Die Hure Babylon
de Bar aus Metz und Henri de Lorraine aus Toul begleiteten ihn, als er in Alienors Gemächern vorsprach. Der
legatus
des Papstes, Guido de San Grisogono, war schon vor Tagen nach Jerusalem abgereist.
Die Königin hatte bereits ihr Morgenmahl beendet und war für einen Ausritt zur Falkenjagd gekleidet, als diese Abordnung bei ihr erschien.
»Ich werde Euch vielleicht enttäuschen müssen,
Madame
«, nahm Louis sich gleich ein Herz, nachdem alle Platz genommen hatten und seine Gemahlin ihn neugierig musterte. »Es war schon immer mein größter Wunsch, in der Grabeskirche zu Jerusalem zu beten, wie Ihr wisst. Konrad mit seiner Botschaft hat uns nun den Weg gewiesen. Dort liegt die Bestimmung dieses Pilgerzugs.«
»Um zu beten?«
»Nun, man wird sich natürlich mit König Balduin und Königin Melisende und dem Hohen Rat von Jerusalem beraten, wie der Feldzug weiterzuführen ist.«
»Durch die Belagerung von Aleppo hoffentlich«, sagte die Königin gereizt. »Wie mein Oheim nicht müde wird, Euch jeden Tag ans Herz zu legen.«
»Es gibt auch andere Möglichkeiten.«
»Welche?«
»Ascalon. Oder Damaskus.«
»Mit Damaskus sind wir verbündet.«
»Aber es wäre ein Schlag, von dem sich die Sarazenen kaum erholen würden.«
»Und Nur ad-Din würdet Ihr damit alle Muslime des Landes in die Arme treiben. Er ist derjenige, den es zu besiegen gilt, nicht Damaskus und noch weniger die Ägypter.«
Die Königin hatte sich erhoben. Sie war erregt, ihr Antlitz gerötet. Die Bischöfe machten besorgte Gesichter, denn sie war für ihre scharfe Zunge gefürchtet.
»Dem König sind all diese Begründungen bekannt,
Majesté
«, beeilte sich Godefroy de Langres, sie mit sanfter Stimme zu beschwichtigen. »Es scheint uns aber doch …«
»Wenn dem König diese Gründe bekannt sind«, sagte sie, »warum verweigert er sich dann jeglicher Vernunft? Dummheiten sind schon genug gemacht worden.«
»Madame«,
erwiderte Louis steif. »Ihr seid eine Frau und nicht fürs Militärische gemacht. Ihr könnt diese Dinge nicht verstehen.«
»Ich bin zu blöd, meint Ihr?«
»Natürlich nicht,
Majesté
«, versuchte Godefroy de Langres es noch einmal auf sanfte Art. »Drei Könige der Christenheit vereint in Jerusalem. Und dazu der Hohe Rat. Sie werden gemeinsam doch gewiss den besten Weg finden, und nicht nur Euer …« Er stockte, denn fast wäre ihm das falsche Wort entschlüpft. »… nicht nur Euer werter Oheim,
Majesté.
«
»Mein Oheim lebt und kämpft hier seit vielen Jahren. Er und seine Barone wissen weitaus besser als ihr allesamt, wie die Sarazenen zu bekämpfen sind und was zu tun ist.«
Der Bischof sah sie unsicher an.
»Gleichwohl,
Madame
«, sprang der König ihm bei. »Mein Entschluss ist gefasst. Wir ziehen nach Jerusalem. Ich kam, um es Euch mitzuteilen.« Er stand auf. »Und nun wünsche ich Euch eine erfolgreiche Jagd.«
Auch die Herren Bischöfe erhoben sich.
Alienor aber blieb vor ihm stehen und starrte ihn wütend an. Sie hatte schon erwartet, dass Louis sich drücken wollte. Während die erlittenen Verluste sie selbst eher entschlossener gemacht hatten, den Kampf zum Feind zu tragen und mit Hilfe des Prinzen die Sache zu Ende zu bringen, so schienen sie bei Louis das Gegenteil bewirkt zu haben.
»Ihr wollt Euch also nach Jerusalem verkriechen und anderen die Entscheidung überlassen.«
Louis machte ein entrüstetes Gesicht. »Wir verkriechen uns nicht,
Madame.
Wir führen die Heere zusammen. Wir stärken die
militia,
bevor wir zum entscheidenden Schlag ausholen.«
Die Königin lachte spöttisch. Dann trat sie noch näher an ihn heran, so dass er einen Schritt zurückwich.
»Wenn du darauf bestehst, Louis«, duzte sie ihn plötzlich, »dann zähle weder auf mich noch auf meine Provenzalen. Ich bleibe in Antiochia.«
»Wie bitte?«
»Du hast mich gehört. Die Aquitanier folgen meinem Befehl, denn ich bin immer noch ihre Herzogin. Und Tolosa wird sich mir ebenfalls anschließen, dafür habe ich gesorgt.«
»Das könnt Ihr nicht tun.« Der König war bestürzt.
»Und ob, Louis. Mein Oheim wird sich freuen, wenigstens diese Unterstützung zu bekommen.«
Die Bischöfe tauschten zutiefst erschrockene Blicke aus. Das war eine unerhörte Auflehnung gegen die Autorität des Königs. Es könnte das Heer spalten.
»Du willst hierbleiben? Bei diesem … diesem …«
Louis übermannte der Zorn, als er sich ausmalte, was sie da Unerhörtes vorhatte. Aber dann riss er sich zusammen und fand zum formellen Ton
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