Die Hure und der Krieger
Naht nicht aufgerissen ist.“
Einmal mehr biss sie sich auf die Zunge, um ihm nicht aufgebracht entgegenzuschleudern, dass sie wusste, was zu tun sei, auch ohne dass er sie gängelte. Stattdessen nickte sie abermals knapp und schob sich an ihm vorbei zu Alaric.
Sie legte ihm eine Hand auf die Stirn und stellte ermutigt fest, dass er sich nicht mehr so heiß anfühlte wie zuvor. Was vermutlich aber daran lag, dass er der kalten Luft draußen ausgesetzt gewesen war. Nun da er sich in der wärmeren Kammer befand, würde sie dafür sorgen müssen, dass das Fieber nicht wieder stieg.
„Wird er gesund werden?“, fragte Mairin bang.
Keeley wandte sich zu ihr um. „Aye, etwas anderes lasse ich nicht zu.“
Die Frau neben Lady McCabe hob die Brauen. „Du bist recht überheblich für deine jungen Jahre.“
„Überheblich?“ Sie war aufrichtig verblüfft über diese Einschätzung. „So habe ich mich nie gesehen. Was ich tue, hat mich Demut gelehrt, schließlich liegen Menschenleben in meiner Hand. Immerzu fürchte ich, nicht leisten zu können, was ich leisten muss. Ich bin stur - nicht überheblich. Sofern es in meiner Macht steht, lasse ich nicht zu, dass jemand leidet.“
Lady McCabe trat lächelnd zu ihr, fasste sie bei den Händen und drückte diese. „Ob nun Überheblichkeit oder Zuversicht, ist mir einerlei. Wenn ich dich ansehe, erkenne ich, wie entschlossen du bist, Alaric nicht sterben zu lassen. Das ist alles, was für mich zählt. Und dafür danke ich dir, gute Frau. Wenn du Alaric nur helfen kannst, ist dir mein ewiger Dank sicher.“
Keeley spürte, wie ihr bei den warmherzigen Worten der Dame die Wangen heiß wurden. „Bitte, nennt mich Keeley.“
„Und du musst mich Mairin nennen.“
„Oh, nay , Mylady.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das geht doch nicht. Und Eurem Laird würde es gar nicht gefallen.“
Mairin lachte leise. „Ewan bellt, aber er beißt nicht, Auch wenn er laut und unwirsch wird, bleibt er dabei immer ein besonnener Mann.“
Keeley zog bedeutungsvoll eine Braue hoch, und Lady McCabe errötete.
„Was er getan hat, war verwerflich“, gab sie zu. „Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Vielleicht hat die Sorge um Alaric ihn blind für alles andere gemacht.“
„Ich denke, die Sorge um Euch hatte ebenfalls damit zu tun“, erwiderte Keeley trocken.
„Um mich?“
Keeley ließ den Blick zu Mairin McCabes Bauch wandern. „Er will, dass ich bleibe, um Euch zu entbinden.“
„Ach, herrje. Ewan muss närrisch sein. Er kann doch nicht einfach Menschen entführen, nur weil er um meine Sicherheit fürchtet. Das ist absurd.“
Keeley lächelte. „Wenn ein Mann sich um seine Frau sorgt, zeugt das davon, dass er etwas wert ist. Nun da ich Euch kennengelernt habe, werde ich mich nicht länger weigern, den Winter hier zu verbringen und Euer Kind sicher auf die Welt zu holen.“
„Du hast ein gutes Herz, Keeley“, warf Maddie ein. „Wir können eine Heilerin durchaus brauchen. Lorna ist vor einigen Wochen von uns gegangen, und der Laird weiß zwar, wie man Wunden näht, versteht aber nichts von Kräutern und Umschlägen. Auch mit Entbindungen hat er natürlich keinerlei Erfahrung.“
Abermals hob Keeley die Brauen. „Der Laird hat sich als Heiler betätigt?“
„Er hat mich genäht, nachdem ich von einem Pfeil getroffen worden war“, erklärte Mairin. „Das hat er sehr ordentlich gemacht.“ „Sag, was du benötigst“, drängte Maddie. „Ich sorge dafür, dass du es schnellstens bekommst.“
In Gedanken versunken betrachtete Keeley den schlafenden Krieger. Sie brauchte eine Unzahl an Kräutern und Wurzeln, aber die wollte sie lieber selbst sammeln. Sie vertraute nicht darauf, dass andere die Pflanzen ebenso gut kannten wie sie.
Also bat sie Maddie nur um Wasser und Verbandszeug. Und Fleischbrühe, um Alaric zu stärken. Es war wichtig, dass er bei Kräften blieb. Ein geschwächter Mensch hatte einem Leiden nicht so viel entgegenzusetzen wie ein starker, widerstandsfähiger.
Auch was in ihrer Abwesenheit zu tun sei, erklärte sie der älteren Frau.
„Aber wo willst du hin?“, fragte Mairin stirnrunzelnd.
„Ich muss die nötigen Wurzeln und Kräuter für meine Heilmittel zusammensuchen. Wenn ich nicht gleich gehe, muss ich bis morgen warten, und dann könnte es zu spät sein.“
„Das wird Ewan nicht gefallen“, murmelte Mairin. „Außerhalb der Burgmauern umherzuwandeln hat er schon mir streng verboten.“
„Wenn er will, dass sein Bruder
Weitere Kostenlose Bücher