Die Hure und der Krieger
zurücksank, sah Keeley auf. „Ruht Euch aus bis zur nächsten Wehe, und dann wiederholt das Ganze.“
„Unfassbar“, murmelte der Laird. „Warum ist das Kind nicht längst da?“
Maddie verdrehte die Augen. „Typisch Mann. Taucht auf und erwartet, dass alles getan ist.“
Endlich glitt das Kind Keeley in die Hände, schlüpfrig und warm und Gott sei Dank lebendig.
„Es ist ein Mädchen!“, verkündete sie. „Ihr habt eine Tochter, Mairin!“
Mairin kamen die Tränen, und auch die Augen des Lairds schimmerten verdächtig feucht, als er seine Gemahlin betrachtete.
„Eine Tochter“, sagte er heiser.
Keeley band die Nabelschnur ab und durchtrennte sie, ehe sie das Mädchen rasch reinigte. Das leise Weinen des Kindes hallte in der Stille der Kammer wieder.
Den Eltern war anzusehen, dass diese ersten Laute sie tief berührten. Beinahe scheu sahen sie zu, wie Keeley das Kind behutsam in warme Decken wickelte und Mairin reichte.
„Sie ist wunderschön“, flüsterte der Laird, küsste Mairin auf die schweißnasse Stirn und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. „So schön wie ihre Mutter.“
Mairin legte die Kleine an die Brust und redete ihr gut zu, bis sie zu saugen begann.
Auch Keeley drohten die Tränen zu kommen, als sie die Ehrfurcht in Ewan McCabes Augen sah. Er schlang die Arme um Mutter und Tochter und hielt sie fest, während das Kind gestillt wurde. Weder Mairin noch der Laird konnten den Blick von dem zarten, kleinen Wesen abwenden.
„Das hast du gut gemacht“, flüsterte Maddie und umarmte Keeley. „Nie zuvor habe ich eine so leichte Geburt erlebt.“
Keeley lächelte sie an und bat sie dann mit einer Geste, ihr zu helfen, die besudelten Laken zu entfernen. Stumm machten sie sich ans Werk, um ja nicht den Moment der Innigkeit zu zerstören, den der Laird und seine Familie genossen.
Sie schlichen gerade zur Tür, als Ewan McCabe sich erhob, ihnen nacheilte und Keeley in den Weg trat. Seine Augen leuchteten vor Erleichterung und Seligkeit.
„Hab Dank. Meine Gemahlin bedeutet mir alles. Ich hätte es nicht ertragen, sie oder das Kind zu verlieren. Ich werde dir auf ewig verbunden sein und für immer in deiner Schuld stehen.“
Sie lächelte. „Ich komme später wieder, um nach den beiden zu sehen.“
Er nickte und beeilte sich, zum Bett zurückzukehren.
Als Keeley und Maddie hinaus auf den Gang traten, lösten Caelen, Alaric und Gannon sich von der jenseitigen Wand und schauten die Frauen erwartungsvoll an.
„Ist es überstanden?“, fragte Caelen.
Keeley nickte. „Der Laird hat eine Tochter.“
„Eine Tochter.“ Alaric lächelte. „Wie passend. Sie wird ihn ebenso sehr um den Verstand bringen, wie die Mutter es tut.“ Gannon lachte leise. „Und uns erst.“
„Und Mairin? Ist sie wohlauf?“, wollte Caelen wissen.
Sie hob eine Braue. „Aber, Caelen, ich könnte fast glauben, Ihr hättet ein Herz. Aye , Mairin ist wohlauf. Der Laird ist bei ihr, und ich dachte mir, wir gestehen ihnen einen Moment Ungestörtheit zu.“
Caelen blickte finster drein und murmelte etwas Unverständliches, aber Keeley sah die Erleichterung in seinen Augen.
„Wenn Ihr uns entschuldigen wollt? Wir müssen sauber machen, und ich könnte ein wenig frische Luft gebrauchen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt sie an den Männern vorbei, Maddie im Schlepptau.
„Gib mir die Laken“, meinte Maddie, als sie die Halle erreichten. „Geh du nur frische Luft schnappen. Es war eine anstrengende Nacht für dich.“
Keeley leistete keinen Widerstand und machte sich auf in den Hof, um sich von der Kälte die Wangen kühlen zu lassen. Sobald der Eishauch sie traf, schloss sie die Augen und sank zu Tode erschöpft auf die Stufen vor dem Portal nieder. Geburten ängstigten sie stets. Zu viele Frauen ließen dabei ihr Leben, und Keeley hatte sich vorgenommen, dass dies Mairin nicht widerfahren würde. Aber sie hätte sich keine Sorgen machen müssen. Es war eine der mühelosesten Entbindungen gewesen, der sie je beigewohnt hatte. Dennoch war ihre Erleichterung so groß, dass ihre Knie sich so weich wie Butter anfühlten.
Eine Weile saß sie einfach da und atmete in tiefen, gleichmäßigen Zügen.
„Keeley, geht es dir gut?“
Ruckartig hob sie den Kopf und schaute sich um. Im Schatten stand Alaric. Ihr Herz schlug schneller bei seinem Anblick. Das war merkwürdig, denn es war noch nicht lange her, dass sie ihn zuletzt gesehen hatte. Dennoch weidete sie sich so begierig an ihm, wie eine
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