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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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gesenkten Lanzen in den Rücken der Feinde. Das war zu viel für die Türken. Die Kriegstrommeln verstummten, die Ersten rissen aus, andere folgten, und plötzlich war die ganze Masse der gegnerischen Reiter in wilder Bewegung und floh an der Schildwand vorbei in Richtung Süden, wo freies Entkommen möglich war.
    Viele Ritter wollten schon mit Gejohle nachsetzen, doch sofort bliesen die Hörner die Verfolgung ab. Schwer atmend hielten die Reiter inne. Nein, diesen Fehler wollte man nicht wiederholen, denn man erinnerte sich an das Schicksal der Alemannen.
    Und dann brach der Jubel los.
    Die Ritter stiegen von den erschöpften Gäulen, schrien wild durcheinander, lachten und umarmten sich oder hoben die Arme gen Himmel, um Gott zu danken. Sie hatten die verfluchten Türken geschlagen. Ihr erster Sieg! Andere würden folgen. Der Herr war auf ihrer Seite. Aber als der Blick auf die Toten und Verletzten fiel, wurde es wieder still.
    Arnaut war von dem Geschehen völlig benommen. Natürlich war er schon in Kämpfen gewesen, aber noch nie in diesem Umfang. Das Schlachtfeld vor seinen Augen hatte etwas Unwirkliches, wie ein Bild aus dem
infernum.
Verwundete Tiere versuchten, auf die Füße zu kommen, oder schrien zum Erbarmen. Andere herrenlose Gäule standen verloren mit zitternden Flanken und hängenden Köpfen da. Blutverschmierte Schilde und Waffen lagen im Gras, zerborstene Lanzen. Und überall, ob Christ oder Muslim, lagen Leichen in ihrem Blut oder wanden sich Verletzte mit abgeschlagenen Gliedern und aufgeschlitzten Leibern.
    Schon suchten Krieger mit Schwertern in den Händen nach verwundeten Türken, die sie abstachen, wo sie sie fanden. Es hatte etwas grausam Kaltes, Unmenschliches an sich, obwohl es für die Betroffenen mit ihren schrecklichen Wunden gewiss besser war, als lange zu leiden. Alles Brauchbare wurde geplündert, ein Messer hier, ein paar Silbermünzen dort, gute Reitstiefel, ja selbst die Kleider wurden von den Gefallenen gezerrt. Und wer von den Speerkämpfern kein Schwert besaß, war nicht zu stolz, sich einen Türkensäbel in den Gürtel zu stecken.
    Arnauts Hengst zerrte aufgeregt am Halfter und schnaubte unruhig. »
Calma, mon velh,
es ist vorbei.« Er strich dem Tier beruhigend über den Hals. Zum Glück war es unverletzt geblieben.
    »Wir sollten uns nicht zu früh freuen«, sagte Josselin, der neben ihm aufgetaucht war und sein blutiges Schwert am Gewand eines toten Türken abwischte. »Das war kein ernster Angriff gewesen.«
    »Wie meinst du?«
    »Entweder hatten sie vor, uns in einen Hinterhalt zu locken, so wie sie es mit Herzog Friedrich gemacht haben, oder sie wollten nur unsere Stärke erproben.«
    »Glaubst du nicht, der Widerstand unserer Speerkämpfer hat sie überrascht und aufgehalten.«
    Josselin hob die Achseln und entfernte sich mit einem spöttischen Grinsen auf den Lippen, als wollte er ausdrücken, Arnaut habe noch viel zu lernen. Ärgerlich blickte der ihm nach.
    »Lass dir von dem Bastard nicht die Freude über den Sieg verderben«, sagte Severin und nahm Helm und Kettenhaube ab. Für den Gesandten der Königin Melisende hatte er herzlich wenig übrig.
    Arnaut sah sich nach seinen Männern um. »Verluste?«, fragte er Severin.
    »Wir haben nur einen Mann verloren.«
    »Wer?«
    »Der lange Kerl, den wir in Arle aufgelesen haben. Hat einen Pfeil durch die Gurgel bekommen.«
    Arnaut wusste, wen er meinte. Ein stiller Bursche, noch jung. Severin schien der Tod des Mannes jedoch nicht weiter zu bekümmern.
    »Hast du gesehen, wie sich unser Kleiner hier geschlagen hat?« Voller Stolz zeigte er auf Jori. »Aus dem wird noch ein großer Krieger.«
    »Es ging alles viel zu schnell«, murmelte Jori, noch ganz unter dem Eindruck der Schlacht. Auch er hatte sich der Kettenhaube und Lederkappe entledigt und fuhr sich erleichtert mit der Hand durch die schweißnassen Haare. Dann bemerkte er, wie Constansa sich Blut aus dem Gesicht wischte.
    »Du bist doch nicht verwundet?«, fragte er besorgt.
    »Ist nicht mein Blut«, antwortete sie und holte tief Luft. »Es geht mir gut. Bin nur froh, dass ich noch am Leben bin.«
    »Putan«,
brummte Severin mehr besorgt als alles andere. »Wenn es nach mir ginge, solltest du die verdammte Rüstung ausziehen und dich zu den Weibern im Tross scheren. Dann müssten wir nicht dauernd Angst um dich haben.«
    Dass Severin heimliche Gefühle für sie hegte, war Constansa nicht entgangen. Es verwirrte sie und trieb ihr die Röte ins Gesicht. So etwas war

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