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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Clementina hielten die Köpfe gesenkt, als erwarteten sie Prügel.
    »Sonia, du gehst sofort in die Küche«, wies ihre Mutter die Magd an. »Da kannst du dein Essen zusammen mit der Köchin und der zweiten Magd einnehmen.« Sonia schlich betreten hinaus.
    »Und jetzt zu dir«, sagte Signora Girondo in strengem Ton. »Warum kommst du erst jetzt nach Hause? Was hat dich aufgehalten? |52| Du warst zu lange bei deinem geliebten Maler, hab ich recht? Was habt ihr getrieben? Und versuch nicht, uns anzulügen!«
    Angelina spürte einen Kloß im Hals. Hatte Signor Tomasio mit ihren Eltern gesprochen? Wussten sie von dem Angriff des Fremden? Gab es jemanden, der sie in der Werkstatt mit Francesco beobachtet hatte? Gesehen hatte, dass Sonia bei Lucas Bandocci saß, während sie allein mit dem Maler in der Werkstatt war?
    »Ich saß ihm Modell wie an jedem anderen Tag auch, so, wie Ihr es gewollt habt«, hub Angelina an. »Sonia war die ganze Zeit bei mir.«
    »Das ist nicht wahr!«, fuhr ihre Mutter auf. »Ich habe sie gesehen, als ich mit deinen Geschwistern zum Fluss ging. Sie stand vor dem Geschäft dieses Gemüsehändlers und scherzte mit ihm.«
    »Wollt Ihr jetzt auch noch hinter mir herschnüffeln?«, fragte Angelina in scharfem Ton zurück.
    »Angelina, wir müssen einmal ernsthaft mit dir reden«, schaltete sich ihr Vater ein. »Seitdem dieser Malergeselle an deinem Bild arbeitet, hast du dich sehr verändert. Du nimmst nicht mehr teil an den Plänen …«
    »Ich will diesen Tomasio nicht heiraten!«, unterbrach Angelina ihn.
    »… die wir für dich haben, weist sie sogar zurück. Wir wissen nicht mehr, was wir mit dir machen sollen!«
    »Ich weine mir jede Nacht die Augen aus wegen dir«, setzte Signora Girondo hinzu.
    »Wir haben beschlossen, dich nicht mehr dorthin gehen zu lassen«, fasste ihr Vater zusammen. »Dieser Mensch wird dich ins Unglück stürzen. Davor wollen wir dich bewahren.«
    Angelina glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können.
    »Und der Auftrag? Wollt Ihr den zurücknehmen?«
    »Ich habe heute Morgen einen Brief an Signor Botticelli geschrieben«, entgegnete Signor Girondo. Angelina sprang auf, warf ihre Serviette auf den Tisch und stürzte hinaus.
    »Du bleibst hier!«, rief ihr Vater ihr nach. Doch sie war schon durch die Tür, die Treppe hinuntergelaufen.
    |53| »Angelina!«, gellte es ihr hinterher. Sie war draußen, in der Via Dante Alighieri. Ihre Augen schwammen, sie sah die wenigen Menschen, die unterwegs waren, wie durch einen Schleier. Angelina lief bis zum nächsten Platz, auf dem sich vor allem Bettler und Händler herumtrieben.
    Sie erstarrte. Aus einer der Gassen kam ein merkwürdiges Rumpeln.
    Das hatte sie doch schon einmal gehört. Ein klappriger Wagen näherte sich, von Eseln gezogen. Darauf lag eine unförmige Masse, von schmutzigen Tüchern bedeckt.
    »Was ist das für ein Wagen?«, fragte Angelina hastig eine alte Frau, die vorüberging.
    »Das ist der schwarze Tod«, antwortete die Frau und verzog ihren Mund zu etwas, das wie ein verzweifeltes Grinsen wirkte. »Ihr solltet nicht mehr draußen herumlaufen, Signorina, sondern nach Hause gehen!«
    Angelina stockte fast das Herz. Hörte es denn niemals auf? Warum schickte Gott ihnen so viele Plagen? Waren Savonarola und der Mord an ihrem zukünftigen Gatten nicht schon genug der Prüfung gewesen? Wie sollte sie jetzt zu Francesco gelangen? Brachte sie ihn nicht in Gefahr, wenn sie ihn aufsuchte? Wer weiß, vielleicht trug sie die Krankheit schon mit sich herum!
    Angelina wandte sich in Richtung Arno, vielleicht würde die kühlere Luft am Fluss ihre Gedanken reinfegen. Immer wieder begegneten ihr Leichenwagen und Männer mit Pestmasken. Warum hatte sie die vorher nicht gesehen? War sie blind gewesen?
    Auf dem Ponte Vecchio hielten sich noch einige Schmuck- und Lederhändler, Metzger und Bäcker auf. Ein kühler Luftzug stieg vom Fluss herauf, die untergehende Sonne spiegelte sich im Wasser, Raben krächzten. Angelina starrte verzweifelt ins Wasser. Was sollte sie nur tun? Wenn sie trotz des Verbotes ihrer Eltern zu Francesco ging, durfte sie nicht mehr nach Hause zurück, würde verstoßen werden, das wusste sie. Sollte sie nach Hause zurückkehren und Francesco nicht mehr sehen, vielleicht nie wieder im Leben?

|54| 6.
    Die Luft stand still im Kloster San Marco. Es war sehr warm für die Jahreszeit. Nach der Mittagshore nahm Savonarola seinen Vertrauten Domenian beiseite.
    »Die Pest ist zurückgekehrt«, meinte er. Seine

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