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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gustafsson
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erinnerst, bin ich eine Hure, und nebenbei studiere ich Frauenforschung.
    FREIER: Ach, studierst du schon lange.
    MILLA: Zieh dich an.
    FREIER: Aber das ist alles so distanziert und kühl.
    MILLA: Schaff dir eine Freundin an.
    FREIER: Aber ich bezahl dich doch dafür, dass du lieb zu mir bist.
    MILLA: Nee, du bezahlst mich für Sex.
    FREIER: Aber …
    MILLA: Warum musst du immer so quengeln?
    Milla öffnet die Balkontür und zieht dem Mann die Decke weg. Er muss sich anziehen, denn es wird kalt. Milla scheucht ihn in den Flur, wo Aphrodite, Adonis und Ares Statuen nachahmen.
    FREIER: Waren die immer schon da?
    MILLA: Stell dich nicht so an. Tschüss.
    Sie schiebt den Mann ins Treppenhaus und knallt die Tür zu.
    »Hiii!«, ruft Aphrodite.
    »Hiii!«, ruft Milla.
    Der Freier klingelt. »Pssst«, sagt Milla und bleibt regungslos stehen.
    FREIER: Mach auf, ich weiß, dass du da bist.
    Milla steckt den Kopf durch den Türspalt.
    MILLA: Was?
    FREIER: Bei dir war eine Stimme zu hören.
    MILLA: Nein.
    FREIER: Doch.
    MILLA: Nein, sicher nicht.
    Sie schlägt dem Mann die Tür vor der Nase zu.
    »Oje, der kommt bestimmt nie wieder«, sagt Aphrodite bedauernd.
    »Macht nichts. Der ist mir von Anfang an auf den Geist gegangen.«
    Milla verspricht Aphrodite und ihren beiden Liebhabern, dass sie bei ihr übernachten dürfen. Sie selbst wird die Nacht bei ihrer Nachbarin verbringen.
    »Kannst du sofort zu ihr gehen?«, fragt Aphrodite mit anzüglichem Lächeln. Sie zerzaust ihre Haare und sieht jetzt aus wie ein Porno-Star.
    »Na ja, okay. Bis morgen!«
    Bei allen dreien läuft die Libido auf Hochtouren. Das kommt bei einer Wiedergeburt häufig vor. Sie treiben allerlei Lüsternes miteinander. Aphrodite und Ares. Aphrodite und Adonis. Aphrodite und Ares und Adonis. Und dann. Ja? Ares und Adonis. Ich weiß natürlich, dass die griechischen Männer traditionell eine starke Neigung zur Knabenliebe haben, aber ich hatte mir eingebildet, Ares wäre ein total homophober Trottel.
    Ich verzichte darauf, ihr Tun zu beschreiben, denn über Sex zwischen Männern weiß ich kaum etwas, abgesehen von dem, was ein gewisser Antti mir erzählt hat. Es soll schön sein. Vielleicht ein bisschen unsauber.
    Aphrodite merkt, dass zwischen den Männern kein Platz mehr für sie ist. Sie dreht ihnen den Rücken zu und stopft sich Stöpsel in die Ohren. Vielleicht benehmen sich die beiden am nächsten Morgen wieder normal und verehren sie.
    Der Tag bricht an. Auf seine lakonische Art verkündet Ares, nun sei es genug mit dem Frieden: Er gehe zur Arbeit. Adonis kniet sich aufs Bett und betrachtet seinen nächtlichen Liebhaber mit großen Augen. Ares mustert Adonis’ zarte, knabenhafte Erscheinung und reicht ihm dann seinen muskulösen Arm. »Du kannst mitkommen«, sagt er. Adonis springt vom Bett, zieht seine Calvin-Klein-Boxershorts an und sprüht sich Le Male auf die marmorweiße Brust. Dann verlässt er Aphrodite und folgt Ares.
    »Ich brauche immer einen Lehrjungen«, erklärt Ares ein wenig frivol.
    Auf einem glänzenden schwarzen Motorrad brausen sie davon. Aphrodite läuft auf den Balkon und wirft ihnen das Erstbeste nach, das ihr in die Hände fällt, eine schimmlige Biomülltüte, Milla hat schon wieder vergessen, den Müll wegzubringen. Die Tüte trifft nicht, sie zerplatzt und verbreitet ihren stinkenden Inhalt auf der Straße. Aphrodite starrt auf die braunen Bananen- und Apfelsinenschalen und überlegt, ob sie hinterherspringen soll. Doch die Vorstellung, dass ihr Körper zwischen fauligen Obstresten liegt, ist nicht gerade erhebend.
    Als Milla hereinkommt, findet sie Aphrodite verweint vor. Ihr Make-up ist verlaufen und hat fast überall im Gesicht schwarze Streifen hinterlassen, nur nicht da, wo sie hingehören.
    »Ist Homosexualität ein Verbrechen?«, fragt Aphrodite.
    »In manchen Ländern ja.«
    »Gut!«
    »So darf man nicht reden.«
    »Keiner hat das Recht, schwul zu werden, wenn er mein Liebhaber ist!«
    »Na ja. Bei dem Neuen überrascht es mich eigentlich nicht. Und bei dem Älteren … ehrlich gesagt, so durchtrainierte Männer sind selten ganz hetero.«
    Aphrodite zieht sich schluchzend die Decke über den Kopf. Milla fängt an zu backen, denn nichts ist so tröstlich wie Hefegebäck. Außer Mokkakuchen! Das Rezept stammt aus Tikkos Vegetarier-Blog.
    Boden:
    8 dl Weizenmehl
    5 dl Zucker
    4 TL Backpulver
    8 TL Vanillezucker
    5 EL dunkles Kakaopulver
    8 EL starker Kaffee
    200 g zerlassene Margarine
    4 dl Wasser
    2 dl in wenig Wasser

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