Die Hure: Roman (German Edition)
spritzt ihr schließlich sein Sperma auf die schwarzen Haare.
»Sorry. Das war keine Absicht«, sagt er und schläft ein.
Kalla fragt im Personalvermittlungsbüro, ob andere Putzobjekte verfügbar sind. Zum Beispiel ein Einkaufszentrum oder eine Klinik oder ein Treppenhaus. »Egal was.«
»Nein.«
»Ich könnte auch als Kellnerin arbeiten.«
»In deinen Papierchen steht, dass du fürn Kundendienst nich dat jeeignete Matrial bist. Und da steht auch, dass du dat Fleisch verdirbst und die Milch sauer machst.«
»Aber dafür gibt es eine gute Erklärung!«
»Hör mal. Auch Dumme und Minderbejabte können putzen. Du guckst bloß, oho, Schmutz, wischst drüber und guckst, oho, jetz isset sauber. Echt simpel.«
Kalla erhält ein neues Paket Einweghandschuhe, wird beim Verlassen des Bürogebäudes Unfruchtbarekuhfrigidesau genannt und kehrt zum Putzen in das siebenstöckige Bürogebäude zurück.
»Hmh«, sagt Silla, als Kalla sie grüßt.
Silla ist die Projektsekretärin der Firma. In ihren Verantwortungsbereich gehören der Empfangstresen und viele andere wichtige Dinge. Manchmal hat sie ein paar Tage Urlaub. Dann fliegt sie zum Shopping nach London oder Paris. Sie trägt zur Arbeit hohe Pumps und bildet sich ein, alle Nerds zu sexuellen Fantasien anzuregen. Unter ihrem Schalter stehen dreizehn Paar Schuhe für drinnen und schlammbespritzte Stiefel für draußen. An ihrem Arbeitsplatz hängt sie Fotos von ihren Freunden und von ihrer Französischen Bulldogge auf. Sie trägt Markenjeans oder einen knielangen Rock. Freitags zieht sie einen etwas kürzeren Rock an. Dann ist es okay, sich business casual zu kleiden.
Kalla trägt jeden Tag dieselbe Kleidung und dieselbe Kappe. An den Füßen hat sie alte, stinkige Turnschuhe.
»He, vergiss nicht, unter meinen Pumps zu putzen«, mahnt Silla, weil Kalla nicht sorgfältig genug arbeitet.
»Könntest du mal kurz Platz machen?«
»Was? Wirklich nicht, ich steck mitten in einer wichtigen Arbeit.« Silla rührt sich nicht vom Fleck, Kalla muss zu ihren Füßen unter dem Tisch herumkriechen.
Piks, Silla tritt Kalla mit ihrem spitzen Absatz.
»Au!«
»Was ist?!«
Kalla presst die Hand auf die Hüfte, das Blut dringt durch die Kleidung.
»Na so was«, sagt Silla. »Ich bin so sportlich, dass ich die ganze Zeit mit den Beinen schlenkere. Komm mir also lieber nicht in die Quere.«
Eines Tages ist Silla nicht zu sehen. Kalla schrubbt ihren Arbeitsplatz in Windeseile und putzt dann anderswo weiter. Zum Schluss schiebt sie ihren Karren zu den Klos. Auf dem Männerklo gibt es nichts Außergewöhnliches, aber das Damenklo ist besetzt. Kalla wartet ein paar Minuten, bevor sie klopft. »Ich muss da putzen«, ruft sie.
»Verschwinde!«, kommt nach kurzer Stille die Antwort aus der Kabine. Sillas Stimme.
»Du bist mindestens seit einer halben Stunde da drin. Was treibst du denn?«
»Nichts.«
»Na, dann komm raus, ich muss putzen.«
Silla erledigt alle dienstlichen Angelegenheiten mit dem Handy, das ihr die Firma gegeben oder eigentlich geliehen hat. Jetzt hat sie wieder auf der Toilette gearbeitet.
Es hat sich vielleicht ungefähr so abgespielt: Silla hat auf dem Klo gesessen, das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt. Sie hat etwas aus ihrer Handtasche gebraucht. Deshalb musste sie den Kopf heben, das Handy ist unter dem Ohr hervorgerutscht und zwischen ihren Beinen ins Klo gefallen. Sie hat lange überlegt, ob sie einfach abziehen soll, obwohl sie dann das Handy bezahlen muss und als Ersatz wahrscheinlich ein älteres Modell bekommt, oder ob sie versuchen soll, es irgendwie rauszufischen. Sie weiß bloß nicht, wie, denn iih, Scheiße, da steck ich doch meine Hand nicht rein. Sie hat noch einmal in ihrer Handtasche gekramt und die Tüte aus dem Pornoladen gefunden, die ihr witziges Geschenk zum Polterabend ihrer besten Freundin enthält: so einen echt großen, geäderten schwarzen Dildo. Den hat sie ausgepackt und versucht, mit ihm das Handy rauszuangeln. Aber dann ist auch er irgendwie ins Klo geplatscht, und sie hatte den Eindruck, als stiege das Wasser. Schließlich beschließt sie abzuziehen, egal was passiert. Das hat zur Folge, dass das Wasser weiter steigt, denn das Klo ist offenbar irgendwie verstopft.
Silla öffnet die Tür. »Die ist verstopft«, sagt sie und zeigt auf die Kloschüssel.
Kalla blickt hinein. »Pfui Deibel«, sagt sie.
»Genau.«
»Hast du das zustande gebracht?«
»Natürlich nicht.«
Aber in der Firma arbeiten außer ihr keine
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