Die Hure und der Krieger
königlichen Gesandten ehrerbietig zu begegnen hatte, und erhob sich vorsorglich. Hinter dem Boten traten Caelen und Alaric ein.
Mairin versuchte ebenfalls, sich hochzuhieven. „Ewan?“
Der Laird eilte quer durch die Halle zu ihr und drückte sie sanft zurück auf den Stuhl. „Nicht doch, bleibt sitzen.“ Er bedeutete auch Keeley, wieder Platz zu nehmen, und runzelte die Stirn. Es schien, als merke er erst jetzt, dass sie überhaupt auf den Beinen war, warf ihr jedoch nur einen flüchtigen Blick zu und wandte sich wieder an den Boten.
„Ich bringe Euch eine Nachricht vom König“, erklärte der. „Er hat mir aufgetragen, Eure Antwort abzuwarten.“
Der Laird nickte und bat den Gesandten mit einer Geste, an der Tafel Platz zu nehmen, ehe er anwies, eine Stärkung aus der Küche zu bringen.
Er entrollte das überreichte Pergament und las eine Weile. Als er wieder aufschaute, sah er sich suchend um und ließ den Blick auf Alaric ruhen.
„Dies betrifft deine anstehende Hochzeit.“
Alaric hob die Brauen und schaute kurz zu Keeley herüber, ehe er abermals seinen Bruder ansah.
„Der König teilt mit, dass er zufrieden mit dem Abkommen ist und freudig dem Bündnis entgegensieht, das dadurch geschlossen wird. Er wird der Hochzeit beiwohnen und wünscht, dass auch die benachbarten Clans zugegen sind, auf dass er persönlich vernehmen kann, wie sie einander die Treue schwören.“
Schweigen senkte sich über die Halle.
Keeley zog sich das Herz zusammen, bis sie meinte, es werde zerspringen. Sie wagte nicht, Alaric anzuschauen, denn sie wusste, dass ihr die Qual ins Gesicht geschrieben stand. Stattdessen starrte sie auf ihre Hände nieder, die sie im Schoß rang. Sie wollte nicht, dass überhaupt irgendwer sah, wie sie litt.
„Das ist eine große Ehre, Alaric“, sagte Ewan leise.
„Aye.“ Alaric wandte sich an den Boten. „Bitte übermittelt dem König, dass ich die Ehre zu schätzen weiß.“
Nicht etwa ihre Feigheit war es, die Keeley schon vor dem Ende des Nachtmahls zurück in ihr Gemach trieb, sondern ihr Erscheinungsbild. Ihr schauderte bei dem Gedanken daran, wie sie aussehen musste. Wie sie sich fühlte, wusste sie hingegen genau. Maddie hatte ihr versprochen, heißes Wasser hinaufschicken zu lassen.
Die Aussicht auf ein dampfendes Bad ließ sie genüsslich aufstöhnen. Sie mühte sich die Treppe hinauf, so ermattet, dass sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
Als sie ihre Kammer betrat und sah, dass die Frauen bereits dabei waren, den Zuber zu füllen, hätte sie vor Freude weinen können.
Kurz darauf platzte Maddie herein, stemmte die Hände in die Hüften und begutachtete den Fortschritt, um sich anschließend neben Keeley auf die Bettkante plumpsen zu lassen.
„Soll ich dir in den Zuber helfen?“
Keeley lächelte. „Danke, nicht nötig. Es ist großartig, dass du dies hier für mich tust, Maddie. Ich weiß, wie viel Arbeit es macht, das Wasser heraufzuschleppen.“
Maddie tätschelte ihr das Knie. „Das ist ja wohl das Mindeste, was wir für unsere Heilerin tun können. Wenn wir nicht auf dich aufpassen und für dein Wohl sorgen, haben wir schließlich niemanden, der uns umsorgt, wenn wir krank sind!“
Sie ging, und Keeley verlor keine Zeit. Sie zog sich das Kleid über den Kopf, warf es achtlos fort und beeilte sich, ins Wasser zu steigen.
Zoll um Zoll ließ sie sich ins Nass sinken, wobei jede Bewegung wehtat. Als sie bis zum Kinn im Wasser saß, lehnte sie sich zurück.
Es war himmlisch.
Sie schloss die Augen, entspannte sich und spürte, wie ihre müden, schmerzenden Muskeln sich lockerten. Sie vergaß alles und widmete sich ganz dem wunderbaren Gefühl, von heißem Wasser umgeben zu sein.
Der Kopf war ihr zur Seite gesunken, und sie döste vor sich hin, als sich die Tür öffnete. Erstaunt schaute Keeley auf und erkannte Alaric am anderen Ende der Kammer. Er stand in Dunkelheit getaucht da, denn die wenigen brennenden Kerzen erhellten allesamt nur den Zuber und den Ankleidebereich. Ansonsten spendete lediglich das Kaminfeuer spärliches Licht, und dieses drang nicht bis dorthin, wo er stand.
Lange betrachtete er Keeley einfach, und sie erwiderte seinen Blick abwartend. Sie labte sich an dem Verlangen in seinen Augen. Etwas an seinem Gebaren heute Abend war aber entschieden anders als sonst ...
Für gewöhnlich war er fröhlich und neckte sie. Vor jedem Liebesspiel lachten sie leise miteinander und redeten über die Ereignisse des Tages.
Heute aber
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