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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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wartest du dann?« Elena hüpfte fast vor Aufregung und Panik. »Tu es endlich. Und dann nichts wie weg.«
    »Er ist wehrlos. Ich bring es nicht fertig.«
    »Aber wenn der lebt, dann sind wir dran.«
    »Er hat uns gar nicht gesehen«, raunte Constansa.
    Plötzlich formte sich ein Gedanke in ihr. Sie packte den Templer am Bart und schüttelte ihn. Aber der Mann regte sich nicht. Der Schlag an die Schläfe hatte ihn völlig betäubt. Sie nahm den Dolch und schlitzte ihm die Tunika bis zum Gürtel auf. Dann machte sie den ersten tiefen Schnitt in seine Brust. Das Blut quoll aus der Wunde und lief an seinem Leib herunter.
    »
Que Dieu m’ajut.
Was machst du da?«
    »Der wird sich sein Leben lang an uns erinnern.«
    Mit schnellen Schnitten arbeitete sie weiter, und als Elena ihr über die Schulter sah, erkannte sie ein Wort in blutigen Lettern auf die Brust geschrieben:
     
    S T U P R A T O R
     
    »Was ist das?«, fragte Elena atemlos.
    Constansa antwortete nicht. Sie nahm eine Handvoll Dreck und schmierte es in die blutigen Wunden.
    »Das wird gute Narben machen«, raunte sie befriedigt. Dann erhob sie sich. »Los, nichts wie weg hier.«
    Und die beiden rannten wie von Furien gehetzt davon. Am Stadttor verlangsamten sie ihren Schritt und warteten, bis ihr Atem sich beruhigt hatte. Schließlich gingen sie gemächlich an den griechischen Wachen vorbei und schlugen unter dem Schein einer schmalen Mondsichel den Weg zum Lager ein.
    »Es tut mir leid, Constansa, ich hätte beinahe alles vermasselt.«
    Constansa umarmte sie. »Ach was! Du warst großartig.«
    »Was war das, was du ihm in die Brust geschnitten hast.«
    »Der ist doch Mönch«, lachte Constansa grimmig. »Also hab ich ihm was Lateinisches auf die Brust geschnitzt.
Stuprator.
Es bedeutet Schänder.«
    Elena fasste sich ans Herz. »
Mon Dieu,
bist du verrückt? Er wird wissen, wer es gewesen ist.«
    »Na und?«, erwiderte Constansa. »Die Narben wird er niemandem zeigen können. Und wenn er mich verfolgt, dann kann ich ihn endlich aus Notwehr töten.«
    »Verges Maria«,
flüsterte Elena und bekreuzigte sich ein zweites Mal an diesem Abend. »Ich glaube, du bist wahnsinnig.«
    ♦
    Der gleichen Meinung war auch Severin, als Constansa ihm alles erzählte. Es war spät in der Nacht. Severin lag auf dem Ellbogen gestützt auf seinem Lager, und Constansa saß mit gekreuzten Beinen vor ihm. Ein brennender Kienspan erhellte ihre Gesichter.
    »Wie konntest du das tun?«, fragte er ungläubig. »Der wird nicht ruhen, bis er dich umgebracht hat.«
    Aber Constansa lachte nur. »Dann musst du mich eben beschützen.« Sie grinste mit unschuldigem Augenaufschlag. »Das tust du doch gerne, mich beschützen, oder nicht?«
    »Du machst dich wieder lustig über mich«, grollte er.
    Sie erhob sich, blies die Flamme aus und legte sich zu ihm. »Ach was. Küss mich lieber, anstatt mir böse zu sein.«
    Das ließ er sich nicht zweimal sagen.
    Constansa war wie ausgewechselt. Auch wenn sie diesen Templerbastard nicht umgebracht hatte, aber ihre Rache war vollständig, und das berauschte sie, stieg ihr zu Kopf wie junger Wein. Sie schmiegte sich an Severins Brust, und es störte sie nicht einmal, dass seine Arme sie fest umschlangen und seine Hände an Orte zu wandern begannen, die sie ihm bisher verweigert hatte. Aber auch jetzt nur bis zu einer gewissen Grenze.
    »Du musst mir Zeit geben«, flüsterte sie und küsste seine bärtige Wange.
    »Alle Zeit der Welt,
amor
«, raunte er ihr ins Ohr.
    In seinen Armen schlief sie schließlich ein, und Severin hielt Wache über ihren Schlummer. Er war besorgt, denn die Sache mit dem Templer würde ein Nachspiel haben, davon war er überzeugt. Von nun an würde er wirklich auf Schritt und Tritt über sie wachen müssen.
    Zwei Tage später wurde die Vermählung zwischen Jori und Joana gefeiert. Die Frauen nahmen die Gelegenheit wahr, sich hübsch zu machen. Die zerschlissenen Gewänder wurden ausgebessert und mit neuen Borten versehen, Haare gewaschen, Zöpfe geflochten. Für Joana fertigte Elena sogar eine Haartracht aus Leinen, bunter Wolle und aufgestickten Glasperlen, die sie auf dem Markt gefunden hatte.
    Constansa kam sich neben den anderen Frauen plump und bäurisch vor, bis Elena auch ihr die Haare schnitt, die Tunika enger raffte und sie überredete, einen bestickten Gürtel zu kaufen. Ihre Hände rieb sie mit Gänsefett ein, um sie weicher und geschmeidiger zu machen. Und für die Vermählung half sie ihr, die ersten zarten

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