Die Huette
dekoriert war, mit Bildern und Figuren, die offenbar von Kindern angefertigt worden waren. Er fragte sich, ob diese Frau alle diese Kunstwerke wertschätzte, wie es jede Mutter tun würde, die ihre Kinder liebt. Vielleicht freute sie sich ja auf diese Weise an allem, was ihr reinen Herzens geschenkt wurde, auf jene Art, wie Kinder Geschenke machen.
Mack folgte ihrem leisen Summen durch einen kurzen Flur in einen offenen Koch- und Essbereich, wo ein kleiner Tisch mit vier Korbstühlen stand. Das Innere der Blockhütte war geräumiger, als er erwartet hatte. Papa hatte Mack den Rücken zugekehrt. Mehlstaub stieg auf, während sie ihren Körper im Takt der Musik bewegte, die sie gerade hörte. Dann endete das Lied mit ein paar abschließenden Schulter- und Hüftschwüngen. Sie drehte sich zu Mack um und nahm ihre Ohrhörer ab.
Plötzlich wollte Mack ihr tausend Fragen stellen oder tausend Dinge sagen, von denen einige unaussprechlich und schrecklich waren. Er war sicher, dass sein Gesicht die Emotionen verriet, gegen die er ankämpfte. Und dann, in Sekundenschnelle, schob er alles zurück in den Tresor seines geschundenen Herzens und verriegelte die Tür. Wenn sie um seinen inneren Konflikt wusste, ließ sie es sich nicht anmerken - sie begegnete ihm weiter offen, lebhaft und einladend.
»Darf ich fragen, was du da hörst?« »Willst du das wirklich wissen?« »Klar.«Jetzt war Mack neugierig.
»Das ist West Coast Juice. Die Band heißt Diatribe. Der Song ist von ihrem neuen Album Heart Trips, das noch nicht erschienen ist. Ehrlich gesagt«, sie zwinkerte Mack zu, »diese Kids sind noch gar nicht geboren.«
»Aha«, erwiderte Mack ziemlich ungläubig. »West Coast Juice?
Klingt nicht sehr religiös.«
»Oh, glaub mir, das ist es auch nicht. Es ist so eine Art eurasischer Funk-Blues mit einer Message und einem echt scharfen Beat.« Sie machte ein paar Tanzschritte auf Mack zu und klatschte in die Hände. Mack wich etwas vor ihr zurück.
»Gott hört also Funk? Ich dachte, du würdest George Beverly Shea hören, oder den Tabernakelchor der Mormonen - etwas, nun ja, Kirchlicheres. «
»Nun hör mal, Mackenzie. Ich bin überall dabei! Ich höre alles und nicht nur die Musik an sich, sondern die Herzen dahinter. Hast du deine Zeit im Priesterseminar vergessen? Diese Kids sagen nichts, was ich nicht schon einmal gehört hätte. Aber sie haben eine Menge Power! Viel Wut, und, das muss ich sagen, aus gutem Grund. Sie sind einfach ein paar von meinen Kids, die es richtig rocken lassen. Ich mag diese Jungs wirklich gern, weißt du? Ich werde ein Auge auf sie haben.«
Mack bemühte sich, ihr zu folgen und irgendwie zu begreifen, was er da erlebte. Seine alte theologische Ausbildung half ihm dabei überhaupt nicht. Ihm fehlten die Worte, und seine zahllosen Fragen schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Also sprach er das Offensichtliche aus.
»Du musst wissen«, sagte er vorsichtig, »dass es ziemlich seltsam für mich ist, dich Papa zu nennen.«
»Oh, wirklich?« Sie tat überrascht. »Natürlich weiß ich das. Ich weiß alles.« Sie kicherte. »Aber sag mir, warum du es seltsam findest? Weil es dir zu vertraulich ist, oder vielleicht weil ich mich dir als Frau zeige, als Mutter oder ... «
»Das ist allerdings ein Punkt«, unterbrach Mack sie mit einem verlegenen Lachen.
»Oder vielleicht wegen der Schwächen deines Papas?«
Mack stieß unwillkürlich die Luft aus. Er war es nicht gewohnt, dass tief verborgene Geheimnisse so schnell ans Licht gezerrt wurden. Sofort stiegen Schuldgefühle und Wut in ihm auf, und er wollte mit einer sarkastischen Bemerkung kontern. Mack hatte das Gefühl, am Rand eines bodenlosen Abgrundes zu balancieren, und fürchtete, er würde völlig die Kontrolle verlieren, wenn er irgend etwas davon herausließ. Er suchte nach sicherem Terrain, was ihm aber nur teilweise gelang, und antwortete schließlich mit zusammengebissenen Zähnen: »Vielleicht liegt es daran, dass ich nie jemanden hatte, den ich wirklich Papa nennen konnte.«
Da stellte sie die Rührschüssel ab, die sie im Arm gehalten hatte, legte ihren Holzlöffel hinein und wandte sich mit liebevollen Augen Mack zu. Sie musste nichts sagen. Er wusste, dass sie verstand, was in ihm vorging, und irgendwie wusste er, dass sie sich mehr um ihn sorgte als irgendjemand sonst. »Wenn du es zulässt, Mack, dann werde ich der Papa sein, den du nie hattest.«
Dieses Angebot war einladend und zugleich abstoßend. Er hatte sich immer
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