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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Rundschild und Brust und hob ihn aus dem Sattel, bevor er auch nur einen Schrei ausstoßen konnte.
    Arnaut ließ den Schaft fahren und riss das Schwert aus der Scheide. Die Wucht seines Angriffs hatte ihn mitten unter die feindlichen Reiter getragen, und die Wildheit, mit der er nun Schwerthiebe austeilte, kam so überraschend, dass sie ihm wenig entgegenzusetzen hatten. Noch bevor seine Kameraden gleich ihm in vollem Galopp in die Seldschuken stießen, hatte er bereits vier oder fünf der Feinde verwundet oder tödlich getroffen.
    Nur verschwommen nahm er wahr, dass Jori dicht an seiner rechten Seite kämpfte, sah Ferran mit der gewaltigen Streitaxt um sich hauen, Constansas gerötetes Gesicht hinter Severin, der einem Kerl den Leib aufschlitzte.
    Nun hatte sich auch der Rest der Tolosaner in die Schlacht gestürzt. Im Nahkampf wagten die Türken nicht, ihre Bogen zu gebrauchen, aus Furcht, die eigenen Männer zu treffen. Im dichten Gedränge, Mann gegen Mann, zeigten sich die Panzerung und die wilde Entschlossenheit der Christenkrieger überlegen. Fast ungestraft wüteten sie unter den Ungläubigen. Reihenweise stürzten die Seldschuken tödlich getroffen in den Fluss, wo sie unter die Hufe der um sich tretenden Pferde kamen. Blut aus unzähligen Wunden färbte das aufgewühlte Wasser rot, um dann in langen Schlieren von der Strömung flussabwärts zu treiben. Reiterlose Gäule versuchten zu entkommen, behinderten Freund wie Feind oder jagten in kopfloser Flucht davon, bis sie in tiefes Wasser gerieten und ans rettende Ufer schwammen.
    Doch immer mehr Türken drängten nach. Und obwohl die Tolosaner wie Berserker kämpften, verloren sie stetig an Männern und an Boden. Schritt für Schritt mussten sie weichen. Einer nach dem anderen wurde umzingelt und niedergemacht. Es half nicht, dass für jeden Tolosaner fünf Türken starben, sie waren einfach nicht genug, um die Furt gegen die Masse des Feindes zu halten.
    Fast hatten sie sich aufgegeben, da ertönten Hörner wie himmlische Musik in den Ohren. Die zweitausend Ritter der Vorhut waren zurückgekehrt und kamen mit fliegenden Standarten auf den nördlichen Uferauen herangejagt.
    Furcht ließ die Türken zögern. Einem solchen Ansturm von Männern aus Eisen auf ihren schweren Rössern waren sie nicht gewachsen. Die Anführer bliesen zum Rückzug, die Kriegstrommeln verstummten, und wie eine Brandungswelle sprang die Masse von türkischen Reitern die steile Uferböschung hinauf und ließ die tapferen Tolosaner völlig erschöpft in der Mitte der Furt zurück. Die machten eiligst kehrt, um weiteren Pfeilen des Feindes zu entgehen. Dabei schleppten sie verwundete Kameraden mit, während jene, die ihr Pferd verloren hatten, zu Fuß durch die Furt stolperten.
    Gegenüber schüttelten die Seldschuken ihre Fäuste und johlten Schmähungen über den Fluss. Hier glaubten sie sich sicher vor den herannahenden Reitern. Mit ihrer schweren Panzerung und behäbigeren Gäulen würden die Christen wohl kaum die steile Böschung erklimmen können.
    Die drei Anführer der Vorhut jedoch, Henri de Champagne, Thierry d’Alsace und Guillaume de Macon, dachten gar nicht daran, den wilden Ansturm ihrer Attacke zu bremsen. Im gestreckten Galopp hämmerten sie über die Furt, Wasserfontänen nach allen Seiten verspritzend, und stürmten direkt in einen Hagel von Pfeilen hinein. Pferde wurden getroffen, bäumten sich auf oder überschlugen sich, Reiter stürzten in die Fluten. Wer in tiefes Wasser geriet, ertrank auf der Stelle unter dem Gewicht seiner Rüstung.
    Doch die meisten kamen durch, und der schiere Schwung trug sie die Böschung hinauf, mitten unter die Türken. Erneut hob ein fürchterliches Schlachten an. Das Bersten der Lanzen, das schrille Wiehern der Pferde, die Schreie der Getroffenen hallten über den Fluss.
    Die Seldschuken versuchten, den Schwertern der Ritter zu entkommen, aber in dem wüsten Gedränge blieben zu viele eingekeilt und wurden zu Opfern der ungezügelten Wut der Franken. Und jene, denen es gelang zu fliehen, ließen fast die Hälfte ihrer Kameraden tot oder verwundet zurück.
    Erschöpft und schweißgetränkt ließ Arnaut sich aus dem Sattel gleiten. Seine Hände zitterten, und die Arme waren so schwer, dass er sie kaum heben konnte. Halb besinnungslos sank er im seichten Wasser auf die Knie und dankte der Jungfrau Maria.
    ♦
    Die Furt war übersät mit Toten, deren schwere Rüstungen ein Abtreiben verhinderten. Verwundete wurden ans Ufer gezogen und im

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