Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
denn ausnahmslos Frauen kamen an die Türen.
    Leider teilten ihr alle das Gleiche mit: Sie hatten Laurenz seit Wochen nicht mehr gesehen, womit Lenas Sorge wuchs. Enttäuscht kehrte sie auf den Markt zurück, der sich inzwischen sichtbar geleert hatte. Rosa stand am Rand und hielt nervös Ausschau. Als Lena ihr auf die Schulter klopfte, drehte sie sich erschrocken um.
    »Herrje, wo warst du denn?«
    »Ich habe mich nur ein wenig umgesehen, und dann warst du im Gedränge verschwunden. Hier …«, damit reichte sie ihr eine Marone, »von Theresa.«
    Offenbar versöhnt griff Rosa zu. »Bleib nächstes Mal einfach nah bei mir.«
    »Ja.«
    »Wir können von Glück reden, dass ich noch einige Kohlköpfe und etwas Mehl erstanden habe. Auch Milch werden nur zwei Eimer geliefert. Alle kaufen wie besessen. Die Ratsherrin wird nicht zufrieden sein. Vermutlich müssen wir bald mit einer Blockade rechnen, und dann gibt es nichts mehr zu kaufen.«
    Rosa war ernster als gewohnt. Aber es war auch kein Wunder, bei dem, was ihnen bevorstand. Auch Lena war schon längst nicht mehr gelassen. Sie spürte eine Unruhe, die sich ähnlich anfühlte, als wenn sie in einen dunklen Keller hinabsteigen müsste. Man wusste nie, was einen dort erwartete. Noch mehr fehlte ihr Veronika – dagegen erschien ihr selbst der Krieg harmlos.
    »Wieso bleibst du im Haus des Ratsherrn und verschwindest nicht heimlich aus der Stadt?«
    Rosa sah sie erstaunt an. »Und wohin? Meine Eltern leben nicht mehr, meine Geschwister sind in alle Winde verstreut. Was meinst du, wohin ich gehen sollte?«
    »Sicher würdest du anderswo ebenfalls Arbeit finden«, erwiderte Lena.
    »Vielleicht. Aber hier ist mein Zuhause. Ich mag die Stadt, und ich habe es gut bei den Ratsleuten. Wir haben nichts auszustehen.«
    »Das ist wahr.« Lena meinte, was sie sagte, allerdings konnte sie auch schlecht sagen, dass der Hausherr höchstwahrscheinlich ein Mörder war. Nicht mehr mit Männern arbeiten zu müssen, war an sich schon eine Befreiung, und zudem ging es ihnen wirklich sehr gut. Widerwillig gestand sie sich ein, dass auch sie sich im Hause der Mindermanns trotz allem nicht so unwohl fühlte, wie sie eigentlich sollte.
    Kein Mensch konnte ahnen, wie lange diese Fehde, wie lange der Krieg dauern oder wann sie Laurenz wiedersehen würde und, was am wichtigsten war, wann sie ihr Kind finden würde. Was sollte sie jetzt tun? Sie konnte nichts mehr unternehmen, wenn der Ratsherr fort war, und hatte keine Ahnung, wo sie nach Veronika suchen sollte.
    Hatte sie überhaupt noch eine Möglichkeit, ihn zu überführen? Konnte sie beweisen, dass er das Gift gestohlen und Marie getötet hatte? Lena nahm sich vor, ihn bei der nächsten Gelegenheit einfach nach ihrer Tochter zu fragen, egal, was dann mit ihr geschehen würde. Wenn man sie nicht einsperrte und sie Veronika wiederhatte, würde sie versuchen, Laurenz zu finden, und wenn sie ihm in den Krieg folgen müsste. Das taten schließlich auch andere Frauen.

Kapitel 10
    In der Frühe am nächsten Morgen war im Haus ein Lärm zu vernehmen, der vom Markt herüberwehte. Neugierig gingen die drei Dienstmägde ans Fenster ihrer Kammer. Lena wurde von der Sonne geblendet und musste ihre Hand über die Augen halten, damit sie etwas sehen konnte.
    Auf dem Markt sah sie viele Soldaten und deren Angehörige, die voneinander Abschied nahmen oder sich gemeinsam auf die Reise vorbereiteten. Die Menschen jubelten den tapferen Männern zu, die nun in den Krieg ziehen würden. Es wurde musiziert, Gaukler spielten, und einige Töpfe dampften. Daneben weinende Frauen und Kinder, denen die Angst ins Gesicht geschrieben stand, da sie einer ungewissen Zukunft entgegensahen.
    »Tüddeln wir nich«, flüsterte Helene, wandte sich schaudernd ab und eilte die Treppe nach unten.
    Der Ratsherr stand schon fertig angezogen in der Wohnstube, richtete seine Amtstracht, unter der er jetzt eine lederne Rüstung trug, und nahm den Helm unter den Arm. Der gesamte Haushalt stand bereit, um ihn auf den Markt zu begleiten und zu verabschieden.
    »Meine Anweisungen kennt jeder. Hier bleibt alles wie gehabt. Sollten wir verlieren«, der Ratsherr machte eine Pause und blickte jeden eindringlich an, »sollten wir verlieren, flieht aus der Stadt oder versteckt euch. Vielleicht ist mein Gut auf dem Land dann noch sicher, es liegt weit genug weg. Schlagt euch dahin durch und sagt Otto, was geschehen ist. So er noch kann, wird er sich um euch kümmern. Flieht nicht nach Osten oder

Weitere Kostenlose Bücher