutet. Er aber hatte ihre Bedenken fortgewischt und sie ermutigt, hineinzugehen. Er hatte versprochen, sie zu beschützen und kläglich versagt.
    Jetzt war es zu spät …
    Klack .
    Wie aus weiter Ferne drang das Geräusch in der lastenden Stille an seine Ohren. Es kam von unten, aus dem Kellergewölbe. V ielleicht war es eine T ür, die ins Schloss fiel.
    Jemina! Sie musste dort unten sein. Rik ballte die Fäuste. »Ich lasse dich nicht im Stich!«
    Vorsichtig tastete er sich zum ersten T reppenabsatz und rief sich in Erinnerung, wo er die Laterne gesehen hatte. Er trug immer einen Feuerstein in der Gürteltasche bei sich. W enn er die Laterne fand, würde ihm das bei der Suche nach Jemina helfen. Einen kurzen A ugenblick zögerte er noch, dann erinnerte sich daran, was Galdez am Nebelsee zu Jemina und ihm gesagt hatte: Es heißt, dass es die Gefahr ist, die uns prägt. Wer immer nur den sicheren Pfad wählt, wird nie mutig werden.
    Rik nahm einen tiefen A temzug. V ielleicht war es dumm und sinnlos, dort unten nach Jemina zu suchen. A uf jeden Fall aber war es besser, als tatenlos herumzusitzen. Die T ür war nicht zu finden. Hier konnte er nichts mehr ausrichten. Er straffte sich, machte den nächsten Schritt – und trat ins Leere.
    Jemina schlug die A ugen auf. Sie lag auf dem Rücken und glitt wie schwerelos dahin: Sie wurde getragen. Sehen konnte sie nichts. Die Dunkelheit war vollkommen. W er immer sie fortbewegte, tat es, ohne sie zu berühren. V erstohlen versuchte sie die Hand zu heben, in der Hoffnung, etwas ertasten zu können, aber die Muskeln gehorchten ihr nicht.
    Gelähmt! Ich bin gelähmt, schoss es ihr durch den

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