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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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hervor. »Ich habe das hier bekommen. Es kann uns helfen, das verlorene W issen zurückzuholen – wenn Corneus jemanden findet, der mutig genug dazu ist.«
    »Was ist das?«
    »Das erzähle ich dir später.« Jemina ging an ihm vorbei zur T ür. »Komm jetzt, wir müssen uns beeilen. Salvias wird nicht mehr lange auf uns warten. Es ist schon fast dunkel.«

Die Halle
der Ahnen

1
    J ordi lag im Bett und lauschte.
    Längst hatte die Nacht ihren Mantel über die Feste der Magier gebreitet, aber es schien, als würde die Burg nicht zur Ruhe kommen. Bedienstete huschten geschäftig umher, löschten und ersetzten heruntergebrannte T alglichter, legten Holz in den Kaminen nach und bereiteten das Essen für den nächsten Morgen vor. Magier eilten mit wichtiger Miene durch die Gänge, um die Dunkelheit für jene Zauber zu nutzen, die im Mondschein die größte W irkung entfalteten, und die W achen standen so unerschütterlich an den T oren, als kannten sie keinen Schlaf.
    Die W achen!
    Jordi versuchte sich daran zu erinnern, wann sie ihm das erste Mal aufgefallen waren. A n den ersten T agen in der Feste ganz sicher nicht. Da war alles viel zu neu und aufregend gewesen, um sich über die Krieger, die auffällig unauffällig in der Nähe der A usgänge herumstanden, zu wundern. W irklich ins Bewusstsein waren sie ihm erst an diesem Nachmittag gerückt, als er, getrieben von einer quälenden Unruhe, rastlos durch das Gebäude gewandert war. Gern wäre er hinausgegangen, um die berühmten Gärten der Magier zu erkunden und ein wenig in der Sonne zu sitzen. A ber an allen acht A usgängen hatte man ihm den Durchlass verweigert.
    Die Begründung war immer dieselbe gewesen. A ngeblich sollte niemand erfahren, dass sich die Eleven in der Feste aufhielten, um Gerüchte und Spekulationen über den V erbleib der Hüter zu verhindern.
    Jordi hatte es widerspruchslos hingenommen, immerhin hatten sich auch Corneus und Ulves so ähnlich geäußert, als sie die Eleven gebeten hatten, mit niemandem über den T od der Hüter zu sprechen. Rückblickend erschien ihm die Maßnahme jedoch mehr als sonderbar. Die anderen schienen es noch nicht bemerkt zu haben, aber ihm ließ der Gedanke keine Ruhe mehr: Sie sperren uns hier ein. W ir sind Gefangene!
    Du siehst Gespenster, versuchte er sich zu beruhigen. Sie waren Corneus’ Gäste. Er wollte sie schützen und tat alles, um einen neuen Hüterzirkel entstehen zu lassen. Hätte er sonst Jemina und Rik seine besten Männer zur Seite gestellt? Je länger Jordi darüber nachdachte, desto mehr A rgumente fielen ihm ein, die gegen das Gefühl sprachen, ein Gefangener zu sein. W ar es nicht allzu verständlich, dass Corneus bestrebt war, eine Unruhe unter den Magiern und unter der Bevölkerung zu verhindern? Sobald der Neunte Zirkel einberufen war, würde immer noch genug Zeit sein, dem V olk alles zu erklären Ja, so würde es wohl sein. Jordi atmete tief durch und versuchte, sich zu entspannen.
    Die beiden Bratendiebe kamen ihm in den Sinn, die er in der Nacht zuvor belauscht hatte. Sie hatten so abfällig über die Eleven und die Bewohner Selketiens geredet, dass er es zunächst nicht hatte wahrhaben wollen. A m T age hatte er dann A ugen und Ohren offen gehalten und tatsächlich hatte er bei den Bediensteten in der Feste immer wieder Blicke und Gesten zu erkennen geglaubt, die ihn trotz der zur Schau getragenen Freundlichkeit beunruhigten. Einige Bedienstete schienen die Eleven fast schon überfreundlich zu behandeln, oder sie redeten so, als würden sie ihre wahren Gedanken hinter einer Maske verstecken.
    Mach dich nicht verrückt. Das bildest du dir alles nur ein, wisperte eine Stimme in seinen Gedanken. A ber die Unruhe wollte nicht weichen. Er musste Gewissheit haben und aus seiner Sicht gab es nur zwei Menschen in der Feste, die ihm A uskunft geben konnten: Corneus und Ulves.
    Den Meistermagier zu behelligen, wagte er nicht, außerdem lagen dessen Gemächer fernab des Gebäudes, in dem die Eleven untergebracht waren. Blieb also nur der Zeremonienmeister, der im gleichen T rakt Quartier bezogen hatte, um immer für seine jungen Gäste, wie er die Eleven nannte, da zu sein und sie persönlich in allem zu unterrichten, was sie als angehende Hüter wissen mussten.
    Am besten, ich gehe sofort zu ihm, dachte Jordi, sonst mache ich die ganze Nacht kein A uge zu.
    Vorsichtig, um die beiden Eleven nicht zu wecken, mit denen er sich nun ein Zimmer teilte, schwang er sich aus dem Bett, warf sich einen

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