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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Kleid über die Schulter herunterzuziehen. Er lächelte. Ob sie es tun würde? Was würde Botticelli, was würde Savonarola dazu sagen? Könnte das Bild nicht schließlich ein Raub der Flammen werden? Andererseits hatte Botticelli selbst Frauen in verführerischen Posen gemalt. Verschleuderte ein Künstler wie Sandro nicht sein ganzes Talent? Und würde nicht auch er sich verschleudern, indem er sich einer Kunstauffassung beugte, die nur Gottgefälligkeit zum Inhalt hatte?
    Francesco griff zu einem Tuch, das mit Farbspritzern bedeckt war, und hängte es über das Bild. Er seufzte und begann, die Pinsel auszuwaschen und die Palette zu säubern. Die Gesellen und Gehilfen Botticellis arbeiteten leise und unterhielten sich in gedämpftem Ton. Vom Dom hörte Francesco die Glocke drei Mal schlagen. Angelina musste bald hier sein. Das Knarren der Tür ließ ihn auffahren. Da war sie. Mit einem feinen Lächeln steuerte sie auf ihn zu, ließ sich aus dem Mantel helfen, doch dann erstarrte ihre Miene.
    »Seid Ihr nicht wohlauf, Angelina?«, fragte der Maler. »Ist etwas geschehen?«
    |58| Sie schlug die Augen nieder, hob dann den Kopf.
    »Ich bin von zu Hause fortgelaufen«, platzte sie heraus. »Meine Eltern wollten mir verbieten, hierher zu Euch zu kommen.«
    »Und jetzt?«, fragte er und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    »Ich … ich weiß es nicht«, stammelte Angelina.
    »Wollt Ihr es Euch nicht noch einmal überlegen?«, meinte er sanft. »Ihr könnt Eure Eltern gewiss noch umstimmen.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Sie wollen mich verheiraten!«
    Etwas blitzte in seinen Augen auf.
    »Mit wem denn, wenn ich fragen darf?«
    »Mit Tomasio Venduti.«
    Francesco begann zu lachen. Als er Angelinas entgeisterten Blick bemerkte, hielt er inne und sagte:
    »Verzeiht, wenn mich das belustigt hat. Signor Venduti ist bekannt als ein sehr zurückhaltender, wenn nicht schüchterner Mann, der nur selten in der Gesellschaft auftaucht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es gewagt hat …«
    »Er hätte um meine Hand angehalten, sagen meine Eltern.«
    »Wollt Ihr ihn denn heiraten?«
    »Aber nein! Das hat doch überhaupt Zeit mit dem Heiraten, ich meine, es gibt so viele andere schöne Dinge, die ich noch gern tun würde.«
    »Zum Beispiel einem Maler Modell zu sitzen, nicht wahr?«
    Angelina wurde rot. »Auch das, ja, aber noch vieles mehr!«
    »Was glaubt Ihr denn, was ich Euch in einer solchen Lage raten sollte?«, wollte er wissen.
    »Wahrscheinlich, zu meinen Eltern zurückzukehren. Was bleibt mir denn anderes übrig.«
    »Ihr habt sicher nicht viel Geld bei Euch«, gab Francesco zu bedenken. »Ich kann Euch leider nicht unterstützen, ich bin nur …«
    »Ich weiß«, sagte sie.
    Angelina wandte sich zum Fenster und blickte eine Weile hinaus. |59| Die Strahlen der Sonne waren schwächer geworden, die Schatten wanderten an den Mauern hinauf.
    »Ich glaube, ich weiß, was ich zu tun habe«, sagte Angelina. »Ich werde nach Hause zurückgehen und morgen heimlich wiederkommen. Irgendwie wird es mir gelingen, der Aufmerksamkeit meiner Mutter und der Mägde zu entgehen.«
    Francesco schien besorgt. »Aber was ist, wenn es Euch nicht gelingt?«
    »Ich werde einen Weg finden, dessen bin ich mir sicher«, meinte sie. »Jetzt muss ich gehen.« Angelina blickte sorgenvoll hinaus.
    »Ich werde Lucas beauftragen, Euch ab und zu einen Brief zu überbringen«, sagte Francesco leise. »Er wird sicher nicht erfreut sein, dass Sonia nicht mehr bei ihm vorbeikommt.«
    »Aber Sonia wird weiter zum Markt gehen müssen, sie wird nicht eingesperrt wie ich.« Er rechnet wohl damit, das ich nicht so bald wiederkomme, dachte sie und spürte Tränen in sich aufsteigen. Francesco fasste Angelina, die aufgestanden war, an den Armen.
    »Es sieht nicht so düster aus, wie Ihr denkt«, meinte er. »Wartet nur, es wird noch alles gut.«
    In diesem Moment hatte sie große Sehnsucht, einfach nur von ihm in den Arm genommen zu werden. Er sah es wohl in ihrem Blick, denn er schob sie ein wenig von sich und stammelte: »Seht Euch nur auf der Straße vor, die Pest, ich glaube, sie ist zurückgekommen.«
    »Ich werde mir meinen Schal vor das Gesicht halten, damit die Krankheit nicht durch die Luft zu mir geflogen kommt«, gab Angelina zurück und wandte sich zum Gehen. Francesco ergriff ihre Hand und drückte sie lange.
     
    Doch etwa eine Stunde später war Angelina wieder da.
    »Habt Ihr Eure Eltern angetroffen?«, fragte er behutsam.
    »Ich bin gar

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