Die Hure und der Krieger
es gewohnt, Kranke zu umsorgen, und nicht, eine von ihnen zu sein. Wieder grinste Alaric, ehe er die Arme um sie schlang. „Weshalb pflegt Ihr mich?“, fragte sie. Die Worte klangen gedämpft, weil er ihren Kopf an seine Brust drückte. „Das schickt sich nicht.“
„Recht schicklich haben wir uns zuvor auch nicht verhalten“, murmelte er.
Sie lächelte trotz der Schmerzen, wurde aber sogleich wieder ernst. „Was werden die Leute denken? Und sagen?“
„Gar nichts, sofern ihnen ihr Leben lieb ist. Und was sie denken, ist ihre Sache. Darauf haben wir keinen Einfluss.“
Sie zog die Stirn kraus. Er hatte recht, und das wusste sie auch. Doch ebenfalls wusste sie, dass Argwohn zu Gerede führte und Gerede zu Anschuldigungen. Und auf Anschuldigungen folgten Taten.
Plötzlich schwang die Tür auf, und Maddie schaute herein. Keeley versteifte sich und versuchte, sich Alaric zu entziehen, obwohl die ältere Frau wusste, was sie für ihn empfand.
Aber er hielt sie an sich gedrückt und blieb entspannt auf dem Bett liegen, während er darauf wartete, dass Maddie zu ihnen trat.
„Ich habe heiße Brühe und Wasser“, sagte sie. „Die Brühe wird deine Halsschmerzen lindern, Keeley, und das Wasser hilft hoffentlich gegen das Fieber. Es ist wichtig, dass du genug trinkst.“
Alaric nahm die dampfende Brühe entgegen und hielt sie Keeley behutsam an die Lippen. „Nur nippen, sie ist heiß.“
Dankbar dafür, dass er sie stützte, nahm sie einen kleinen Schluck. Sie fühlte sich vollkommen kraftlos und wäre sicher in sich zusammengesunken, hätte er sie nicht gehalten.
Mit unendlicher Geduld führte er ihr immer wieder die Schale an den Mund, damit sie ein wenig von der Flüssigkeit trinken konnte. Zunächst schmerzte es zu schlucken, denn ihre Kehle fühlte sich geschwollen und zerschunden an.
Als sie nicht mehr konnte, lehnte sie sich gegen Alarics Arm zurück und schloss die Augen, damit die Kammer aufhörte, sich zu drehen.
„Ich komme bald wieder und sehe nach dir“, versicherte Maddie leise. „Falls du vorher etwas brauchst, lass mich rufen, dann bin ich sofort bei dir.“
Keeley schaffte es kaum zu nicken. Die Brühe zu trinken hatte sie alle Kraft gekostet. Und dabei musste sie doch dem Laird noch berichten, was eigentlich vorgefallen war.
Alaric küsste sie auf die Schläfe, und Keeley seufzte vor Behagen. Das war das Beste, was sie seit ihrem Erwachen gespürt hatte.
Als es abermals an der Tür klopfte, stöhnte sie. Alarics Aufforderung zum Eintreten klang in ihren Ohren so gedämpft, als sei er unter Wasser. Oder vielleicht war sie ja auch diejenige , die sich unter Wasser befand?
Sie hörte den Laird eine leise Frage stellen und kämpfte mit der Benommenheit. Missmutig erkannte sie, dass Alaric sich mit seinem Bruder stritt, denn Alaric wollte, dass der Laird sie ihn Ruhe ließ und später befragte.
„Nay, schon gut“, krächzte sie. Ihre Kehle nahm ihr schon diese wenigen Worte übel, und sie rieb sich den Hals, um das unangenehme Gefühl loszuwerden.
Ewan McCabe setzte sich ans Fußende des Bettes, was sie ein wenig ungehörig fand. Aber er war der Laird, und als solcher konnte er tun, was er wollte.
Er grinste. „Aye, das ist einer der Vorzüge, die man als Laird genießt. Ich kann tun, was ich will.“
„Das wollte ich gar nicht laut sagen“, murmelte sie.
„Fühlst du dich gut genug, mir zu berichten, was sich im Wald zugetragen hat? Ich habe mit Crispen und den übrigen Kindern gesprochen, aber bei Gott, sie alle erzählen etwas anderes.“
„Ich fürchte, ich kann Euch kaum helfen. Es ging alles so schnell. Ich weiß nur, dass diese Schurken mich für Eure Gemahlin hielten und mich so rasch wie möglich fortbringen wollten. Sie haben Euch einen Esel geschimpft, weil Ihr Lady McCabe angeblich unbewacht gelassen habt.“
Die Miene des Lairds wurde so düster wie eine Gewitterwolke. „Sie haben recht hämisch über den Umstand frohlockt, dass sie sowohl Euren Sohn als auch Eure Frau haben fangen können.“
Er beugte sich vor und sah sie durchdringend an. „Haben sie sonst noch etwas gesagt? Haben sie preisgegeben, wer sie sind? Hast du ihr Wappen erkannt?“
Bedächtig schüttelte sie den Kopf, ehe sie die Brauen zusammenzog, weil ihr plötzlich etwas einfiel. „Doch, da war etwas. Sie meinten, dass Cameron sie reich entlohnen werde für ihre Beute. Das ist alles, woran ich mich entsinne. Als sie merkten, dass ich kein Kind unterm Herzen trage, wussten sie, dass
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