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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gustafsson
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gegen das Fenster. Isis steigt munter und energisch ein. »Lass das, Schatz. Das gibt hässliche Flecken.« Sie küsst ihn und fügt kühl hinzu: »An der Scheibe.«
    Isis erinnert Ares an die Regeln: Es ist ungemein wichtig, dass er Aphrodite nicht sieht, bevor sie den Tod verlassen haben.
    »Sie darf nicht einmal zu uns in den Wagen steigen. Sie muss uns zu Fuß folgen.« Na ja, diese Regel hat Isis gerade erst erfunden.
    Ares sieht aus, als hätte er verstanden, was sie ihm gesagt hat. Aber bei Männern kann man nie sicher sein.
    Sie fahren zu dem Haus, in dem Aphrodite wohnt.
    »Guck in die andere Richtung«, mahnt Isis.
    Sie selbst kann tun, was sie will, sie ist ja eine Göttin. Ohne anzuklopfen betritt sie das Haus. Auf dem Sofa findet sie Aphrodite mit zerzausten Haaren vor und ein ungewöhnlich aussehendes, knabenhaftes Mädchen in einem schwarzen Morgenmantel.
    »Wir müssen gehen«, verkündet Isis.
    »Jetzt schon?«, fragt Aphrodite weniger überrascht, als man annehmen würde.
    »Ja.«
    »Na gut.«
    »Wie bitte?«, fragt Phädra.
    »Es war doch zu erwarten, oder?«
    Phädra antwortet nicht.
    »Aber ich muss jemanden mitnehmen.«
    Isis und Phädra sehen Aphrodite fragend an.
    »Er ist der Grund, weshalb ich überhaupt hier bin. Mein Freund!«
    »Nein«, sagt Isis.
    »Dann komme ich nicht mit.«
    »Okay, bleib halt hier.« Isis dreht sich um und will gehen.
    »Nein, nein, warte!«
    Aphrodite führt ein hitziges, wenn auch einseitiges Gespräch mit Phädra. Danach und teils auch schon währenddessen suchen sie Phädras Kleider und Perücke und so weiter zusammen.
    »Gib uns fünf Minuten, dann können wir aufbrechen.«
    Isis willigt ein. Aphrodite steckt Phädras Hände in Spitzenhandschuhe und schwenkt einen Lippenstift vor ihrem Gesicht.
    »Und jetzt die Schuhe an und los, dalli, dalli.«
    Phädra steht verloren da. Aphrodite weiß nicht, wie sie reagieren soll. Rasch umarmt sie ihre Führerin, setzt ihr strahlendstes Lächeln auf und sagt, sie werde ihr ewig dankbar sein. Dann schickt sie Phädra auf den Weg und läuft durch die hinteren Gärten zu ihrem Liebhaber.
    Aphrodite braucht länger als fünf Minuten. Das war zu erwarten, ist aber dennoch ärgerlich. Schließlich kehrt sie mit Adonis zurück, und Isis weist sie an, ihr in vernünftigem Abstand zu Fuß zu folgen.
    »Los geht’s«, sagt sie zu dem Fahrer.
    »Ein schönes Gefühl, etwas Wichtiges zu tun«, stellt Ares fest.
    »Ja.«
    »Sie wird mir dankbar sein.«
    Isis erwidert nichts, sie starrt schweigend aus dem Fenster. Liegt ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht? Oder ist das nur die Form ihrer Lippen?
    Der Wagen hält am Fuß eines Berges. Der Fahrer steigt aus, um den Passagieren die Tür zu öffnen.
    »Oh, Scheiße, dafür habe ich nicht die richtigen Schuhe an«, stöhnt Aphrodite, als sie den Berg erblickt.
    »Sollen wir lieber umkehren?«, fragt Adonis.
    »Spinnst du?«
    Dem Wagen entsteigen Isis und ihr Mann sowie der Herr Kriegsgott. Adonis zuckt zusammen. »Vielleicht sollten wir umkehren, he?«
    »Pssst.«
    Natürlich kehren sie nicht um, wer will schon lieber tot sein als lebendig? Sie klettern hinter den drei anderen den steilen Berg hinauf, dessen Gipfel irgendwo im Nebel liegt. Aphrodite kann nichts anderes denken als: Dreh dich nicht um, dreh dich jetzt bloß nicht um. Und, na ja, zwischendurch denkt sie auch: Warum muss man immer dann Sport treiben, wenn man am wenigsten darauf eingestellt ist? Und: Wandern ist der beschissenste Sport der Welt. Und dann wieder: Jetzt drehst du dich nicht um. Wenn du dich jetzt umdrehst, verdamme ich dich zur Impotenz.
    Ein gewaltiger Felsblock unterbricht ihre Gedanken. Isis springt gewandt wie eine Katze beiseite, und Ares, der in Friedenszeiten auch als Feuerwehrmann gearbeitet hat, rettet Isis’ gebrechlichen Mann. Adonis gerät in Panik, als der Stein auf ihn zurollt, und erstarrt. Aphrodite zieht ihn an sich, und der Stein rollt an ihren nackten Körpern vorbei.
    »Danke für die mannhafte Rettung«, flüstert sie dem Jüngling zu.
    »Mmm«, murmelt Adonis und noch einiges mehr.
    Nach dem Stein kommt Sisyphos angerannt, der sich bei ihnen allen entschuldigt.
    »Sorry, ehrlich, es ist nicht meine Schuld!«
    »Immer dasselbe«, zischt Isis.
    Doch die Hauptsache ist, dass Ares sich nicht umdreht. Ihm ist es wichtig, alles richtig zu machen und ein Held zu werden. Er sieht sich die ohnmächtige Aphrodite aus einem brennenden Haus tragen. Das ist noch nie vorgekommen, aber es ist sein

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