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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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übersetzen. »Die Bewohner sind in die Berge geflohen und haben alle Vorräte mitgenommen.«
    »Aber wieso?«
    »Man hat von Euren Plünderungen und anderen Schandtaten gehört. Niemand lässt sich gerne ausrauben,
Sire.
«
    »Aber das waren Einzelfälle. Und wir sind bereit, für alles zu bezahlen.«
    »Ich kann Euch beim besten Willen nicht helfen.«
    »Es ist dir hoffentlich klar«, fuhr Amédée de Savoie wütend dazwischen, »dass wir eure erbärmliche Stadt erstürmen können. Dann nehmen wir uns, was uns zusteht.«
    Comte
Amédée, ein Mann von aufbrausendem Wesen, war der Oheim des Königs und konnte sich solche Einmischungen erlauben.
    »Sicher,
Mossenher
«, erwiderte der Grieche ungerührt. »Deshalb werdet Ihr aber trotzdem leere Speicher vorfinden.«
    »Und wenn wir dich an deinem frechen Hals aufhängen?«, schrie Amédée erbost.
    Der Grieche enthielt sich einer Antwort, sah ihn nur mit beleidigter Miene an. Louis beruhigte den Oheim. Es bringe nichts, sich aufzuregen. Aber selbst als er von der Vereinbarung mit dem Kaiser sprach, der die Versorgung des Heeres unter Strafandrohung befohlen hatte, schien dies auf Demetrius Anargyros wenig Eindruck zu machen.
    »Konstantinopel ist weit,
Sire.
Hier herrschen andere Gesetze. Wir leben im Grenzland und sind auf gute Nachbarschaft mit den Seldschuken angewiesen.«
    »Ihr wollt uns also nicht helfen?«
    Demetrius hob in gespielter Ohnmacht die Hände. »Was kann ich tun? Wenn Ihr meint, Ihr könnt die Leute überzeugen,
Sire,
dann redet selbst mit ihnen.«
    »Und wo finden wir sie?«
    Es folgte eine unbestimmte Armbewegung in Richtung Berge. »Irgendwo da oben. Woher soll ich das wissen?«
    Damit stand er auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Zelt. Fassungslos über eine solche Frechheit blieb der König auf seinem Feldstuhl sitzen.
    »Anargyros, der
Unbestechliche.
Dass ich nicht lache.« Godefroy, der ein wenig Griechisch sprach, schüttelte angewidert den Kopf. »Ich wette, von den Türken lässt er sich nur allzu gerne schmieren.«
    »Diese verdammten Griechen«, fluchte
Comte
Amédée. »Natürlich stecken sie mit den Türken unter einer Decke. Alles ein falsches Spiel. Der Kaiser führt uns an der Nase herum.«
    »Warum sollte er?«, fragte Louis.
    »Weil er nicht will, dass wir Antiochia stärken. Ihm ist es lieber, wir verrecken unterwegs.«
    Zwischen Jerusalem und Konstantinopel herrschte seit fünfzig Jahren ein Gezerre um das von den ersten Kreuzrittern eroberte Antiochia. Von Rechts wegen war es ein Lehen des Kaiserreichs, obwohl die Latiner das anders sahen. Sollte ein fränkisches Heer dem Fürsten von Antiochia helfen, Edessa oder gar Aleppo zu erobern, könnte er es endlich wagen, sich von Konstantinopel loszusagen. Das wäre für die Kirche Roms allerdings ein großer Sieg.
    »Antiochia gehört uns Latinern«, meldete sich hitzig Étienne de Bar, der Bischof von Metz. »Es wird Zeit, dort keine griechischen Patriarchen mehr zuzulassen. Warum sollten wir die griechische Kirche noch länger dulden? Rom ist die einzige und wahre Kirche.«
    »Messenhers!«
Die Königin war aufgestanden und stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf. »Rom hier und Konstantinopel da … Das Gerede ertrage ich schon, seit wir aufgebrochen sind. Und ich habe es gründlich satt. Unsere Leute hungern. Wir haben, wie wir wissen, noch eine schwierige Strecke vor uns. Wie sollen wir es ohne Vorräte durch die Berge schaffen? Die Stadt zu erstürmen ist nutzlos. Was also ist zu tun?«
    Sie schwiegen betroffen und sahen sich ratlos an. Auch der König hatte keine Antwort. Er am allerwenigsten. Und das ärgerte ihn.
    »Es würde vielleicht helfen,
Madame,
wenn Ihr auch nur die Hälfte Eures lächerlichen Plunders wegwerfen wolltet«, äußerte er ungehalten. »Dann hätten wir mehr Platz für Nützlicheres als Pelze und Roben.«
    »Gerne,
Sire
«, erwiderte sie scharf, »wenn es den klugen Herren hier endlich gelänge, Futter und Nahrung aufzutreiben.«
    Der König warf ihr einen gereizten Blick zu. Die Angesprochenen sahen verlegen weg. Das häufige Gezänk zwischen den königlichen Gatten machte die Lage nicht erträglicher.
    »Warten wir ein paar Tage«, schlug Étienne de Bar beschwichtigend vor. »Wenn wir den Einheimischen zeigen, dass wir es friedlich mit ihnen meinen …«
    »Schicken wir lieber Kundschafter in die Berge, um sie aufzuspüren«, knurrte Amédée, immer noch wütend. »Irgendwo müssen sie doch ihre Vorräte versteckt haben.«
    ♦
    »Und wie ist

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