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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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sie die Glasflasche fortwerfen wollte: »Ohne Rik ist Orekhs Zauber verloren. Ohne ihn brauche ich diese Phiole nicht mehr. Bringt mich sofort zu ihm oder ich zerstöre sie!«

    Rik hatte den ganzen Raum erkundet.
    Zumindest glaubte er das. Im Stockfinstern hatte er sich an der W and entlanggetastet, hatte vier Ecken, aber keinen A usgang gefunden und die Suche schließlich erschöpft aufgegeben. Um A tem ringend, kauerte er in einer Ecke des Raums. Die Hände verdreckt, das Gesicht schweißnass und vom Staub bedeckt wartete er darauf, dass der hämmernde Schmerz nachließ, der in seinem Fußknöchel wütete. Er hatte versucht, nicht auf die unzähligen Knochen und T otenschädel zu achten, die er berührt hatte, aber die Gewissheit, dass er schon bald das Los dieser Unglücklichen teilen würde, ließ sich nicht abschütteln.
    Er dachte an Jemina und fragte sich, ob sie das Buch gefunden hatte. W ohl kaum.
    Vermutlich saß sie gerade in einer ähnlichen Kammer gefangen und wartete verzweifelt darauf, dass er kam, um ihr zu helfen. V ielleicht war sie aber auch längst tot – so wie er es bald sein würde. Seltsamerweise hatte der Gedanke etwas T röstliches. Rik spürte, dass er dabei war, aufzugeben, und sich mit dem Gedanken an ein baldiges Ende abzufinden. Er hatte alles versucht und festgestellt, dass es kein Entkommen gab. W er immer diese Falle errichtet hatte, hatte nie vorgehabt, seine Beute wieder in die Freiheit zu entlassen. So viele Lebenswege hatten hier schon geendet – und nun auch seiner.
    Rik hustete und fuhr sich mit der Zunge über die rissigen Lippen. In der staubtrockenen Luft wurde der Durst schnell zur Qual. Instinktiv griff er nach der W asserflasche, zögerte dann aber. W enn er ohnehin sterben musste, war es vielleicht nicht klug, das Leiden unnötig zu verlängern. Die A ussicht noch ein paar Stunden länger in dieser Kammer zu hocken und auf den T od zu warten, war alles andere als erfreulich. Für einen A ugenblick erwog er, die W asserflasche zu öffnen und das W asser einfach auf den Boden zu gießen, um das Ende zu beschleunigen. A ber der Überlebensinstinkt war stärker. Er setzte die Flasche an die Lippen und trank in großen, gierigen Schlucken. Noch bevor sein Durst gelöscht war, war die Flasche leer. Mit einem ärgerlichen Knurren schleuderte er sie quer durch den Raum. Sie prallte gegen eine W and und fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden.
    »Das war’s dann wohl.«
    Rik zog die Knie so dicht an den Körper, wie es sein schmerzender Fußknöchel erlaubte, verschränkte die A rme darauf, senkte den Kopf und schloss die A ugen. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass sein Leben einmal so enden würde. Galdez kam ihm in den Sinn und er hörte in Gedanken noch einmal die Stimme seines Meisters, als der ihn zu wahrer Größe antrieb.
    Wahre Größe … Rik schnaubte verächtlich. Er hatte den sicheren Pfad verlassen. Er hatte nicht verzagt, war nicht davongerannt und hatte sich den W idrigkeiten gestellt. Und was hatte er jetzt davon? Nichts! Die einzigen Spuren, die er hinterlassen würde, waren die A bdrücke seiner Hände und Knie im Staub, der den Boden der Kammer bedeckte.
    Rik seufzte. Noch einmal ließ er die Ereignisse der vergangenen T age in Gedanken an sich vorüberziehen. Er würde alles noch einmal genauso machen. A uch wenn er am Ende einsehen musste, dass alles vergebens war.
    »Verzeih mir, Jemina«, murmelte er leise vor sich hin. »Ich war dir keine große Hilfe. W ir sind gescheitert, aber wir haben es wenigstens versucht …«
    »Rik? Bist du da unten?«
    Jemina!
    Riks Herz machte vor Freude einen Sprung, als er die Stimme hörte. Er wollte antworten, aber seine Kehle war ausgedörrt und er brachte keinen T on zustande. Er musste kurz eingeschlafen sein, denn er lag auf der Seite. Ermattet richtete er sich auf und blinzelte.
    »Rik? Bitte, sag etwas!«
    Rik sammelte seine Kräfte. A uf keinen Fall durfte Jemina wieder fortgehen. Da war ein Lichtschein. Schwach nur und wie es schien unerreichbar. A ber die Dunkelheit war gebrochen.
    »Hier!« Das W ort war nicht mehr als ein Krächzen. »Ich … bin hier!«
    »Rik!« Jeminas A ufschrei gellte durch die Kammer, so laut, als wollte sie die T oten damit aufwecken. »Ihr Götter! Ich hatte solche A ngst um dich. Komm heraus. Du bist frei!«
    »Ich kann nicht! Ich glaube, mein Fuß ist gebrochen.«
    »Oh, nein!« Jemina gab einen unterdrückten Schreckenslaut von sich. Dann sagte sie etwas, was Rik nicht

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