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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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mir nicht übel.« Er lachte verlegen. »Und was sollte sie schon mit einem armen Mönchlein wie mir anfangen, was? Außerdem viel zu jung für sie.«
    Arnaut sah ihn erstaunt an. »Weiß sie davon?«
    Aimar schüttelte betrübt den Kopf.
    Severin entstöpselte seinen Weinschlauch und reichte ihn herum. »Jetzt sauft erst mal einen guten Schluck, bevor ihr bei diesem Liebesgesülze noch ganz in Tränen zerfließt.«
    »Du musst groß reden«, brummte Arnaut. »Wenn ich an deine Constansa denke, die scheint dich fest am Wickel zu haben.«
    »He, ich geb’s ja zu«, erwiderte Severin mit einem gutmütigen Grinsen. »Das Weib hat mich verhext. Dabei ist sie kratzbürstig wie ein Igel.«
    »Du bist einfach versessen auf kratzbürstige Amazonen. Was schwer zu kriegen ist, zählt wohl doppelt, was? Hör also mit dem Gejammer auf.«
    »Ich jammere nicht.« Severins Miene wurde plötzlich ernst. »Aber es gibt ein ziemliches Ärgernis, über das ich mit euch reden muss. Bis jetzt hab ich das Maul gehalten, und ich glaube, Constansa bringt mich um, wenn ich euch davon erzähle, aber ich brauche eure Hilfe.«
    »Was ist los?«
    »Es war in Laodikeia. Elena ist auch betroffen.«
    Aimar fuhr erschrocken auf. »Die Sache mit dem Templer?«
    »Du weißt davon?«
    Aimar nickte. »Im Beichtgeheimnis.«
    »Will mich mal jemand aufklären?«, rief Arnaut.
    Und so begann Severin, die ganze hässliche Geschichte zu erzählen, von der Vergewaltigung, Constansas Erniedrigung und Scham, wie er selbst davon erfahren hatte, von ihren fruchtlosen Bemühungen, dem Templer aufzulauern, und schließlich vom außergewöhnlichen Mut der Frauen und Constansas Rache.
    Arnaut war sprachlos und zornig zugleich.
    »Verdammt noch mal, Severin. Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Ihr könnt doch nicht hinterrücks einen Templer ermorden. Ganz gleich, wie sehr der Kerl es verdient hätte.«
    Severin ließ schuldbewusst den Kopf hängen. »Ist ja auch nicht gelungen. Zum Glück.«
    »Und ich kann es nicht fassen, dass Elena zu so etwas fähig ist. Zu mir hat sie kein Sterbenswörtchen gesagt. Aber du, Severin, du hättest mir alles schon früher erzählen müssen.«
    »Versteh doch. Die Frauen fühlten sich besudelt und schrecklich beschämt. Besonders Constansa. Soll die ganze Welt erfahren, was man ihr angetan hat?«
    Arnaut sah ihn betroffen an. Erst jetzt dämmerte ihm die ganze Schwere des Vorfalls und was die Frauen erlitten hatten. Und das von einem der Templer, der ein leuchtendes Vorbild für das ganze Heer sein sollte, als Krieger und als Christ.
    »Ich hätte mit Hugues de Bouillon geredet oder dem Großmeister«, sagte er etwas kleinlauter. »Sie hätten eine Anhörung angesetzt.«
    »Glaub doch nicht, das hätte etwas genützt«, rief Severin entrüstet. »Die hätten ihn nur gedeckt und Constansa eine verleumderische Hure geschimpft. Meinst du, die Templer würden einen ihrer Brüder ans Messer liefern?«
    »Dann vielleicht beim König.«
    »Die Aussage von zwei Weibern gegen den Templerorden? Ein Mannsweib und eine Marketenderin? Vergiss es,
ome.
«
    Arnaut seufzte. »Wahrscheinlich hast du recht.«
    »Die meisten denken doch, dass die Weiber selbst schuld sind. Und die Kerle lässt man laufen«, sagte Aimar angewidert. »Du musst dich auch nicht über Munira wundern, dass das arme Kind sich nicht zu ihrer Familie traut. Ist doch überall das Gleiche.«
    Arnaut packte plötzlich eine schreckliche, ohnmächtige Wut, als er sich Elena und Constansa in der Gewalt dieser rohen Kerle vorstellte. »Die beiden hätten dem Bastard die Kehle durchschneiden sollen. Jetzt wird sich das Schwein rächen, darauf verwette ich mein Erbe.«
    »Eben deshalb musste ich mit dir reden«, sagte Severin. »Gestern bin ich ihm nämlich über den Weg gelaufen. Er war in Begleitung seiner Sergeanten, dieselben Kerle, nehme ich an, die damals dabei waren. Und de Bernay weiß genau, wer ich bin. Sag deiner Hure, hat er mir zugeflüstert, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Die Augen werde er ihr ausstechen und die Titten abschneiden und vielleicht noch ein paar Dinge mehr, bevor er sie umbringen würde. Seine Kerle haben dabei gefeixt, als freuten sie sich schon auf das Fest.«
    »Hast du Constansa davon erzählt?«
    »Eben nicht. Ich will sie doch nicht ängstigen. Aber wie soll ich sie allein gegen diese Bande beschützen?«
    »Sind Munira und Loisa noch da?«
    »Nein. Loisa wollte bei Gustau, ihrem neuen Kerl, schlafen. Du weißt, sie stillt auch

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