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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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still, dass man eine Nadel auf den Boden hätte fallen hören können. Die sieben Mitglieder des Hohen Rates starrten Corneus fassungslos an. A uf ihren Gesichtern spiegelten sich Entsetzen und W ut.
    Der Meistermagier hatte seinen Bericht soeben mit den W orten: »… es ist alles getan worden. Nun können wir nur noch warten, hoffen und beten«, beendet. Schonungslos hatte er den Ratsmitgliedern vom T od der Hüter berichtet und ihnen die Schritte erläutert, die er zur W ahrung der Magie im Schattenberg eingeleitet hatte. Dabei war er nicht müde geworden, die A ussichtslosigkeit der Lage zu betonen, und hatte, für den Fall, dass Jemina scheitern sollte, weitere Möglichkeiten, die Schatten im Berg halten zu können, von vornherein ausgeschlossen. Mit voller A bsicht hatte er die ahnungslosen sieben am T isch versammelten Ratsmitglieder direkt mit der Katastrophe konfrontiert.
    Natürlich wussten alle, dass es noch eine andere letzte Möglichkeit gab, das drohende Unheil abzuwenden, doch diese hatte Corneus bewusst nicht angesprochen, um den Eindruck zu vermeiden, dass er sich in den V ordergrund drängen wollte. Seine ernste und besorgte Miene ließ nicht erkennen, dass er mit dem V erlauf der V ersammlung mehr als zufrieden war. V oller Genugtuung wartete er auf den Moment, da der erste Magier aufstehen würde, um ihn zu bitten, seinen Zauber für den Notfall bereitzuhalten.
    Zunächst ergriff jedoch Meister Elaries das W ort. A ls ältestes Ratsmitglied galt er als umsichtig und besonnen. Energisch erhob er sich von seinem Platz. »Warum erzählst du uns das erst jetzt, Corneus?«, fragte er. Seine Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn. »Zwei T age sind eine lange Zeit. Du hättest den Rat unverzüglich in das Geschehen einbeziehen müssen.«
    Corneus hatte diese Frage erwartet und gab sich einsichtig. »Ja, das hätte ich wohl. Und ganz sicher hätte ich das auch getan, wenn die Novizin nicht mitten in der Nacht mit den ungeheuerlichen Neuigkeiten zu mir gekommen wäre. Natürlich war ich entsetzt, als ich vom T od der Hüter erfuhr. Ich war mir zu dem Zeitpunkt aber nicht sicher, inwieweit ich ihr Glauben schenken konnte. Erst als ich von Meister Pretonias die beunruhigende Nachricht erhielt, dass sich die Schatten im Berg wie wild gebärden, und mich mit eigenen A ugen davon überzeugt hatte, dass auch die Leuchtkraft der Schattenmagie in dem Glaszylinder nachgelassen hat, war ich mir sicher, dass das Mädchen sich nicht geirrt hat. Noch während es mit ihrem Begleiter bei mir war, habe ich den Zeremonienmeister rufen lassen und ihn damit beauftragt, in Orekhs Schriften nach Hinweisen zu suchen, wie die drohende Katastrophe abgewendet werden kann. A ls klar wurde, wie wenig Zeit uns noch bleibt, habe ich kurzerhand beschlossen, einen Schwertdrachen zu rufen und das Mädchen zur Hohen Feste zu schicken.«
    Elaries war mit der A ntwort noch nicht zufrieden »Das mag in der Eile gut und richtig gewesen sein«, sagte er. »Aber warum hast du uns nicht schon gestern, nachdem das Mädchen aufgebrochen ist, davon in Kenntnis gesetzt?«
    »Das, verehrter Elaries, war in der T at wohl ein Fehler, für den ich die volle V erantwortung übernehme.« Corneus senkte den Blick. Dann hob er die Stimme etwas an und verkündete selbstbewusst: »Tatsächlich war ich lange der A nsicht, dass sich alles von allein regeln würde, sobald die Novizin erfolgreich zurückgekehrt wäre und ein neuer Hüterzirkel gegründet werden könnte. Mit meinem Schweigen wollte ich euch in dieser überaus wichtigen A ngelegenheit nicht übergehen, sondern euch nur unnötige A ufregung ersparen. Und ein wenig, das gebe ich offen zu, hegte ich auch die Hoffnung, euch damit zu beeindrucken, die Katastrophe allein abgewendet zu haben.«
    »An Eitelkeit hat es dir ja noch nie gemangelt.« Elaries schüttelte missbilligend den Kopf. Er sah nicht zufrieden aus, setzte sich nach kurzem Zögern aber wieder. Corneus registrierte es mit Genugtuung. »Die ganze Nacht habe ich wach gelegen«, fuhr er in salbungsvollem T on fort. »Die Sorgen um die Zukunft des Landes und um unsere Kaste ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Denn was wird aus uns, wenn die Novizin scheitert? W as können wir dann noch tun?« Corneus hob in einer dramatischen Geste die Hände.
    »Und was willst du jetzt von uns hören, Corneus?« Der lauernde Unterton, der in Elaries’ Frage mitschwang, war nicht zu überhören. Der alte Magier war einer der treuesten A nhänger von Orekhs

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