Die Hure: Roman (German Edition)
Frauen! Nur die eine Asiatin im zweiten Stock, aber die hat in der Verwaltungsetage nichts zu suchen.
»Was willst du, dass ich tue?«, fragt Kalla.
»Bring es in Ordnung.«
»Dafür brauchen wir vielleicht einen Klempner.«
»Nein!«
»Was krieg ich, wenn ich es mache?«
»Was willst du?«
Kalla will, dass Silla sie ungestört arbeiten lässt. »Und dass du den Leuten sagst, sie sollen aufhören, alles mit Kacke zu beschmieren.«
»Ja gut, ich schicke eine Mail rum und hänge Zettel auf die Klos. Und bei der Sitzung mache ich ein Briefing für alle. Aber du sagst kein Wort … okay?«
Kalla streift Gummihandschuhe über. Das schmutzige Wasser läuft in die Handschuhe, als sie die Hände in die Schüssel taucht. Als Erstes zieht sie den schwarzen Dildo heraus. Sie hält ihn für irgendein entsetzliches Meerestier und schleudert ihn angeekelt weg. Kalla hat zwar auch einen Dildo, aber das ist so ein niedliches rosa Ding. Der Dildo zuckt heftig unter dem Waschbecken. Kalla schneidet Silla eine Grimasse. Nach dem Plastikschwanz bekommt sie Sillas tolles Handy zu fassen. Sie reicht es seiner Besitzerin, die es einseift und abspült wie ein Neugeborenes. Der eigentliche Grund der Verstopfung ist ein faustgroß aufgequollener, blutiger Tampon.
Danach werden in den Toiletten Zettel angebracht, auf denen zweisprachig steht: »Please do not shit on the wall. Bajsa ej på väggen.« Eine Weile hängen die Zettel unbehelligt, doch dann erscheinen mit Tusche geschriebene obszöne Bemerkungen darauf.
Nachdem irgendwer auf Sillas Zettel geschrieben hat »no dildoes also in toilets«, schneidet Kalla sich an einem im Papierkorb versteckten zerbrochenen Sektglas die Hand auf. Auch anderer Verdruss häuft sich an. Auf den Teppichläufern in den Fluren werden Kaugummis festgetreten, Wasserhähne werden nicht zugedreht, das Öldressing vom Hühnersalat wird auf den Küchenboden geschüttet.
Kalla mag sich nicht bei Silla beschweren. Vielleicht wird es nicht noch schlimmer, denkt sie und hält die andere Wange hin.
Silla versucht zu arbeiten. Es ist ein bisschen schwierig, sich zu konzentrieren, wenn diese Idiotin schnaufend vor ihrem Schreibtisch rumkraucht. »Was machst du da?«, schimpft Silla.
»Auf dem Läufer klebt ein Kaugummi«, antwortet Kalla.
Verärgert schreibt Silla weiter an ihrem Memorandum. Die Putze ist eine arrogante, nervende … Hure. Sie hätte eine … Lehre verdient. Vielleicht sogar … eine Strafe. Man könnte sie zum Beispiel … töten.
Silla steht vom Schreibtisch auf und geht mit klappernden Absätzen zu Kalla. Die hockt da auf allen vieren wie ein Tier. Silla tritt auf Kallas Hand. Sie verlagert ihr ganzes Gewicht, in Kilo circa sechzig plus, auf ihre Ferse und lächelt. Der Absatz durchbohrt Kallas Hand.
Kalla schießen Tränen in die Augen, doch sie ist nicht fähig zu schreien. Beide starren auf das Blut, das auf den schmutzigen Teppich sprudelt.
Silla hat noch nie etwas so Faszinierendes gesehen.
»Hey guys, I’ve got something for you. It’s better than Pepsi or Coke«, ruft sie in das Zimmer der Computerheinis.
Aus dem Büro kommen einige untersetzte und einige nicht untersetzte Ingenieure. Silla tritt mit dem anderen Fuß auf Kallas Handgelenk, um ihren Absatz herauszuziehen. Einer der Männer packt Kalla an den Beinen und schleift sie in das Arbeitszimmer. Kalla wird auf den Projekttisch gelegt. Ihre Kleider werden in Fetzen geschnitten. Die Schere hinterlässt überall an ihrem Körper Wunden. Jemand tackert Heftklammern in ihre Haut. Die Männer sagen nichts, sie kichern bloß. Einer schlägt Kallas Brüste mit einem Zirkel, ein anderer pinkelt auf sie, ein dritter holt Chlor aus der Besenkammer und gießt die ganze Flasche auf Kallas Haut. Jemand knallt ihr den Briefbeschwerer ein bisschen zu fest an den Kopf. Kalla verliert das Bewusstsein.
»Did she die?«, fragt einer. Die Antwort ist allgemeines Gelächter.
Kalla kommt wieder zu sich, als man sie die Treppe hinunterträgt. Sie versucht sich zu sträuben, doch sie ist in schwarzes Plastik gewickelt und kann sich nicht bewegen. Am Hallen der Schritte erkennt sie, dass sie den Keller erreicht haben. Sie will schreien, doch sie kann den Mund nicht öffnen.
Der Mann öffnet die schwere Klappe zur Müllpresse, schiebt Kalla hinein und drückt auf den Execute-Knopf. Die Maschine rattert und poltert. Der Mann muss immer noch ein bisschen lachen. Er ist derjenige, der damals die erste Dose warf.
Die Maschine hört auf zu
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