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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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wird er vielleicht einen Flecken Land für mich erübrigen können.«
    »Und du bist wirklich sicher, dass du das möchtest?«
    »Im Grunde weiß ich nicht recht, wo ich hingehöre. Stamme ich nicht zur Hälfte auch von hier? Dieser Ort ist ebenso gut wie jeder andere.«
    Aimar sah ihn lange an, während er mit sich zu ringen schien. »Jaufré hat schon Bertrans Großvater treu gedient«, sagte er schließlich, »warum nicht du dem Enkel? Zumal ihr ohnehin schon Vettern seid.«
    Das war so leicht dahingesagt, dass es eine Weile dauerte, bis Arnaut die Bedeutung bewusst wurde. Abrupt saß er auf.
    »Was war das eben?«
    »Dass ihr verwandt seid, du und Bertran.«
    »Willst du dich über mich lustig machen?«
    »Durchaus nicht. Ich sage dir jetzt etwas, obwohl ich es eigentlich nicht dürfte und Raol mich gewiss dafür verfluchen wird. Wie du weißt, hat Jaufré mich erkoren, die Geheimnisse der
familia
zu bewahren, immer nur für den jeweiligen
castelan.
Und eines davon ist, dass dein Großvater mit dem Hause Tolosa verwandt ist. Niemand weiß davon, und das muss auch so bleiben. Selbst Bertran solltest du nichts davon verlauten lassen, denn dieses Wissen könnte dir gefährlich werden. Hast du mich verstanden?«
    Benommen nickte Arnaut. »Hat das auch mit dem geheimen Schatz zu tun?«
    »Hat es. Und mit so einigen anderen Dingen.«
    »Mit wem ist er denn verwandt gewesen? Erzähl mir mehr.«
    »Nein, das werde ich nicht. Das erfährt nur Robert, wenn er eines Tages
castelan
ist. Ich habe die Sache nur erwähnt, weil du entschlossen bist, in Outremer zu bleiben. Du wirst einen treuen Lehnsherrn brauchen können. Und Bertran braucht einen guten Freund, wenn er hier Fuß fassen will. Ich mag ihn, aber er ist nicht so stark wie du. Zusammen könnt ihr viel erreichen. Er ist dein Vetter, und die Bande des Blutes sind stärker als alle anderen.«
    Mehr wollte er nicht sagen, sosehr Arnaut ihn auch bedrängte.

Das gewagte Spiel
    I m Prinzenpalast von Antiochia spitzten sich die Dinge zu. Aus allen Ecken des alten Gemäuers raunte, flüsterte und kicherte es. Das schreckliche, das vernichtende Wörtchen
Hahnrei
machte die Runde, jenes elende Wort, vor dem alle braven Ehemänner mehr zittern als vor Tod oder Pest, das aus jedem rechten Kerl einen lächerlichen, bedauernswerten Hanswurst macht.
Il est cocu, ce pauvre,
hieß es schadenfroh hinter vorgehaltener Hand,
cocu, cornu, cornut!
Ganz gleich, in welcher fränkischen Mundart, es bedeutete immer das Gleiche. Hörner hat sie ihm aufgesetzt,
mon Dieu,
und zwar gewaltige. Die normannischen Adeligen lachten sich ins Fäustchen und rieben sich die Hände, dass ihr Prinz, der Teufelskerl, es dem feigen Frankenkönig heimgezahlt hatte.
    Die Fürstin Constance schäumte allerdings vor Wut und war nahe daran, alles aufzudecken, es dem König brühwarm unter die Nase zu reiben, wenn der kluge Patriarch Aimery de Limoges sie nicht im letzten Augenblick gehindert hätte. Denn ihm lag daran, den offenen Bruch mit Louis um jeden Preis zu vermeiden. Im Stillen machte sie jedoch ihrem treulosen Gatten die Hölle heiß, verweigerte ihm Zugang zu ihren Gemächern und tröstete sich umso mehr mit ihrem neuen Verehrer Chastillon. Allerdings nur in aller Öffentlichkeit, denn schließlich war sie auf ihren eigenen Ruf bedacht. Nicht wie diese Schlampe aus Aquitanien.
    Louis wusste von nichts.
    Der Prinzenpalast war ihm jedoch zuwider. Er konnte sich dort mit niemandem anfreunden. Im Gegenteil, seit seiner Entscheidung, nach Jerusalem zu ziehen, fand er sich ständig feindseligen Blicken ausgesetzt. Oder man tuschelte hinter vorgehaltener Hand. Auch bemerkte er manchmal unterdrücktes Gelächter und belustigte Blicke, die ihm zu gelten schienen. Er konnte es sich nicht erklären. Oder er tat zumindest so. Denn wer die Wahrheit fürchtet, macht gern die Augen zu und gibt sich blind. Der Lieblingsort des Königs war die Kathedrale, wo er Stunden verbrachte und zu seinem Heiland betete.
    Als die Zeit kam, der
militia
den Befehl zum Aufbruch nach Süden zu geben, bekräftigte Alienor noch einmal ihren Wunsch auf Scheidung und verweigerte ihrem Gemahl erneut den Gehorsam. Trotzig empfing sie ihn in ihren Gemächern, mit Prinz Raimon an der Seite, um ihn wissen zu lassen, dass sie keinesfalls gewillt war, seinen blödsinnigen Zug nach Jerusalem zu begleiten.
    Was tun?
    Der König war unschlüssig. Sosehr er den Prinzen hasste, mit Antiochia ganz zu brechen lag ihm nicht. Die Einheit der Christenheit

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