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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Entschuldige, aber wir müssen jetzt weiter. Bis bald,
mon velh.
«
    Sie ließen Felipe stehen, der ihnen verwundert nachsah, und hasteten zur Unterkunft der Truppe, um Jori und Ferran abzuholen.
    »Er war etwas seltsam, unser guter Felipe«, sagte Aimar.
    »Wie meinst du?«
    »Zurückhaltend kam er mir vor. Glaubst du, er hat sich wirklich gefreut, uns zu sehen?«
    »Wie kommst du auf so was?«
    Aimar konnte seinen Eindruck nicht erklären. Vielleicht hatte er sich getäuscht und Felipe war nur überrascht gewesen, so plötzlich seinen Freunden gegenüberzustehen.
    In der Scheune nahmen sie Ferran und Jori zur Seite und erklärten ihnen das Nötigste. Beide machten große Augen, und Ferran wurde so rot vor Zorn, dass man fürchten musste, eine Stirnader würde ihm platzen. Constansa, trotz ihrer manchmal herben Art, war eine von ihnen und allen ans Herz gewachsen. Und Elena noch viel mehr. Niemand zum Teufel sollte ungestraft eine der Ihren anrühren. In kürzester Zeit waren die Männer gewappnet und eilten ins Viertel, wo die beiden wohnten. Auch Aimar wollte sich nichts entgehen lassen.
    »Was hast du vor?«, fragte er Arnaut.
    »Bis jetzt ist ja noch nichts passiert. Wir werden sie einfach bewachen müssen.«
    »Und was wäre, wenn ihr euch im Haus versteckt?«
    »Eine Falle meinst du?«
    »He, das gefällt mir«, knurrte Ferran. »Dann zahlen wir es den Hurensöhnen mit gleicher Münze heim.«
    Aber als sie das Haus in der einsamen Gasse erreichten, fanden sie die Tür nur noch lose im Rahmen hängen. Offensichtlich aufgebrochen. Sie blieben wie angewurzelt stehen und horchten. Von innen kam ein leises Wimmern, dann ein dumpfer Schlag, ein unterdrückter Schrei. Und Männerlachen.
    Arnaut bedeutete ihnen, sich ein paar Schritte zurückzuziehen. Dicht an die Mauer des Hauses drängten sie sich, um nicht von innen gesehen zu werden.
    »Was machen wir jetzt?«, flüsterte Jori.
    ♦
    Severins Kopf fühlte sich an, als hätte ihn ein Vorschlaghammer getroffen. Er versuchte, das Kinn zu heben und die Augen zu öffnen. Das rechte war zugeklebt, vor dem linken tanzten undeutliche Lichter und Schatten. Ein Rinnsal lief ihm über Wange und Kinn, und seine Mundhöhle war mit so etwas wie einem Lumpen zugestopft. Er wollte mit der Hand danach tasten, doch seine Arme waren unbeweglich.
    »Unser verliebter Junge kommt zu sich«, hörte er eine Stimme hinter sich. Dann ein heiseres Lachen.
    Jemand packte ihn am Haar und riss seinen Kopf zurück. Blitze zuckten ihm durchs Hirn. Ein scharfer Schmerz über der Braue ließ ihn aufschreien, doch nur ein Gurgeln kam aus dem zugestopften Mund.
    Er blinzelte, als einer sich über ihn beugte, mühte sich zu erkennen, wer das war. Langsam verdichtete sich das Bild, und er starrte in die kalten Augen des Templers Étienne de Bernay. Mit einem Ruck bemühte er sich hochzukommen, merkte dabei erst jetzt, dass er mit Armen und Beinen an einen Stuhl gefesselt war. Er brüllte, nicht vor Schmerz sondern vor Ohnmacht, würgte an seinem Knebel und ließ sich schließlich wieder zurückfallen.
    »Ganz ruhig, mein Junge«, hörte er den Templer sagen.
    Severin versuchte mit aller Kraft, die Fesseln zu sprengen, doch sie schnitten sich nur tiefer in sein Fleisch. Undeutlich erinnerte er sich, dass er gekommen war, um Constansa zu warnen. Constansa. Er erschrak. Wo war sie,
mon Dieu?
Wild sah er um sich, konnte sie nirgends entdecken. De Bernays verdammte Fratze verdeckte ihm die Sicht. Aber einen Blick auf Elena erhaschte er, starr vor Angst in den Armen eines grobschlächtigen Sergeanten, der ihr ein Messer an die Kehle drückte.
    »Zeigen wir ihm doch sein Liebchen«, hörte er den gleichen Kerl hinter sich, der schon zuvor gesprochen hatte.
    De Bernay richtete sich auf und gab den Blick frei.
    Constansa war zu Severins Horror bei den Armen an einen Dachbalken aufgehängt. Splitterfasernackt, der Mund ebenfalls mit einem Stofffetzen geknebelt, die gefesselten Hände rot geschwollen von gestautem Blut. Die weit aufgerissenen Augen hielt sie starr auf ihn gerichtet. Todesangst stand darin geschrieben. Plötzlich verzerrte sich ihr Gesicht. Mit wütendem Stöhnen bewegte sie die Beine, trat mit bloßen Füßen nach dem Templer. Der aber wich leichtfüßig aus und lachte nur. Entmutigt gab sie auf, denn die Fesseln mussten höllisch schmerzen. Tränenüberströmt und kraftlos, mit gesenktem Haupt ließ sie sich baumeln. Dabei verschlangen die Templer mit gierigen Blicken ihren nackten Leib, der

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