Die Hure: Roman (German Edition)
dass Aphrodite noch einmal mit ihm schläft.
Aphrodite geht ans Ufer, sagt der Paradiesinsel Adieu und schwimmt, bis sie einer Delfinschule begegnet. Ihrer Bitte, sie nach Hause zu bringen, kommen die Tiere jubelnd nach. Denn mehr als alles andere ist Aphrodite die Göttin der Delfine.
Milla wacht auf und reckt sich genüsslich. Was für einen seltsamen Traum hatte sie in der Nacht? Sie verwandelte sich in einen gehörnten Dämon und flog wie ein eisiger Wind, um ihren Sohn zu retten, bevor alles rot und gelb wurde, als hätte jemand einen wahnsinnig großen Pickel zum Platzen gebracht.
Sie streicht dem neben ihr schlafenden Kind über die Haare. Ich bin eine ganz gute Mutter geworden, denkt sie.
In der Küche gießt sie sich ein Glas Saft ein. Ihr ist, als ob er irgendwie besonders süß schmeckt und außerdem, na, undefinierbar.
Die anderen sind nicht zurückgekehrt. Doch Milla macht sich keine Sorgen. Sie entwickelt keine Schreckensbilder, was alles schiefgegangen sein könnte. Ihnen kann nichts Schlimmes passiert sein: Schließlich sind eine Göttin, die erste Frau und eine Schriftstellerin dabei. Mit dem Urteilsvermögen der drei steht es vielleicht nicht zum Besten, aber einen starken Willen hat jede von ihnen. Wahrscheinlich feiern sie noch irgendwo.
Milla zieht einen goldenen Bikini an und geht auf die Veranda. Es scheint, als strahle die Sonne heute an einem etwas klareren Himmel!
In der Zeitung steht, man habe endlich die schmerzfreie Geburt erfunden, eine Methode, die die Geschlechtsorgane der Frau nicht zerreißt, wenn das Kind zur Welt kommt.
»Zum Glück habe ich keine Erinnerung an die Geburt!«
Außerdem wurde eine Anti-Baby-Pille für Männer entwickelt. Und eine von Nebenwirkungen freie Pille für Frauen. Dazu ein Mittel gegen Menstruationsschmerzen.
»Das wurde aber auch Zeit.«
Es gibt jetzt Slips, die nicht zwischen die Pobacken rutschen, aber trotzdem nicht schrecklich aussehen. Unzerreißbare Strumpfhosen. Pumps, bei denen man die Absatzflecken nie zu ersetzen braucht.
»Da spare ich ja viele Tausend Euro! Ich kann mir sogar ein Haus kaufen.«
Man hat eine angenehme Behandlung gegen Klimakteriumsbeschwerden entdeckt. Und eine Methode, Brustkrebs zu verhindern. Außerdem gilt Hausarbeit jetzt offiziell als ebenso wertvoll wie Berufstätigkeit.
»Man könnte beinahe von Fortschritt sprechen.«
Die Vögel singen. Auf die Veranda des Nachbarhauses tritt ein junger Mann. Auch er ist Finne. Er war früher als Schneeschaufler tätig, hatte aber genug davon und zog in dieses schneelose Land. Aber er ist nicht jener finnische Schneeschaufler, der seine gesamte bewegliche Habe und die seiner Frau an den Meistbietenden verkaufte, Frau und Kind in der leeren Wohnung sitzen ließ und sich nach Thailand absetzte, um wer weiß was zu tun. Dieser hier ist ein ganz anderer.
Milla lächelt dem Mann zu. Auch der Mann lächelt. Sie müssen beide lachen. Der Schneeschaufler sieht komisch aus, aber durchaus nicht in negativem Sinn. Er hat ein hübsches Lächeln und herrliche grüne Augen.
MILLA: Hallo.
SCHNEEMANN: Hallo.
MILLA: Hast du schon gehört, dass gestern die Pille für Männer erfunden wurde?
SCHNEEMANN: Ja, hab ich gerade gelesen. Ich dachte, ich hol mir ein Rezept. Im Moment habe ich zwar kein Sexleben, aber für alle Fälle. Obwohl ich bei flüchtigen Abenteuern natürlich weiterhin ein Kondom verwenden würde. Aber für eine feste Beziehung ist so ein Produkt optimal.
MILLA: Hihi.
SCHNEEMANN: Hehe.
MILLA: Du, wenn du die Pille gekriegt hast, kommst du dann zu mir und testest, ob sie wirkt?
SCHNEEMANN: Oho, der Vorschlag ist ganz schön verantwortungslos! Stell dir vor, sie wirkt nicht und du wirst schwanger. Aber ich habe dein Kind ja schon gesehen. Es ist ganz wohlproportioniert. Du kriegst also gute Kinder. Ich meine, wenn du welche willst.
MILLA: War das jetzt ein Ja oder ein Nein?
SCHNEEMANN: Ich komme gern. Und ich habe auch keine Geschlechtskrankheiten oder so, du kannst also unbesorgt sein.
MILLA: Gut. Ich habe auch keine! Obwohl ich früher Hure war.
SCHNEEMANN: Oho, das wurde bestimmt besser bezahlt als das Schneeschaufeln.
MILLA: Stell dir mal vor, während du bei irgendeinem reichen Furz auf dem Dach gestanden und den Schnee runtergeschoben hast, war ich vielleicht gerade im Haus und habe dem Typen einen geblasen.
SCHNEEMANN: Tatsächlich. Oho.
MILLA: Ich bin übrigens echt gut im Blasen.
SCHNEEMANN: Ach ja? Ich auch. Bei Mädchen, meine ich. Was denkst du:
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