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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Furt abriegeln«, sagte er. »Schick die Speerkämpfer ans Ufer.«
    »Zu lange, bis die in Stellung sind. Außerdem müssen wir den Tross schützen. Nein, das Fußvolk bleibt hier.«
    Schwach tönte entferntes Jubelgeschrei von der Vorhut herüber. Anscheinend hatten die fränkischen Ritter die Oberhand gewonnen und trieben die Seldschuken vor sich her. Bei einer Verfolgung würde man hier nun vollends auf sich gestellt bleiben. Eine verzwickte Lage.
    »Dann wenigstens die Reiter nach vorn«, schlug Joan de Berzi vor. »Wir müssen am Ufer eine Verteidigungslinie bilden.«
    Bertran war weiterhin unentschlossen. »Wir sind zu wenige«, sagte er.
    »Entscheide dich endlich, Bertran«, ließ Joan sich barsch vernehmen. »Wir können nicht den ganzen Tag auf dem Arsch sitzen.«
    Die Türken am anderen Ufer wurden immer mehr. Arnaut schätzte sie inzwischen auf mindestens fünf- oder sechstausend. Ihre Kriegstrommeln dröhnten, und sie feuerten sich gegenseitig mit Sprechchören an. Waffen und Helme blitzten in der Sonne. Jeden Augenblick mussten sie über den Fluss kommen. Arnaut fand, Bertran hätte doch Speerkämpfer schicken sollen, um die Furt abzuriegeln. Jetzt war es dazu zu spät.
    »Wir müssen sie selbst angreifen«, rief er. »Damit sie gar nicht erst den Fuß ans Ufer kriegen.«
    »Du bist verrückt, Junge.« Joan schüttelte energisch den Kopf. »Das Ufer da drüben ist zu steil, da kommen wir nicht hoch. Und im Fluss schießen sie uns zusammen. Und dann mit dieser kleinen Truppe. Ausgeschlossen!«
    Joan hatte natürlich recht.
    Arnaut warf einen Blick hinter sich, wo unter dem goldenen Kreuz die Maultiere des Trosses zusammengetrieben wurden. Mönche, Frauen und Mitglieder des Hofes sammelten sich dort. Er glaubte, die Königin auf ihrem kostbar gezäumten Pferd zu erkennen. Sie alle starrten verängstigt zu ihnen herüber, als spürten sie, dass allein die Tolosaner Ritter sie vor der Vernichtung schützen konnten. Nur, es musste endlich etwas geschehen.
    In seinem Kopf überschlugen sich die Abwägungen. Wenn die Türken erst mal das diesseitige Ufer erreichten, waren sie nicht mehr zu halten. Die Furt selbst war der Engpass, den es zu verteidigen galt. Und dazu bedurfte es nicht vieler. Sie mussten zumindest aushalten, bis andere nachrücken konnten.
    »Ich sage, wir greifen an«, rief er entschlossen.
    »Und ich sage dir, die hauen uns in Stücke.«
    »Gut. Dann sehen wir uns in der Hölle!«
    Arnaut reckte die Lanze in die Höhe.
»Per la Reina!«,
brüllte er den eigenen Leuten zu. »Für die Königin!«
    Dann gab er dem Hengst die Sporen und preschte vor. Seine Männer taten es ihm gleich, und im Nu galoppierte die kleine Truppe über Felder und Wiesen auf die Furt zu.
    »Der Junge ist wahnsinnig«, stieß Joan entsetzt hervor.
    Bertrans Augen leuchteten. Arnaut hatte ihn angesteckt.
    »Per la Reina!«,
schrie auch er und gab seinem Gaul ebenfalls die Sporen.
    Da blieb de Berzi nichts anderes übrig, als hastig zum Angriff zu blasen und seinem Herrn zu folgen.
    Arnauts Schlachtross Amir flog allen voran in kraftvollen Sätzen auf das flache Ufer zu. Hinter ihm die Tolosaner Reiterei in ungeordneter Hast. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät. Die Seldschuken erkannten, dass man ihnen die Furt verwehren wollte, und begannen, ihre Pferde eiligst die Böschung hinab ins flache Wasser zu treiben.
    Als Arnaut die Menge der Feinde sah, auf die er zugaloppierte, erfasste ihn mit einem Mal lähmender Schrecken, das Herz pumpte wie wild in seiner Brust. Ich reite in den Tod, dachte er. Wirre Bilder wirbelten durch sein Hirn, Ermengardas Lächeln, das Gesicht seiner Mutter, Großvater auf dem Sterbebett.
    Aber als sein Ross über die Uferböschung setzte und die trommelnden Hufe Fontänen aufwarfen, ließ die wilde Jagd ihn die Angst vergessen. Er fühlte sich lebendig wie nie zuvor. Das niedrige Wasser verlangsamte kaum den Lauf des Hengstes, aber Arnaut feuerte ihn noch einmal an, duckte sich hinter seinen Schild und legte die Lanze an. Dafür waren sie beide geboren, das war ihre Bestimmung. Jaufré hätte es verstanden.
    Es schien, als ob alle Türken gleichzeitig ihre Bogen auf ihn richteten, Pfeile zischten an ihm vorbei, schlugen in den Schild, prallten von seinem Helm ab. Er spürte, wie Amir getroffen wurde, doch auch das hielt sie nicht auf. Wie ein Geschoss aus der Hölle rasten sie auf den Feind zu. Er zielte auf den ersten Türken, der sich ihm in den Weg stellte. Die Lanze fuhr dem Mann durch

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