Die Hure Babylon
diese Sklavin, um die du dich kümmerst?«, fragte Constansa.
»Zuerst war sie misstrauisch«, erwiderte Elena. »Aber inzwischen … Sie tut mir leid, das arme Kind. So ganz allein unter Feinden. So müssen wir ihr doch vorkommen.«
»Und nun trägt sie auch noch das Balg ihres Entführers.«
»Dafür kann das Kleine doch nichts.«
»Ich glaube, ich würde so ein Kind hassen.«
»Ach wo. Wenn du es erst mal in den Armen hältst …«
Sie saßen auf einer Bank im Hof eines kleinen Anwesens. Elena hatte darauf bestanden, Constansa bei ihren Streifzügen zu begleiten. Die Gegend war sicher, keine Seldschuken weit und breit, nicht einmal Einheimische.
Sie hatten Ställe, Speicher und Gebäude durchsucht und das wenige Brauchbare auf ein paar Maultieren verstaut. Eine Ladung Heu, einige Zöpfe Knoblauch und Zwiebeln, gelagertes Obst, getrocknete Kräuter und sogar eine Speckseite, die man im Rauchfang vergessen hatte. Auf einem anderen Hof war ihnen eine kleine Herde Gänse in die Arme gelaufen, die sie gefangen und geschlachtet hatten. Das, was Arnauts Truppe nicht unbedingt selbst benötigte, verkaufte Elena zu einträglichen Preisen. So eine fette Gans brachte richtig gutes Silber, besonders bei den verwöhnten Höflingen der Königin.
An diesem Tag war es ungewöhnlich warm für die Jahreszeit. Constansa schloss die Augen und hielt ihr Gesicht in die Sonne. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es wohl war, ein Kind zu haben. Unwillkürlich musste sie dabei an Severin denken. Er war ein Tolpatsch. Und doch hatte er etwas Fürsorgliches. Ein liebenswerter Tolpatsch. Aber nein. Für eine Familie war sie nicht geschaffen. Sie seufzte.
»Ich hätte gern gewusst, an was du gerade denkst«, sagte Elena mit einem Augenzwinkern. »Oder soll ich sagen, an wen?«
Constansa wurde rot. »Nichts, gar nichts.« Sie sprang auf. »Komm, wir müssen weiter.«
In diesem Augenblick trabten Reiter auf den Hof. Ein Templer in weißem Mantel und ein halbes Dutzend seiner Sergeanten. Als der Mann aus dem Sattel stieg und auf sie zukam, erkannten sie Étienne de Bernay.
»Wen haben wir denn hier?«, tönte der. »Das ist doch die kleine Hure, die meint, es mit Männern aufnehmen zu können.«
Er zwinkerte seinen Leuten zu, die ebenfalls herangetreten waren. Elena war aufgesprungen. Ihr schlug das Herz heftig gegen die Rippen, denn sie erkannte etwas Bösartiges in den Augen dieses Mönchkriegers. Und das Grinsen der anderen Kerle war nicht weniger beunruhigend.
Constansa dagegen legte die Hand auf den Schwertgriff und starrte mit kaltem Blick zurück. Elena packte sie am Arm und versuchte, sie wegzuziehen. »Komm, lass uns verschwinden.«
Einer verstellte ihr den Weg zu den Reittieren. »Nicht so hastig, meine Süße«, sagte er und grinste breit. Vorn fehlte ihm ein Schneidezahn.
»Haltet sie gut fest, Jungs«, sagte Étienne. »Damit uns die Vögelchen nicht davonfliegen.«
Constansas Schwert war halb aus der Scheide, als zwei bullige Kerle sie an den Armen packten, ihr ein Knie in den Rücken stemmten und ihren Kopf an den Haaren so weit zurückbogen, dass sie völlig hilflos war. Sie spürte die Finger des Templers auf ihrer Kehle, wie sie sanft über die Haut strichen, dann hinabwanderten und ihre unter Kettenringen verborgenen Brüste berührten. Schließlich griff er ihr brutal in den Schritt.
»Vielleicht sollten wir ihr mal zeigen, wozu der Herrgott Weiber geschaffen hat«, sagte er. »Sicher nicht zum Kriegführen.«
Die anderen feixten. Elena heulte auf, als einer ihr den Rock herunterriss und ihren Hintern befingerte. Constansa gab keinen Laut von sich, kämpfte aber, um sich zu befreien. Doch die Männer waren zu stark. Sie lachten über ihr vergebliches Ringen, als wäre das alles ein Riesenspaß.
»Los, zieht die Kleine aus«, befahl der Templer.
Zwei weitere kamen hinzu, um zu helfen. Gegen vier starke Männer war Constansa völlig hilflos, sosehr sie sich auch wehrte. Sie zogen ihr Panzer,
gambais
und Tunika über den Kopf und rissen mit einem Ruck das Leinenhemd entzwei. Beim Anblick ihrer nackten Brüste, die bei dem wilden Gezerre aufreizend vor seinen Augen tanzten, bekam der Templer einen gierigen Blick.
»Los, den Rest auch«, sagte er sichtlich erregt und öffnete seinen Schwertgürtel.
Constansa trat um sich, als die Kerle sich an ihren Hosen zu schaffen machten. Doch ein Faustschlag wie von einem Hammer ließ sie fast die Besinnung verlieren. Und dann spürte sie die kalte Winterluft auf
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