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Die Huette

Die Huette

Titel: Die Huette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William P. Young
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sagte Mack: »Ich denke, damit kann ich leben.« Jesus lachte leise. »Freut mich, das zu hören.«
    Nun mussten sie beide lachen. Danach schwiegen sie längere Zeit.
    Stille umfing sie wie eine Decke, und alles, was Mack wahrnahm, war das leise Plätschern des Wassers an den Prahlen des Bootsstegs. Dann war er es, der erneut das Schweigen unterbrach.
    »Jesus?«
    »Ja, Mackenzie?«
    »Etwas an dir überrascht mich.« »Tatsächlich? Was?«
    »Ich hatte mir dich«, sei vorsichtig hier, Mack, »nun ja ... äußerlich eindrucksvoller vorgestellt.«
    Jesus kicherte. »Eindrucksvoller? Du meinst schöner?« Jetzt lachte er laut auf.
    »Also, so deutlich wollte ich es nicht ausdrücken, aber es stimmt.
    Irgendwie dachte ich, du wärst eine Art Idealmensch, weißt du athletisch und überwältigend schön.«
    »Es ist meine Nase, nicht wahr?«
    Mack wusste nicht, was er darauf sagen sollte.
    Jesus lachte. »Ich bin Jude. Mein Großvater mütterlicherseits hatte eine große Nase. Tatsächlich hatten die meisten Männer in der Familie meiner Mutter große Nasen.«
    »Ich dachte einfach, du würdest besser aussehen.«
    »Aber nach welchen Standards? Und wenn du mich einmal wirklich kennen gelernt hast, wird dir das ohnehin nicht mehr wichtig sein.«
    Die Worte, wenn sie auch sehr höflich vorgebracht wurden, berührten Mack peinlich. Was genau lösten sie bei ihm aus? Er lag ein paar Sekunden stumm da und erkannte, dass er zwar geglaubt hatte, Jesus zu kennen, aber vermutlich ... kannte er ihn gar nicht wirklich. Vielleicht kannte er nur eine Ikone, ein Ideal, ein Bild, mit dessen Hilfe er versuchte, ein Gefühl für Spiritualität zu bekommen, aber nicht den wirklichen Menschen Jesus.
    »Warum ist das so?«, fragte er schließlich. »Du hast gesagt, wenn ich dich wirklich kennen würde, wäre es unwichtig, wie du aussiehst...«
    »Das ist wirklich ziemlich einfach. Das Sein transzendiert immer die äußere Erscheinung - das, was nur scheinbar existiert. Da ist das äußere Gesicht, welches du entsprechend deiner Vorurteile als schön oder hässlich bewertest. Doch wenn du einmal beginnst, das Sein hinter diesem Gesicht kennenzulemen, verblasst die äußere Erscheinung, bis sie schließlich gar keine Rolle mehr spielt. Deshalb ist Elousia ein so wundervoller Name. Gott, der Urgrund allen Seins, wohnt und wirkt in allen Dingen, durch sie und um sie herum - als die höchste Realität -, und alle äußeren Erscheinungsformen, die Masken dieser Realität sind, werden vergehen.«
    Eine Stille folgte, in der Mack sich bemühte, das, was Jesus gesagt hatte, zu begreifen. Nach ein oder zwei Minuten gab er es auf und beschloss, die riskantere Frage zu stellen.
    »Du sagst, dass ich dich nicht wirklich kenne. Dich zu kennen wäre aber viel leichter für mich, wenn wir immer so miteinander reden könnten wie jetzt in diesem Moment.«
    »Ich gebe zu, dass das ein besonderer Augenblick ist, Mack. Du hattest dich wirklich seelisch völlig festgefahren, und wir wollten dir helfen, deinen Schmerz hinter dir zu lassen. Aber glaube nicht, dass unsere Beziehung weniger real sein muss, weil ich normalerweise unsichtbar für dich bin. Sie wird anders sein, aber vielleicht sogar noch realer.«
    »Warum?«
    »Meine Absicht bestand von Anfang an darin, dass ich in dir leben soll und du in mir.«
    »Langsam. Warte mal! Wie soll das funktionieren? Wenn du vollkommen menschlich bist, wie kannst du dann in mir sein?«
    »Erstaunlich, nicht wahr? Das ist Papas Wunder. Das ist die Macht Sarayus, meines Geistes, des göttlichen Geistes, der jene Einheit wiederherstellt, die vor so langer Zeit verloren ging. Ich? Ich entscheide mich dafür, von Augenblick zu Augenblick völlig als Mensch zu leben. Ich bin voll und ganz Gott, aber ich bin auch durch und durch Mensch. Wie schon gesagt, das ist eines von Papas Wundem.«
    Mack lag in der Dunkelheit und lauschte gespannt. »Meinst du ein wirkliches Innewohnen oder ist das nur eine abstrakte theologische Idee?«
    »Natürlich«, antwortete Jesus mit starker, sicherer Stimme. »Das ist es, worum es eigentlich geht. Der Mensch, erschaffen aus der physischen, materiellen Schöpfung, kann erneut vollkommen vom spirituellen Leben, meinem Leben, beseelt und bewohnt werden. Dazu ist es erforderlich, dass eine sehr reale, dynamische und aktive Vereinigung existiert.«
    »Das ist fast unglaublich!«, rief Mack leise aus. »Ich hatte ja keine Ahnung. Darüber muss ich unbedingt weiter nachdenken. Aber ich werde bestimmt

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