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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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War einige Monate lang in Konstantinopel und hatte zuletzt Gelegenheit, mit Leuten aus dem Gefolge deines Vaters zu reden, der sich dort ebenfalls aufhält. Jedenfalls hatten sie vor, sich bald einzuschiffen. Wahrscheinlich sind sie schon unterwegs.«
    »Dann brechen wir auf. Ich will ihm entgegenreiten.«
    »Acre ist weit. Willst du mit deinen Reitern den ganzen Weg bestreiten, nur um wieder zurückzukommen?«
    »Du hast doch gerade gesagt, vielleicht geht es gar nicht gegen Edessa oder Aleppo.«
    »Bis jetzt ist das nur ein Gerücht.«
    »Mit einem hast du jedenfalls recht. Wir sitzen hier nur tatenlos auf unseren Ärschen. Und ich hab genug davon.«
    »Na schön. Aber auf dem Weg nach Acre solltest du dich nicht in Tripolis sehen lassen. Wer dem König die Botschaft überbracht hat, war Josselin de Puylaurens. Du erinnerst dich an ihn. Er lässt dir sagen, dein Besuch in der Grafschaft sei höchst unerwünscht.«
    Bertran lachte abfällig. »Keine Sorge. Meine Vettern werden mich noch früh genug zu sehen bekommen.«
    »Was immer ihr vorhabt, du und dein Vater, ihr solltet es euch mit Louis nicht verderben. Er könnte nämlich geneigt sein, euren Anspruch bei entsprechender Gegenleistung zu unterstützen.«
    »Wer sagt das?«
    »Die Königin selbst. Ich soll es dir ausrichten.«
    »Ist das wahr?« Bertrans Augen leuchteten, als hätte Arnaut ihm das schönste Geschenk gemacht.
    »Ich glaube, die Königin sucht sich Tolosas Bündnistreue zu erkaufen.«
    »Kann sie gerne haben, solange sie uns unterstützt.«
    Er war ganz aufgeregt und hatte es nun noch eiliger, die guten Neuigkeiten mit seinem Vater zu besprechen.
    »Ich werde gleich in den nächsten Tagen aufbrechen. Kommst du mit?«
    »Nicht bis Acre. Ich will das Grab meiner Großmutter in Tripolis besuchen.«
    »Dann reisen wir bis dahin zusammen.«
    Diese Meinungsverschiedenheit sollte nicht die einzige an diesem Tag bleiben, denn am Abend trafen Arnaut, Severin und Jori sich mit Felipe in der Taverne seiner Herberge. Sie versuchten, ihn zu überreden, die Truppe bis Tripolis zu begleiten, aber Felipe gab vor, er wolle lieber beim Heer des Königs bleiben. Nach dem Essen jedoch, als alle vier schon so einiges getrunken hatten, sollte der wahre Grund seiner Zurückhaltung zutage treten.
    Arnaut erzählte von seinem Gespräch mit Bertran und den Zweifeln, die er hegte. »Man hat uns eingeredet, dass Gott uns brauche, um Edessa zu befreien. Jetzt sehe ich, es geht eigentlich nur um Land und Macht, so wie immer. Da steckt nichts Heiliges dahinter.«
    »Aber unsereins darf seine Knochen hinhalten«, sagte Jori.
    »So ist es. Wenn wir wenigstens noch etwas erreicht hätten, aber der Heerführung unseres guten Königs traue ich inzwischen nichts mehr zu.«
    »Sind wir nicht hier, um den Ungläubigen das Fürchten zu lehren?«, fragte Felipe mit schwerer Zunge. »Sie vom Angesicht der Erde zu tilgen?«
    »Die sind bei weitem nicht die Teufel, als die man sie uns geschildert hat. Hier in Outremer haben die Leute täglichen Umgang mit ihnen. Der Handel blüht, mit Damaskus ist man sogar verbündet. Man hat nicht wenige Gewohnheiten der Sarazenen übernommen. Bei Hofe habe ich eine Türkin kennengelernt, die mir ihren Glauben erklärt hat. Er unterscheidet sich nicht so sehr von unserem.«
    »So, und was willst du uns damit sagen?« Severin schenkte allen nach, denn das viele Reden machte durstig. Besonders Felipe sprach dieser Tage dem Wein weit mehr zu als die anderen. So kannten sie ihn eigentlich nicht aus ihrer gemeinsamen Zeit in Narbona, aber seit man sich in Antiochia wiederbegegnet war, schien er sich nur schwer mäßigen zu können. Auch nicht an diesem Abend.
    »Ich sage es nur unter uns«, erwiderte Arnaut. »Aber ich bereue inzwischen, dass ich das Kreuz genommen habe. Ich glaube, es war ein Fehler.«
    Bei diesen Worten setzte Felipe sich ruckartig auf.
    »Ach, der Herr hat sich geirrt?«, rief er wütend. »So mal eben schnell ändert man seine Meinung?«
    Die anderen sahen ihn erstaunt an. Niemand verstand seinen plötzlichen Zorn.
    »Du führst alle nur ins Unglück, merkst du das nicht?«, wetterte er gegen Arnaut.
    »Wenn du die Männer meinst, die gefallen sind, so schmerzt mich das weit mehr, als du denkst, Felipe. Aber die sind alle freiwillig gekommen.«
    »Ja. Und weißt du auch, warum?« Felipe nahm noch einen tiefen Schluck. »Weil du sie bequatscht hast. Weil sie dich lieben, du Bastard. Weiß der Teufel, warum.«
    Arnaut saß sehr still und

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